Dieser "Beißer" ist harmlos. Der Fund, ein Riesenfisch aus dem Nusplinger Plattenkalk, trägt den lateinischen Namen "Strobilodus giganteus" und fasziniert mit seiner Länge von 1,30 Metern. Fotos: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart Foto: Schwarzwälder-Bote

Fossilien: Grabungsteam glücklich über neue Funde aus dem Plattenkalk des Westerbergs

Die Faszination der Wissenschaft für den Plattenkalk ist ungebrochen. Dafür sorgen stetig spannende Funde. Für das laufende Jahr ist in Eichstätt sogar eine Sonderausstellung mit Nusplinger Fossilien geplant.

Nusplingen. Seit 24 Jahren ist das Team des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart auf dem Westerberg zugange und hat in dieser Zeit unzählige bedeutsame Fossilien geborgen – allein 300 davon im vergangenen Jahr. Bürgermeister Jörg Alisch ist fasziniert von den Schätzen, die die Fachleute immer wieder ans Tageslicht retten und der Nachwelt sichern: "Die Bedeutung unseres Westerbergs ist enorm", sagt Alisch.

Vor kurzem habe er Burkhart Russ, den rührigen Nusplinger Hobby-Geologen, besucht und viele solcher Funde bestaunen dürfen: "Es beeindruckt mich zutiefst, wie sehr er für den Plattenkalk lebt und welches Wissen er besitzt."

Im vergangenen Jahr gab es auf dem Nusplinger Berg gleich mehrere kleine Sensationen. Beispielsweise befanden sich unter den ungezählten Fossilien ein Knochenfisch mit Muskelerhalt, besondere Ammoniten mit so genanntem "Rankenfüßerbewuchs", etliche Zehnfußkrebse sowie mehrere gut erhaltene Tintenfische.

Ein Fund, so berichtet Günter Schweigert vom Staatlichen Museum für Naturkunde, habe besondere Aufmerksamkeit erregt. Dies war ein Haifisch, der – wie Schweigert als verantwortlicher Grabungsleiter schmunzelnd anmerkt – erst am vorletzten Grabungstag zum Vorschein gekommen war: "Das ist eine besondere Fügung." Solche Glücksfälle sind es, die die Arbeit auf dem Westerberg seiner Meinung nach so spannend machen.

Es gebe Funde, die ließen vor allem die Herzen der Fachleute höherschlagen. Und es gebe solche, die auch den geneigten Laien in ihren Bann ziehen – wie eben jener Haifisch.

Doch das Grabungsteam fand 2016 in Nusplingen längst nicht nur tierische Fossilien, sondern auch Überreste von Pflanzen, beispielsweise ein bestens erhaltenes Nadelholz-Zweiglein mit einem Zapfen.

Einerseits bemühen sich die Stuttgarter Fachleute stetig um neue Funde, andererseits sorgen sie auch dafür, dass die vielen Kostbarkeiten aus dem Plattenkalk erhalten werden – und zwar durch akribische Präparation. Ein besonderer Fund der vergangenen Jahre ist Schweigert im Gedächtnis geblieben: ein Raubfisch von sage und schreibe 1,30 Metern Länge. "Kein Anglerlatein", sagt der Grabungsleiter und lacht. Aufgrund seines gewaltigen Gebisses nenne sein Team diesen Sensationsfund schlicht "den Beißer".

Diesem kommt übrigens eine besondere Ehre zuteil: Er wird 2017 in die Dauerstellung des Stuttgarter Museums integriert. Dafür, dass der Nusplinger Plattenkalk in aller Munde bleibt – unerheblich ob bei Fachleuten oder Naturfreunden – sorgen viele Exkursionen und Führungen. Dafür ist Bürgermeister Alisch dankbar: "Die beste Werbung für unsere Gemeinde."

Verantwortlich zeichnen in Nusplingen neben dem Stuttgarter Team Burkhart Russ, Peter Schött und Albguide Ruth Braun. Expertenführungen für Studenten und Geologen halten das Interesse in der Fachwelt wach. Regelmäßig sind die Nusplinger Funde auf der Mineralien- und Fossilienbörse in Tailfingen zu bewundern. Dieses Jahr ist eine besondere Ausstellung vorgesehen: Das Jura-Museum im oberbayrischen Eichstätt plant von Ende März bis Oktober eine Sonderausstellung mit vielen Nusplinger Fossilien.