Wolfgang Merkel (links) ernennt Eberhard Schmid zum Ehrenpräsidenten. Ehefrau Doris erhält Blumen als Dank. Foto: Schwarzwälder Bote

Narrenzunft: Eberhard "Ebse" Schmid wird unter stehenden Ovationen zum Ehrenpräsidenten ernannt

Oberndorf. Eine Sternstunde ihres närrischen Lebens wurde Präsident Eberhard Schmid, Stellvertreter Wolfgang Merkel und Schriftführer Günter Danner zuteil, die bei der Hauptversammlung der Narrenzunft Oberndorf aus dem Elferrat verabschiedet wurden.

Das Ende dieser Ära zog sich wie ein roter Faden durch sämtliche Wort- und Liedbeiträge. Aus vollem Herzen kamen die Dankesworte aller Laudatoren, die ihre Rückblicke mit Superlativen und unterhaltsamen Anekdoten würzten. Sie würdigten die Verdienste der drei beliebten Männer, die gemeinsam 72 Jahre Elferratserfahrung auf sich vereinigen.

Unter begeistertem Applaus aller Anwesenden erhielten alle drei den Altelferorden und wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Merkel und Danner erhielten zur Erinnerung je eine Maske des Polizeischantle. Der Oberndorfer Künstler Michael Meier hatte "Ebse" als "der kleine Mann mit dem großen Herzen für die Fasnet" portraitiert.

Eine launige Rede mit Insiderwissen hielt Rottweils Narrenmeister Christoph Bechtold im Namen des Viererbundes, in der er Eberhard Schmid als Lichtfigur, moralische Instanz, bodenständigen Handwerker, verlässlichen Garanten und als Sauhond mit ausgeprägtem Mutterwitz bezeichnete.

Von 100 Prozent auf null war jedoch keine Option: Günter Danner wird sich weiterhin um das Archiv kümmern. Schmid und Merkel lösen Rolf Gier und Rüdiger Haaga als Kassenprüfer ab, die sich nach acht Jahren nicht mehr zur Wahl stellten.

Rückblick auf Lebenswerke

Eberhard Schmid gehörte dem Elferrat seit 1986 an und war in diesen 34 Jahren fünf Jahre stellvertretender Zunftmeister und 19 Jahre Präsident. In sein närrisches Lebenswerk fielen sechs Narrentage mit dem Viererbund, wovon er einen 2010 in Oberndorf federführend leitete. Weitere Verdienste waren der Ausbau der Zunftstube in Eigenleistung, das 100. Jubiläum der Narrenzunft 2008 und der Bau der "Narhalla" in der Austraße. Sie dient seit seinem Rentnerdasein als Ersatz für seine einst vielgenutzte Schlosserwerkstatt. Stets hatte er Werkzeuge für den Kulissenbau zur Hand. Auch für die kleinen Dinge war er sich nie zu schade und stellte etwa die Sitzungseinladungen persönlich zu. Seine vermeintlich letzte Sitzung als Zunftpräsident leitete Eberhard Schmid am 10. März diesen Jahres. Schon vier Tage später zwang die Corona-Pandemie zu einer außerordentlichen und vier weiteren Sitzungen.

Als legendär gelten seine Zunftmeisterreden an die Narrenschar, die laut Stellvertreter Merkel "eine unbegreifliche Stimmung bis in die letzte Brezelstange" hervorriefen.

Wolfgang "Boss" Merkel wurde 1998 in den Elferrat gewählt und entwickelte sich zu einer festen Größe der Zunft. Besonders die Aufwertung der Dreikönigsversammlung und des Bürgerballs lagen ihm am Herzen.

Sein wahrer Durchbruch kam 2002 mit der Gründung der "Schantles", die später in die Bernd-Kromer-Combo übergingen. Hier lebte er seine oft sehr spontanen musikalischen Ideen aus und textete die Abschlusslieder des Elferrates und den Dauerbrenner "I möchte an Schantle sei". Er glänzte als Perfektionist, Regisseur und Moderator.

Günter "Buck" Danner stellte sich nach einem Thekengespräch mit Eberhard Schmid 2004 als Elferrat zur Verfügung und wird von diesem als "Sechser im Lotto" charakterisiert. Der Studiendirektor habe seine wahre Berufung als Archivar gefunden, 2006 auch den Schriftführerposten, die Pressearbeit und die Pflege der Homepage übernommen. Ihm sei eines der bestgeführten Archive der schwäbisch-alemannischen Fasnet zu verdanken.

Zusätzliche Qualitäten stellte er bei seinen Vorträgen, als Kulissenmaler, Bass- und Solosänger sowie "heimlicher Hanselvater" unter Beweis, für den nur schweren Herzens ein Wechsel zurück zu den Schantle in Betracht kam.