Stolzer Besitzer eines Patents: Jörg Lohmann hat die Produktion von Zahnrädern mit seiner Erfindung entscheidend weitergebracht. Foto: Cools

Jörg Lohmann hat Prozess des Fräsens perfektioniert. Zeitliche Überlagerung der Schritte.

Oberndorf - Bier verlangsamt die Denkprozesse? Nicht bei Jörg Lohmann. In einer Strandbar in Jesolo kam ihm die vielleicht zündendste Idee seiner Karriere. Nun ist der selbst ernannte Grübler stolzer Besitzer einer Patenturkunde.

"Jetzt ist auch meine Frau der Überzeugung, dass ein Bier mir gut tut", sagt Jörg Lohmann lachend. Seit dem 15. Dezember ist er Erfinder mit einem geschützten Patent, das anderen die Nutzung seiner Erfindung untersagt. Zu seiner Idee verholfen hat ihm das Lieblingsgetränk der Herren – da ist er sich sicher.

"Während unseres Sommerurlaubs im italienischen Jesolo habe ich mich eines Nachmittags in eine Strandbar gesetzt und ein Bier getrunken", erinnert er sich. Als Grübler, der er nun mal sei, habe er überlegt, wie man die Fertigung von Zahnrädern effizienter gestalten könnte.

Der gelernte Maschinenbau-Ingenieur arbeitet als Vertriebsleiter beim Technologieunternehmen EMAG Koepfer GmbH in Schwenningen. Zuvor hatte er als junger Mann eine Lehre zum Industriemechaniker gemacht, die Technische Hochschulreife absolviert, war beim Bund und studierte Maschinenbau in Furtwangen sowie zeitweise im italienischen Bergamo. Vor zwei Jahren arbeitete er sich vom Vertriebsingenieur zum Leiter hoch und kümmert sich nun um den weltweiten Vertrieb von Maschinen. Dabei hilft es, dass er vier Sprachen fließend beherrscht.

Als er nun also vor seinem Bier saß, da kam ihm plötzlich die zündende Idee. So liegt die Problematik beim Fräsen von Verzahnungen in Zahnräder darin, dass dabei ein Grat, also eine scharfe Kante, entsteht. Folglich müsse eine Fase gemacht werden, also ein Kantenbruch. Diesen Schritt nennt man auch Entgratung.

Idee auf einem Bierdeckel

Manchmal müsse man das Teil dann nochmal bearbeiten, weil beim Entgraten Material in den Zwischenraum fällt – der Sekundärgrat. "Bislang haben wir in der Firma zwei Maschinen, die diese Arbeitsschritte durchführen", erklärt Lohmann.

Nun kannte der Vertriebler die Idee eines Wettbewerbers, der die Prozessschritte in einer Maschine vereint. Lohmann holte sich kurzerhand einen Stift und einen Bierdeckel und zeichnete den ganzen Prozess in Form von Zeitbalken auf. Just in diesem Moment entdeckte er ein Überlagerungsmuster, das es ermöglicht, die Abläufe zeitlich annähernd optimal zu überlagern.

Und nicht nur das – auch das passende Maschinenkonzept fiel ihm ein. Üblicherweise dauere der gesamte Prozess etwa eine halbe Minute pro Teil. "Ich war immer wieder bei Kunden, doch die Konkurrenz war oft schneller", meint Lohmann. Mit seiner neuen Idee reduziere sich die Produktionszeit um etwa 15 Prozent. "Das herauszufinden war schon ziemlich cool", sagt der Erfinder.

Bei seiner Idee handelt es sich um eine Verzahnungsmaschinenplattform auf Basis der Pendelhubtechnik. Die eine Spindel nimmt also gleich ein neues Teil zum Fräsen auf, während die andere Spindel das erste, zuvor gefräste Teil schon zeitgleich entgratet. Das zeigt eine von der Firma entwickelte Simulation. So wird keine Zeit verloren, und die eine Maschine muss nicht auf die andere warten. "Die zeitliche Überlagerung der Prozessschritte ist einzigartig", weiß der 35-Jährige. Dabei gebe es kaum Stillstandszeiten.

Als er zurück zur Arbeit kam und die Idee präsentierte, waren alle sofort angetan. Das Patentanmeldeverfahren startete. Seit dem 15. Dezember ist es anerkannt und Lohmann offiziell Erfinder. "Das hat ordentlich für Furore gesorgt und wird uns viele Aufträge bescheren", weiß er. Kürzlich habe er das Lastenheft in der Firmenzentrale in Salach verabschiedet.

"Der Prototyp der Maschine soll im zweiten Quartal 2018 fertig werden. Und ich bin bei der Entwicklung vorne mit dabei", sagt der zweifache Familienvater stolz. In den kommenden Monaten stehen nun große Reisen für den Vertriebsleiter an, um das neue Konzept bei Schlüsselkunden wie VW und Daimler vorzustellen.