Patricia und Detlef Hagedorn haben eine ganz besondere Beziehung zu Frankreich. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahl: Familie Hagedorn hofft auf einen Sieg Emmanuel Macrons in Frankreich

Im Hause Hagedorn herrscht der europäische Gedanke vor. Deshalb ist es für Patricia Hagedorn auch ganz klar, für wen sie sich am kommenden Sonntag bei der Stichwahl zum Präsidenten in ihrem Heimatland entscheidet: "Es gilt, Marine Le Pen zu verhindern."

Oberndorf. Detlef Hagedorn und seine Frau Patricia haben eine ganz besondere Beziehung zu unserem Nachbarland. Schließlich ist sie eine gebürtige Französin, die beide Staatsangehörigkeiten besitzt. Seit 1974 lebt sie in Deutschland. Ihr Mann ist wohl das, was man als frankophil bezeichnen kann. Seit vielen Jahren kümmert er sich um die Städtepartnerschaft zwischen Oberndorf und Thierville.

Das pensionierte Lehrerehrepaar ist seit jeher politisch interessiert. Und so hat Detlef Hagedorn auf Nachfrage auch gleich die Ergebnisse des ersten Wahlgangs für Thierville bereit. Marine Le Pen und ihre Front National erreichten in der Oberndorfer Partnerstadt mit 31 Prozent die Mehrheit. Überrascht hat das die Hagedorns nicht, wohl aber enttäuscht. "Für uns sind das Faschisten," betonen sie. Gegenspieler Emmanuel Macron erreichte in der lothringischen Kleinstadt 21,7 Prozent. Der linksextreme Jean-Luc Mélenchon kam immerhin noch auf 16,5 Prozent. Die Konservativen mit ihre skandalbehafteten Spitzenkandidaten François Fillon schafften es auf 15,7 Prozent.

Thierville eigentlich ein sozialistischer Wahlkreis

Eigentlich, so weiß Detlef Hagedorn, sei die Gegend um Thierville traditionell eher ein sozialistischer Wahlkreis. Für deren Kandidaten Benoît Hamon gab mit 4,2 Prozent aber eine "schallende Ohrfeige". Die Arbeitslosigkeit liege in dem Städtchen mit seinen gerade mal 3000 Einwohnern mit einer Quote von 7,5 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Dennoch hätten sich die Wähler ins Extreme bewegt. Le Pen konnte fünf Prozent gutmachen, die Sozialisten verloren fast 19 Prozent. Für die Hagedorns ein Zeichen, dass die ländlichen Bereiche Frankreichs von den jeweiligen Regierungen viel zu lange vernachlässigt wurden. Die beiden Oberndorfer sehen diese Entwicklung mit Sorge.

Einen weiteren Grund für die Unzufriedenheit der Franzosen mit den etablierten Parteien sieht das Ehepaares in den Verfehlungen der führenden Politiker. Das gegenseitige Zuschreiben von lukrativen Posten habe derart Überhand genommen, dass die Bürger das so nicht mehr hinnehmen wollten.

Allwöchentlich flattert den Hagedorns mit der Post die Satirezeitung "Le Canard enchaîné" in ihr Haus im Webertal. Darin werde so ziemlich jeder Skandal, der sich in Frankreich ereigne, aufgedeckt. Das Vertrauen der Menschen sei verspielt.

Beim ersten Wahlgang war Patricia Hagedorn erstmals seit vielen Jahren nicht zur Urne gegangen. Sie war zu dieser Zeit auf Besuch bei ihre Mutter in ihrer Heimat in der Champagne. Wählen muss sie aber in Tübingen. Und Briefwahl sei in Frankreich nicht möglich, erklärt sie. Zwar gebe es die Möglichkeit, seine Stimme über das Internet abzugeben. Doch das haben weder sie noch ihr Sohn, der ebenfalls beide Staatsangehörigkeiten besitzt, geschafft. Es sei viel zu kompliziert.

Am Sonntag geht’s nach Tübingen

Also fährt sie am kommenden Sonntag gemeinsam mit ihrem Mann nach Tübingen ins Deutsch-französische Kulturinstitut. Dort ist ein Wahllokal eingerichtet. Ihre Unterlagen hat Patricia Hagedorn vom Konsulat zugeschickt bekommen.

Als Verfechterin des europäischen Gedankens hofft sie sehr, dass am Ende Macron das Rennen macht. Der Parteilose habe sich klar zur Europa bekannt. Am Sonntagabend wird sie mehr wissen.