Schmotziger: Erster Beigeordneter ist ein beliebtes Thema bei den Gruppen / Tolle Stimmung in den Lokalen

Der neue Erste Beigeordnete der Stadt war am Schmotzigen ein gefundenes Fressen für die Gruppen. Von Nebensitzer bis Schädel hatten die Narren allerhand neue Namen für Lothar Kopf kreiert. Die Schantlekapelle wollte gar einen Beikoch einstellen.

Oberndorf. Auch wenn das Gasthaus Schützen zum Leidwesen der Schmotzigengruppen und Gäste geschlossen blieb – in den übrigen Lokalen steppte am Donnerstagabend der Bär. In der Sportgaststätte des SC Lindenhof sorgten "Jack & Friends" in den Pausen zudem für musikalische Unterhaltung. Allzu viel hatten sie nicht zu tun, denn die Gruppen kamen Schlag auf Schlag.

Von den Missgeschicken ihrer Mitbürger berichtete eine Gruppe. Etwa vom Oberndorfer, der sich wunderte, weshalb die Neckarhalle abgeschlossen war, wo er doch zum Blutspenden kommen wollte. Klarer Fall – er hatte sich schlicht um eine Woche vertan. Wie komplex es heutzutage ist, eine Fahrkarte am Automaten am Bahnsteig zu lösen, musste ein anderer Zeitgenosse erfahren. Schließlich blies der Wind seinen 20-Euro-Schein auf die Gleise.

Das Putzgeschwader hatte am Schmotzigen einen herben Verlust zu beklagen. Ihre "Lotte" war krank. Doch die zupackenden Frauen wussten sich zu helfen. Sie hielten einfach ein Schild mit "Lottes" Konterfei in die Höhe, wenn deren Text an der Reihe war. Lieblingsthema der närrischen Reinemachendamen waren natürlich wieder mal die Männer und deren Verwirrtheit. Neugärtner Marco zum Beispiel, der sich wunderte, weshalb seine liebevoll gesäten Bohnen nicht die Stange hinaufklettern wollten. Tja, wenn man halt Buschbohnen pflanzt. Zur Aufbesserung der Stadtkasse hatten sie den entscheidenden Tipp: "Ackermännchen" wird einfach im Gewand des Polizeischantle am neuen Durchgang am Schuhmarktplatz aufgestellt – samt Opferstock. Als lebendes Bild sozusagen. Und jedes Mal wenn einer hindurchgeht, muss der Passant etwas ins Kässle werfen. Dann kommen die Kosten für den teuren Bau auch wieder rein, ist das Putzgeschwader überzeugt.

Zum 25. Mal war die Susi-Gruppe am Schmotzigen dabei (wir berichteten). Als Vögel waren sie diesmal im Städtle unterwegs und suchten was zu picken. Ihre Vogelhochzeit, so merkten die vier Narren betrübt an, könnten sie ja nun nicht im "Schützen" halten. Sie hatten die Lösung gleich parat: "Wir enteignen einfach und machen den ›Schützen‹ einfach selber".

Sogar zwei "Rottweiler Elferräte" hatten den Weg nach Oberndorf gefunden. Ein herzliches "DaDaDaDaDankeschee" wollten sie den Oberndorfern sagen, für deren Teilnahme am Narrentag. Vorbildlich haben sich die Gäste in der Reichsstadt verhalten. Die beiden konnten auch von der Nachtschicht der "Oberndorfer Kollegen" erzählen, die diese einlegen mussten, weil die Orangen für die Schantle erst am späten Freitagnachmittag eingetroffen waren.

Ums Geld ging’s bei der OSG. "Wenn die Stadt mal reich wär, dann hätt’ sie wieder eigenes Bier", stimmten sie frei nach Milchmann Tevje aus Anatevka an. Mit "Mühli" war da ein wahres Gesangstalent in der Gruppe auszumachen. Und die Stadt braucht wirklich Geld, war die OSG sich sicher. Denn schließlich muss ja die Hangsicherung am Brauereiareal finanziert werden. Obwohl – wenn man das Gymnasium einfach runterrutschen lässt, hat Oberndorf gleich einen Tal-Hochschul-Campus. Und in der Oberstadt gibt es dann Platz für den Schriftzug Oberndorfer Bier. Sogar der Schultes hat kein Geld. In seiner drittem Amtsperiode bekommt der Bürgermeister langsam kalte Füße und legt seine Barschaft beim Hoffmeyer in warmen Socken an. Selbst den Narro muss er sich vom Ebse ausleihen, weiß die OSG.

Der Stadtpenner aus dem Stadtgarten lief am Schmotzigen zu wahrer Höchstform auf. Auch, wenn er sein Publikum mit dem Badenerlied erst ein wenig verunsicherte. Er musste halt üben, damit die Gelbfüssler im Stadion des SC Freiburg nicht merken, dass er ein Schwabe ist. Als Bewohner des Stadtgartens weiß er übrigens, dass der geplante Aufzug vom Tal in die Oberstadt das einzige ist, was in Oberndorf aufwärts geht. Und weil er vom Saufen nicht leben kann, arbeitet der Stadtpenner an seiner Karriere als Schauspieler. Eine Hauptrolle im jüngsten Landgräber-Film hat er sogar schon gehabt. Er wartet aber immer noch aufs Honorar. Wahrscheinlich hat der Regisseur alles Geld für "den Biswurm" ausgegeben. Dass im Cafe Pfanner geballte 250 Jahre hinter der Theke stehen, während die Schützenwirtin noch nicht mal von der Rente träumen kann, macht den Stadtpenner richtig wütend. "Demnächst müssen wir noch in der Shisha Bar aufsagen."

Die Schantlekapelle aus der Stadt war indes auf der Suche nach einem Beikoch, denn "Bei" ist ja jetzt modern. Schließlich wollen die Narren über die Fasnet ordentlich verpflegt sein. Wie schön es ist, auf der Welt zu sein, ließen die Stargäste Roy Black und Anita das Publikum wissen.

Mit einem Radarwellen-Radio rückte die Stadtkapelle an. Das Geräte konnte die Gedanken der Gäste lesen und spielte die entsprechenden Lieder. Niemand verwunderte es: vom Narrrenmarsch bis zum Schneewalzer war alles dabei.

Und weil ein guter Schluss alles ziert, beendete die Schantlekapelle Lindenhof beim SCL den Schmotzigen.