Das Virus-Sextett – Hochgenuss an Musikalität mit bestechender Harmonie Fotos: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterhaltung: Kleinkunst im Bochinger Kronesaal / Harald Möhrle wagt einen Neuanfang

An den Entertainern auf der Kleinkunstbühne im Bochinger Kronesaal hat die verhaltene Besucherresonanz sicherlich nicht gelegen, denn andernorts gelingt es Markus Zipperle und dem Virus-Sextett mühelos, selbst große Hallen zu füllen.

Oberndorf-Bochingen. Hart hat sich Markus Zipperle das Prädikat "Schwäbische Saugosch" erarbeitet, denn das, was "saumäßig stark ond oifach sau guat" beim Publikum ankam, war eine sprichwörtlich "scheißtreibende Arbeit". Ohne Punkt und Komma, locker leicht, und so, als ob die nächste Ponte gerade nur ganz zufällig in seinen Gedanken aufblitze, bewegte er sich diesseits und jenseits der Gürtellinie durch den Abend. Gestik, Mimik, und Ganzkörpersprache ist alles, was der Mundartkünstler benötigt, seine Fans in den Bann zu ziehen.

Schonungslos und ohne jegliche Tabus deckt er nicht nur die menschlichen Schwächen auf, nein, er zerrt sie gnadenlos ins Licht, und dann hackt er genüsslich auf seinen Beobachtungen herum. Nichts für schwache Nerven ist das, was er zu sagen hat, dazu steht er, was durch den Titel seines Programms "Schweinskram" unmissverständlich zum Ausdruck kommt. Zwischen liebevoller Karikatur und beißendem Humor werden Realitäten des Alltags, typisch Männliches und vermeintlich Frauliches, politisch Inkorrektes und beruflich Ausgeprägtes in kleine Geschichten verpackt, in Familienbeziehungen eingeflochten, im Freundeskreis thematisiert.

So nahm Markus Zipperle die begeisterten Besucher mit in seine Welt und schaffte es, die Grenzen von Realität und Comedy zu verwischen. Polizisten und Lehrer, Ausländer und Flüchtlinge, Freunde und Verwandte – niemand blieb wirklich verschont, doch zum "Casus Knaxus" machte der Künstler, der auf den "Brettern, die kein Geld bedeuten" agiert, das Beziehungsgefüge von Mann und Frau, welches aufgrund der fehlenden Sprachebene notwendigerweise in Schieflage geraten muss. Seine "Verbale Inkontinenz", wie er den Umstand bezeichnet, "die Gosch einfach nicht halten zu können" brach sich auch Bahn in den Gesangsnummern, in die er auch das Publikum mit einbezog. Absolut grandios "The Typewriter", ein Sketsch, mit dem Zipperle dem großartigen Komödianten Jerry Lewis in dessen Todesjahr die Ehre erwies.

Bekannt sind sie für die akustischen Erlebnisse der ganz besonderen Art – die fünf Sänger, die mit ihrem Pianisten das Virus-Sextett bilden. Ein Hochgenuss an Musikalität mit bestechender Harmonie, eingehüllt in Witz und Charme, präsentierte das Ensemble aus Geislingen eine wunderbare Palette ihrer künstlerischen Arbeit, die sich inhaltlich so perfekt in "Harald’s Comedy-Abend" fügte. Auch sie kommen mit minimalistischer Ausstattung aus, denn, das, was sie zu singen haben, reicht vollkommen aus, stürmischen Applaus zu ernten.

Mit den Comedian Harmonists ging’s "In die Bar zum Krokodil" und ins "Wochenend mit Sonnenschein". Temperamentvoll wurde der 5. Ungarische Tanz von Johannes Brahms besungen, und die Glückwünsche zum 50. Geburtstag des Films "Dschungelbuch" brachte das Virus Sextett als "Geierchor". Mit Max Raabe zeigten sie sich einig: "Küssen kann man nicht alleine" und inbrünstig wurde an die 50-iger Jahre mit Rudolf Schock erinnert. Humorvoll gestaltet waren die Einstiege in die Liedvorträge, wie mit dem "Dschungel-Trump", der Gott seinen Platz im Himmel streitig macht.

Indem Harald Möhrle nach fünf Jahren "Witzekönig" die Profis ins Rampenlicht des Bochinger Kronesaals holte, folgte er dem Gesetz, aufzuhören, wenn etwas den Höhepunkt erreicht hat. Das spricht von Mut, sich nicht auf Bewährtem auszuruhen, sondern Neues anzugehen, sich auf anderes Terrain im beliebten Comedy-Angebot zu wagen. Der Mut wurde belohnt.