Diese Collage, die Renate Moos von Freunden geschenkt bekommen hat, zeigt ihre allererste Narrenstube 1978. Oben links sind die Gastgeberin und ihr Mann zu sehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Narrenstube war eine Institution / "Nach 37 Jahren darf ja auch mal Schluss sein"

Oberndorf - Am Fasnetsdienstag nach dem Morgensprung geht’s zur Renate Moos in die Narrenstube. Das war 37 Jahre so. Doch heuer zieht die "Elektrisch Moos", wie sie von den Oberndorfern liebevoll genannt wird, den Stecker. "Irgendwann darf ja auch mal Schluss sein."

Wenn am kommenden Dienstag der Narrenmarsch im Städtle erklingt, sitzt Renate Moos mit ihren Freundinnen vermutlich gerade beim Cappuccino in Florenz. Die "Wilden Weiber" machen sich am Samstagmorgen auf nach Italien und kommen erst am Fasnetsdienstagabend zurück. "Wenn alles vorbei ist."

Als Renate Moos 1978 zum ersten Mal in ihre Narrenstube einlud, waren Freunde und Bekannte noch unter sich. Ihre Gastfreudschaft wurde schnell zum Geheimtipp, der dann irgendwann auch keiner mehr war. "Es kamen immer mehr." Und Renate Moos hat’s gefallen.

Morgens um halb sechs wurden schon die Brote aufgeschnitten. "Das war eigentlich immer das Schönste", erzählt sie, "die Vorbereitungsphase und die Vorfreude". Auf einer langen Diele, die sie vom Bau-Jetter bekommen hatte, drapierten sie und ihre Freundinnen die belegten Brotscheiben. 180 Flaschen Sekt standen schon im Keller bereit und warteten drauf, an den närrischen Besuch ausgeschenkt zu werden.

In der Narrenstube Moos war immer Stimmung, dafür sorgten schon die Musiker. In den Anfangsjahren griff Fritz Matt in die Tasten seines Akkordeons, später spielte die AFB (Alberts Freizeitband), bis sich im wahrsten Sinne des Wortes die Balken bogen. Denn wenn alle Gäste zum Takt des Narrenmarsches sprangen, wackelte der Boden manchmal schon bedenklich.

Mitten drin fühlte sich Renate Moos wohl. Die Arbeit war ihr nie zuviel. Schließlich musste die Stube vorher ausgeräumt werden. Und am Aschermittwochabend sah’s dann wieder pickfein aus im Moos’schen Wohnzimmer. "Es hat mir immer wahnsinnig viel Spaß gemacht."

Nur zwei Mal in 37 Jahren war ihre Narrenstube geschlossen. Einmal war ihre Mutter am Tag nach dem Schmotzigen gestorben. Ein anderes Mal hatte sie sich über das Benehmen einiger Gäste geärgert. "Aber da habe ich gelitten." Und so sperrte sie das Jahr drauf halt doch wieder auf.

In der guten Stube von Renate Moos fühlten sich alle willkommen. Sie war eine Institution. CDU-Fraktionschef Volker Kauder und Landrat Wolf-Rüdiger Michel sind hier Stammgäste gewesen. Und weil an der Fasnet alle gleich sind, tanzten und feierten die "Promis" ausgelassen mit dem "einfachen Volk". Manche junge Mutter nutzte auch die Gelegenheit, ihr Baby zwischen den beiden Sprüngen zu stillen. Für jeden hatte Renate Moos ein Plätzchen anzubieten. Zu Beginn ihrer Narrenstubenzeit fuhr sie gerne mal mit dem Schneebob die Treppen hinunter und zur Haustüre hinaus. Nachahmer setzte es dabei ordentlich auf den Allerwertesten.

Nun ist sie 72 Jahre alt. Das Publikum in ihrer Narrenstube hat sich verändert. Die "Alten" kommen immer weniger. Die "Jungen" rücken zwar nach. Doch zu ihnen habe sie einfach nicht "mehr so den Bezug". Der Spaß ließ nach. Ihre Stube hat Renate Moos gerade richten lassen, der Maler hat alles gestrichen. Ein guter Zeitpunkt, aufzuhören, findet sie. "Jedes Glück hat seine Zeit."