Einsatz: Ein Brand in einem mehrstöckigen Haus ist das Szenario der Bochinger Feuerwehrübung

Oberndorf-Bochingen. Im Realfall wird der Einsatz zur ultimativen Herausforderung – daran ließ Stadtbrandmeister Dieter Flügge keinen Zweifel in seiner Manöverkritik bei der Hauptübung der Bochinger Abteilungswehr.

Die Besonderheit des Übungsobjekts Kaltenbergstraße 14, ein mehrstöckiges Wohnhaus mit Ökonomieteil, macht einfach – aus feuerwehrtechnischer Sicht – die Lage aus. Von drei Seiten durch allerengste Bebauung eingeschlossen, sei es eigentlich eine unlösbare Aufgabe, den Brand zu löschen und gleichzeitig die umliegenden Wohngebäude zu schützen. Aus inhaltlicher Sicht gab es nichts zu kritisieren.

Die Übungsannahme basierte auf der Tatsache, dass verstärkt Autos in Brand geraten, auch wenn sie tagelang nicht bewegt werden. Die starke Rauchentwicklung verschließt den Fluchtweg über die Treppe, so dass eine Menschenrettung nur über die Balkone auf der Südseite möglich ist, das einzige Areal übrigens, das ein wenig mehr Raum lässt zum Nachbargebäude.

Hier kam die Steckleiter zum Einsatz, um die Menschen im Obergeschoss in Sicherheit zu bringen. Für die im Keller befindliche Person bleibt nur der Weg durch den Rauch ins Freie, was der Pressluft-Atmer-Trupp mittels der Brandfluthaube übernimmt.

Aufbau der Wasserversorgung, Brandbekämpfung, Riegelstellung zur Abschirmung – jeder wusste, was er unter der Gesamtleitung von Klaus Wingerath zu tun hatte. Auch die Kommunikation nach außen stimmte, so dass der Verantwortliche jederzeit im Bilde war, was im Gebäude vor sich ging. Hand in Hand lief auch die Zusammenarbeit mit dem DRK. Dementsprechend stolz war Abteilungskommandant Phillip Niethammer auf seine Mannschaft mit 31 Aktiven, vier Jugendwehr und drei Alterswehrkameraden.

Stadtbrandmeister Dieter Flügge verwies darauf, dass die "taktische Inszenierung" die absolute Priorität in seiner Beurteilung einnehme. So gelte es, beim Eintreffen am Brandobjekt zu erkennen, welche Möglichkeiten der Bekämpfung man habe, um diese sofort anzugehen, bis Verstärkung anrücke. Diese einleitenden Maßnahmen seien erkannt und umgesetzt worden.

Vor der großen Anzahl von Schaulustigen – unter ihnen viele Fachleute von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk – machte Flügge aber auch unmissverständlich klar welche Brisanz gerade dieses Gebäude inmitten einer "naturell gewachsenen Bebauungsstruktur" berge. "Ein Albtraum" für jeden Feuerwehrmann, meinte Flügge, denn selbst bei zeitlich optimalem Ablauf, beim ausschließlichen Einsatz von B-Rohren, bei massiver Verstärkung hätte das zwischenzeitlich völlig brennende Objekt schon so viel Wärme abgegeben, dass sich das gesamte Umfeld in akuter Gefahr befände.

Jeder geringste Fehler, wie beispielsweise ein falsch abgestelltes Einsatzfahrzeug in den engen Zugangswegen, schränke die Handlungsfähigkeit enorm ein. Die große Zuschauerresonanz nahm Ortsvorsteher Martin Karsten zum Anlass, um auf das Interesse an der Arbeit der Bochinger Abteilungswehr hinzuweisen. Er dankte für all die Zeit, die im Ausbildungsbereich, den Übungseinheiten und den Einsätzen investiert werde. Dass es um den Nachwuchs gut bestellt ist, sei sehr beruhigend.

Diesbezüglich fanden dann auch die Feuerwehrfrau Sarah Gaberle und der Feuerwehrmann Johannes Mauch Erwähnung, die nach rund 120 Stunden der zusätzlichen Ausbildung in ihrem ersten Einsatz gleich mit einer heiklen Übungsannahme konfrontiert wurden.