Angela Messner, die Frau, die in Nusplingen über das Gemeindearchiv wacht: Sie hat die Unterlagen vor vielen Jahren selbst sortiert und systematisch geordnet. Foto: Weiger Foto: Schwarzwälder-Bote

Angela Messner ist mit der Nusplinger Historie auf Du und Du / Die Bürger nutzen das Gemeindearchiv gern

Von Katja Weiger

Nusplingen. Wer Angela Messners Reich betreten möchte, muss tief hinabsteigen: Unten im Keller des Rathauses ist das Nusplinger Gemeindearchiv verborgen. Es hält so manche Rarität bereit – und ist nach Absprache für alle Bürger frei zugänglich.

Angela Messner kennt jede einzelne Akte. Sie hat einst alle Archivalien gesichtet, geordnet und verzeichnet – "inventarisiert" heißt das in der Fachsprache. Fachlich unterstützt wurde die Rathaus-Mitarbeiterin dabei von Kreisarchivar Andreas Zekorn. Historische Akten, Amtsbücher, Rechnungen, Gemeinderatsdokumente, alte Landkarten: Seit Dezember 1994 hatte sich Angela Messner zweieinhalb Jahre lang durch Schränke voll mehr oder weniger sortierten Unterlagen gekämpft. Eine spannende Aufgabe – und eine anstrengende: "Manchmal war es eine sehr staubige Angelegenheit. Ich wäre nicht gut beraten gewesen, das mit einer Hausstauballergie zu machen."

Einen langen Atem brauchte sie bei ihrer Arbeit auf jeden Fall. Die Verwaltungsangestellte, die in Unterdigisheim lebt und schnell Gefallen an der Nusplinger Historie fand, erinnert sich an brüchiges Papier, unleserliche Sätze, Sütterlin-Dokumente, die sie mit der Zeit fließend zu lesen lernte. Im Sommer 1995 stieß obendrein ein unliebsamer Zeitgenosse hinzu und leistete Gesellschaft: der "Pelzkäfer", der sich für sein Leben gern durch Papier frisst.

Weg musste beim Neuordnen übrigens alles Metall an den Unterlagen, zum Beispiel oxidierte Büro- oder Heftklammern. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Rost schadet den alten Dokumenten. Im Mai 1997 beendete Angela Messner die reine Sortierarbeit; im Herbst 1999 war das Nusplinger Ortsarchiv schließlich nicht nur fein säuberlich strukturiert, sondern auch übersichtlich in großen Regalboxen verwahrt und dadurch geschützt, zum Beispiel vor Licht und Feuchtigkeit.

Die ältesten Urkunden reichen bis ins Jahr 1330 zurück. Insgesamt sind an die 4000 Archivalien verzeichnet – und das auf etwa 80 laufenden Metern. Angela Messner findet sich hier mühelos zurecht. Wer weiß heute noch, dass es in Nusplingen einst eine Zündholzfabrik gab? Und dass der Schullehrer im 19. Jahrhundert die Mäuse in der Kirche fangen musste? Oder dass die Obernheimer den Nusplingern einst das Mitbenutzen einer Viehtränke erlaubten? Solche historischen Ereignisse und netten Anekdoten lassen sich im Gemeindearchiv nachstöbern. Während draußen die erste Frühlingssonne scheint, ist es im Nusplinger Rathauskeller angenehm kühl. Gleichbleibende Temperaturen seien für die historischen Unterlagen wichtig, erklärt Angela Messner.

Genauso bedeutend für die Nusplinger Archivarbeit ist das Findbuch, das Repertorium, wie es die Historiker nennen. Dort sind auf mehr als 200 Seiten alle Unterlagen systematisiert, verzeichnet und leicht nachzuschlagen, wenn man etwas sucht – quasi als Wegweiser durch die Regallandschaft im Keller.

Vor genau 15 Jahren wurde das Archiv eingeweiht. Seither nutzen die Bürger gern die Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. "Wir haben regelmäßig Anfragen für unser Archiv", bestätigt Angela Messner. Sie hilft Ratssuchenden gern weiter. Häufig kämen beispielsweise Ahnenforscher nach Nusplingen – auf den Spuren ihrer Vorfahren. Bürgermeister Alfons Kühlwein bestätigt das: "Es ist wichtig, dass wir möglichst viele dieser historischen Unterlagen vor Ort haben – auch für unsere eigene Arbeit im Rathaus."