Die zwei Künstlerinnen präsentieren absolute Harmonie. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Drittes Meisterkonzert mit Miao Huang und Johanna Pichlmair hätte mehr Besucher verdient

Von Alwin Weber

Oberndorf. Das dritte Meisterkonzert in der Klosterkirche hätte einen besseren Besuch verdient.

Bot es doch nicht nur für Freunde Kammermusik einen besonderen Leckerbissen, sondern war auch ein Wiedersehen und -hören mit Miao Huang (Klavier), die sich im vergangenen Jahr mit einem glänzenden Konzert vorgestellt hat.

Diesmal hatte Johanna Pichlmair (Violine), die 2013 in das Ensemble der Berliner Philharmoniker berufen wurde, in der Klosterkirche ihren ersten Auftritt.

Das Grand Duo A-Dur von Franz Schubert (1797 bis 1828), das keine eigenen Satzbezeichnungen vorweist, aber deutlich in vier Sätze zerfällt, eröffnete den Abend. Vom Anfang an herrlicher Geigenklang und eine Pianistin, die – im wahrsten Sinn des Wortes – die Geigerin nie aus den Augen verlor und mehr als einfühlsame Begleiterin war.

Das Kopfthema der Geige, von Johanna Pichlmair mit makellosem Spiel vorgestellt, wurde herrlich umspielt, und Miao Huang erwies sich auch hier als Hörerlebnis.

Dieses Thema wurde im schnellen zweiten Satz total abgewandelt. Auf Läufe der Geige unmittelbar Passagen reinster musikalischer Lyrik. Doppelgriffe feinster Art scheinen für Johanna Pichlmair kein Problem darzustellen. Abrupte Wechsel in der Dynamik ergaben scharfe Zäsuren. Der dritte Satz, wiederum getragenen Tempos, bot oft einen Wechsel zwischen großer Zartheit der Geige und wiederum mächtigen Akkorden des Flügels. Der abschließende schnelle, vierte Satz, wiederum mit einer Folge makellos genommener Doppelgriffe auf der Geige, schloss diese Konzerteröffnung, und am großen Applaus konnte man merken, schon hier war das Eis gebrochen.

Der folgende "Valse caprice" ist ein Werk von Camille Saint Saëns (1835 bis 1921) und Eugène Ysaÿe (1858 bis 1931), der aus einer Etude Camille Saint Saëns’ dieses herrliche Stück formte. Schon der Anfang ist für die Violine mit Schwierigkeiten gespickt. Das wunderschöne Walzerthema wurde mit hinreißendem Schwung genommen.

Immer ist das Klavier etwas mehr als Begleitung, wenn auch die Violine ein Feuerwerk von Tönen entfacht.

Dass das Virtuosentum im 19. Jahrhundert in höchster Blüte stand – Niccolò Paganini – kommt hier Johanna Pichlmair gut zupass. Sie kann hier mit den immer mehr wuchernden Verzierungen des Eingangswalzer spielen, bis eine Steigerung kaum mehr möglich scheint. Jubelnder Applaus belohnte die Solistinnen. Die Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108 von Johannes Brahms (1833 bis 1897) leitete den zweiten Teil des Konzertes ein. Im Allegro bot das absolute Zusammenspiel eine Musik, die ganz auf Schönheit bedacht ist. Im Adagio brachten Johanna Pichlmair und Miao Huang mit kultiviertestem Spiel Musik der Romantik in Perfektion. Nach einem fulminanten Beginn des letzen Satzes zeigte die Violinistin ihr bestechendes Können in schönem, klarem Ton im Zusammenspiel mit dem Flügel.

Introduction und Rondo Capriccioso op. 28 von Camille Sain-Saëns war als Schlusspunkt des Konzertes gedacht.

Wenn man bedenkt, dass der Komponist dieses Stück für Pablo de Sarasate, einen Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts, geschrieben hat, kann man ermessen, welche Herausforderung das Werk darstellt.

Das Hauptthema, fast ein Ohrwurm der Klassik, erstrahlte in Schönheit. Eine unwahrscheinliche Kadenz, wie es schien, ohne Schwierigkeiten von Johanna Pichlmair gespielt, wurde so genial von Miao Huang begleitet, als spielten beide schon lange Zeit zusammen.

Nach einem Riesenapplaus wurde das Publikum mit der Zugabe eines spanischen Tanzes von Manuel de Falla, arrangiert vor Fritz Kreisler belohnt.