Jürgen Danner in seiner Backstube auf Fuerteventura Fotos: Treiber Foto: Schwarzwälder-Bote

Fuerteventura: Backen auf den Kanaren

"Natürlich gibt’s Brezeln. Die habe ich eingeführt", sagt Bäckermeister Jürgen Danner. Der 51-Jährige Boller backt sie im Club Aldiana auf der spanischen Kanaren-Insel Fuerteventura.

Oberndorf-Boll/Fluorn-Winzeln. Und wieso? "Weil ich gerne Brezeln mag und Laugensachen hier im Sortiment gefehlt haben", so Jürgen Danner weiter. "Und weil unsere Clubchefin auch Schwäbin ist, hat sie dem sofort zugestimmt."

Auf den Kanaren lebt Jürgen Danner seit 2015, zuvor hatte er in Fluorn-Winzeln zusammen mit seinem Geschäftspartner einen eigenen Betrieb – das "Backkörble" – geführt.

2002 hatte man mit zwei Beschäftigten angefangen, 2015 war es ein kleines Unternehmen mit Filialen und 60 Mitarbeitern. Eigentlich habe er nie so groß werden wollen, sagt er. Aber er habe immer mehr Einsatz bringen müssen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.

Jürgen Danner wollte schon immer im Süden leben

Wirklich zufrieden machte ihn der Erfolg nicht: "Irgendwo muss man ja auch noch leben." Und er wollte in den Süden, erinnert er sich, der Winter sei ihm schon immer ein Graus gewesen. Verstärkt hatte sich dieser Wunsch, als er bei einem Urlaub die Insel Fuerteventura kennen lernte. "Es ist eine karge Insel", berichtet Danner. "Sie gefällt einem oder sie gefällt einem nicht." Ihm gefiel sie, er mag ihre "schönen Strände", wie er sagt. Genau da wollte er hin. Allerdings: "Ich bin kein Aussteiger, und ohne Job wäre ich nicht gegangen."

Als es die Umstände erlaubten, sei es dann doch eine schwere Entscheidung gewesen. Aber er habe etwas ganz Neues anfangen wollen und diese Herausforderung gesucht. Beruflich ist er eingebunden in das Team der Club-Küche. "Ich muss arbeiten wie woanders auch", sagt er. Um 2.30 Uhr fängt er in seiner kleinen Backstube an, um 11 Uhr hört er auf. "Ich habe schon immer gern gebacken, und es ist schön, dass ich das hier wieder richtig handwerklich machen kann", so Jürgen Danner weiter. Auch über das Leben auf der Insel und die Wärme freue er sich. Zusammen mit seiner Frau schwimmt er oft im Meer, fährt Motorrad und besucht die anderen Inseln. Heimweh nach Deutschland hat er nicht. "Damals in Oberndorf hat es mir auch gefallen", sagt er. "Und ich habe auch sehr gerne selbstständig gearbeitet." Aber alles habe seine Zeit. Nun genieße er den Urlaub in Oberndorf, auch, um seine Kinder und Enkel zu treffen. Alt werden aber möchte er, wenn es die Gesundheit erlaubt, in seiner neuen Heimat. "Fuerteventura ist die Insel, auf der ich sein will", bekennt Jürgen Danner.

Da das Land sehr trocken ist, lebt dort kein Vieh. Nur 50 000 Ziegen sollen am Gestrüpp zwischen den vielen Steinen knabbern. Es wächst nicht viel. Alles muss importiert werden. "Die Rohstoffe, die ich brauche, können wir unproblematisch beschaffen", erklärt der Bäckermeister. In der Backstube habe er ziemlich freie Hand: "Wenn die Gäste zufrieden sind, ist es der Küchenchef auch."

450 Brötchen verlassen pro Tag die Backstube

Rund 100 Kilogramm Mehl verarbeitet er jeden Tag für die bis zu 800 Gäste. Es entstehen Muffins, Hefezöpfe, 50 bis 60 Baguettes, 50 bis 60 andere Brote in insgesamt mehr als 20 Sorten. Darunter auch sein besonders beliebtes Haselnuss-Mandel-Mischbrot und sein Dinkel-Vollkornbrot. Außerdem verlassen jeden Tag 450 Brötchen seine Backstube – natürlich auch Laugenweckle und Brezeln.