Johannes Kohler stellt im Gemeinderat den Verein „Region der Lebensretter“ vor und berät die Ratsmitglieder in diesem Zusammenhang zudem zur geplanten Anschaffung von öffentlich zugänglichen Defibrillatoren in Niedereschach. Foto: Albert Bantle

In der Gesamtgemeinde Niedereschach sollen fünf Defibrillatoren angeschafft werden, in Schabenhausen, Kappel und Fischbach je einer im Kernort Niedereschach zwei. Das Projekt soll mit dem Verein „Region der Lebensretter“ umgesetzt werden.

Johannes Kohler, Regionenverantwortlicher für den Schwarzwald-Baar-Kreis, stellte im Gemeinderates den Verein und das Lebensretter-System rund um einen öffentlichen Defibrillator vor.

Ganz wichtig ist aus seiner Sicht, dass der Standort für einen Defibrillator öffentlich zugänglich, zentral gelegen und rund um die Uhr erreichbar ist. Die Kosten für das von Kohler nach einer intensiven Gesamtbetrachtung aller Varianten vorgeschlagene System, liegen pro Defibrillator bei rund 5000 Euro.

Standortfrage wird in der nächsten Sitzung geklärt

Die endgültige Entscheidung des Gemeinderates über die Anschaffung und die Standortfrage, wird in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen gefasst.

Nach der umfassenden, detaillierten und kompetenten Präsentation von Kohler scheint die Zustimmung des Gemeinderates nur noch eine Formsache zu sein.

Beeindruckende Zahlen präsentiert

Kohler machte klar, dass die Reanimationsversorgung alle etwas angeht. Er bedauerte es sehr, dass in Deutschland die Laien-Reanimation nur in 40 Prozent der Notfälle durchgeführt wird. In 60 Prozent der Fälle werde also nichts getan. Ob nun aus Unwissenheit oder Angst etwas falsch zu machen, sei einmal dahingestellt. Falsch mache man jedoch nur etwas, wenn man nichts tue, so die klare Ansage des engagierten Herzspezialisten.

Plötzlicher Herzstillstand

50 000 Menschen erleiden den Ausführungen Kohlers zufolge deutschlandweit jedes Jahr außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herzstillstand. Die Überlebensrate liege aktuell bei nur zehn Prozent. 10 000 Leben könnten jedes Jahr in Deutschland gerettet werden, wenn sofort mit der Herzdruckmassage begonnen würde.

Nach drei bis fünf Minuten nach dem Herz-Kreislaufstillstand entwickelten sich irreversible Hirnschäden. Je nach geografischer Lage brauche ein Rettungswagen im Durchschnitt acht bis 15 Minuten zum Patienten. Eine echte Überlebenschance hätten Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand, wenn umgehend mit der Wiederbelebung begonnen wird.

Rund 25 Prozent der Menschen mit einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand könnten vom Einsatz eines automatisierten Defibrillators (AED) profitieren.

Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik

Beeindruckend waren auch die mit viel Herzblut versehenen Ausführungen Kohlers, wie im Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik mittels einer Smartphone-App zufällig in der Nähe eines Notfallortes befindliche gut ausgebildete Ersthelfer möglichst schnell vor Ort sein können und so einen entscheidenden und lebensrettenden Beitrag leisten können, bis der angeforderte Rettungsdienst eintrifft. Ein intelligenter Alarmierungsalgorithmus sichert bei dem System die bestmögliche Ersthelferverfügbarkeit.

Im Vorfeld der Sitzung wurden in Niedereschach viele Gespräche geführt und der Bestand von Defibrillatoren über eine Unternehmensabfrage in der Gesamtgemeinde erhoben. Danach fand eine Besprechung mit den Akteuren vor Ort statt. Rotes Kreuz, Feuerwehr sowie alle Ortsvorsteher wägten dabei Vor- und Nachteile möglicher Standorte für die öffentlichen Defibrillatoren ab. Einig war man sich dabei, das von Gemeinderätin Regina Rist immer wieder angestoßene Projekt in jedem Fall mit dem gemeinnützigen Verein „Region der Lebensretter“ umzusetzen.