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Die Stadt Oberndorf steht wirtschaftlich gut da. Der Haushaltsentwurf für 2017

Die Stadt Oberndorf steht wirtschaftlich gut da. Der Haushaltsentwurf für 2017 weist ein Rekordvolumen von annähernd 50 Millionen Euro auf. Die Konjunktur boomt – nicht nur in der Neckarstadt. Das spült jedes Jahr höhere Einnahmen an Gewerbe- und Einkommenssteuer in die Kasse. Dennoch werden Bürgermeister Hermann Acker und der Erste Beigeordnete Lothar Kopf nicht müde anzumahnen, ob der sehr guten Zahlen nicht in Euphorie zu verfallen.

Nicht alle werden mit dem Ergebnis der Vorberatungen zufrieden sein, sagte Acker in seiner Haushaltrede. Eine Abordnung von Lehrern und Elternvertretern des Gymnasiums hatte in der Gemeinderatssitzung auf den Zuhörerrängen Platz genommen. Und in der Tat – zufriedene Gesichter sehen anders aus. Optimistisch geführte Vorgespräche mit den Fraktionen hatten wohl auf mehr hoffen lassen.

Sicher, es stehen erhebliche Mittel im Haushaltsentwurf. Sie decken jene Kosten ab, die die Stadt verpflichtet ist, auszugeben, weil sie die Brandschutzverordnung einhalten muss. Ein Teil der Toiletten wird auch saniert. Jedoch nicht alle – wie eigentlich von Lehrern, Eltern und natürlich den Schülern gewünscht. Die Sanierung der Pausenhalle – der optischen Visitenkarte der Schule – ist wieder einmal dem Rotstift zum Opfer gefallen. Wer das Gymnasium betritt, fühle sich ins Mittelalter zurückversetzt, war da schon zu hören. Dabei, so sehen es die Verhandlungspartner auf Schulseite, habe man ohnehin nur das Nötigste auf die "Wunschliste" gesetzt. Von der rückwärtigen Fassade etwa will man gar nicht sprechen. Seitdem am Rosenberg die Bäume gefällt wurden, offenbart sich vom Tal her ungehindert ein Anblick auf eine völlig verschmutzte und veralgte Gebäuderückseite, wie sie schäbiger kaum aussehen könnte.

Bürgermeister Acker geht in die Offensive und rechtfertigt, wo er nur kann, die Position der Stadt bei den Ausgaben fürs Gymnasium. Dass wenig investiert worden sei, will er nicht gelten lassen. Das machte er auch bei der Amtseinsetzung der neuen Schulleiterin in der Klosterkirche ausführlich deutlich. So ausführlich, dass für die eigentliche Begrüßung der neue Rektorin nicht mehr sehr viel Redezeit übrig war. In den Reihen der Besucher war zu vernehmen: "Im Deutschunterricht hätte man gesagt ›Thema verfehlt‹".

Fast die selben Worte wählte Acker nun auch, als er den Haushalt einbrachte – thematisch an dieser Stelle sicher besser verankert. Wo, so fragte er in die Runde, solle die Stadt denn dann einsparen? Sollten etwa die Ortsverwaltungen oder die Teilortswehren abgeschafft werden? Fast schon klang es wie eine Drohung. Vielen Oberndorfern fallen da ganz andere Dinge ein, bei denen hätte gespart werden können. Ein millionenschwerer Durchgang etwa am Schuhmarktplatz. Oder der Kauf des ehemaligen "Point" in der Hauptstraße. Erst im Nachhinein stellte sich heraus: Das Gebäude ist wegen baulicher Mängel für die Zwecke der Stadt nicht zu verwenden. Nun findet es sich im Internet wieder zum Verkauf, für 150 000 Euro. Die SPD lehnte gar den Haushalt 2016 ab, weil sie fand, die Stelle des Ersten Beigeordneten könne man sich sparen. Nun ja, allen kann man es sicherlich nie recht machen. Kritische Fragen aber müssen sich ein Bürgermeister und dessen Verwaltung in einer Demokratie schon gefallen lassen.