Nicole Razavi (Mitte) mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr (links von ihr) und Ortsvorsteher Reiner Ullrich (rechts) auf dem Gelände vor dem Kastellturm in Waldmössingen. Foto: Herzog

Der Römerkastellturm auf dem Waldmössinger Schafbühl erhielt dieser Tage prominenten Besuch von Nicole Razavi (CDU), Landesministerin für Entwicklung und Wohnen.

Anlass war das Vorhaben von Ortsverwaltung und Stadt, den 1982 durch den örtlichen Verein für Heimatpflege wieder aufgebauten Turm mittels eines Kulturraumes auszuweiten und zusammen mit dem benachbarten Naherholungsgebiet Weiherwasen mit Freizeit- und Sportgelände, Spielplatz und Erlebnisbauernhof in ein städtebauliches Gesamtkonzept einzubeziehen.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erklärte Razavi, es gehe nicht nur um den wieder aufgebauten Turm, sondern um die gesamte Fläche drum herum. „Wir von der Stadt sind sehr stolz auf das Kleinod hier“, dankte Eisenlohr der Ministerin und den vielen Besuchern fürs Kommen.

„Es ist eine Ehre für uns, dass sie den Weg nach Waldmössingen gefunden haben“, adelte Ortsvorsteher Reiner Ullrich die Unionspolitikerin. Die Einzigartigkeit, die man hier habe, sei ein Juwel. Der Ortschaftsrat habe ein Büro für das Gesamtkonzept beauftragt, in dem die Bevölkerung mit eingebunden werde. Eine Umfrageaktion mit Postkarten, bei der die Bürger ihre Ideen einbringen konnten, sei erfolgt.

Im Herbst werde in der Kastellhalle eine Infoveranstaltung stattfinden. „Uns schwebt vor, die römische Geschichte hier greif- und erlebbar zu machen und ein Fenster in die Vergangenheit zu öffnen. Hier kann ein Erlebnispfad auf den Spuren der Römer errichtet und die Attraktivität des Orts und der Stadt gesteigert werden“, schilderte Ullrich.

Ehrenamtlich tätig

Menschen, denen das Land den Erhalt von Denkmälern zu verdanken habe, seien im Ehrenamt tätig. „Wir wollen der ehrenamtlichen Tätigkeit die Wertschätzung geben, die es verdient“, hob die Ministerin hervor und verwies auf den bundesweiten Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September.

Große Bedeutung

Archäologe Claus Wolf, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, räumte ein, für ihn führe die Denkmalreise der Ministerin an Ecken und Winkel, die er bisher noch nicht gesehen habe. Bei dem Römerkastellturm handle es sich um eine römische Übergangsstation von großer Bedeutung. Es habe große Ausbaupläne des römischen Imperiums gegeben und Waldmössingen liege an einer wichtigen Römerstraße von Straßburg an die Donau. Immerhin habe die Zivilsiedung hier über 200 Jahre existiert.

Turm ein „Kind der Zeit“

Das große Thema Denkmal könne nur im Konsens mit Ehrenamt, Kommune und Landesdenkmalamt funktionieren, wie der Turm beweise. „Er ist ein Kind der Zeit, heute würde er anders geplant und aufgebaut. Wichtig ist, dass er die Ecke eines ehemaligen römischen Dorfes markiert. Es gibt Möglichkeiten, den Wachturm für die Bevölkerung noch mehr erlebbar zu machen, am Geld darf es nicht scheitern“, urteilte Wolf. Klaus Kortüm vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen am Neckar, der die aktuelle Ausstellung im Römerkastellturm „Römische Ziegel – Ton und Technik“ mitgestaltet hat, berichtete von Ausgrabungen 1975. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Wehranlage schiefwinklig gebaut worden sei. Der Grund bestehe darin, dass die römischen Baukünstler sich einfach dem Gelände angepasst hätten.

Ein Straßenknoten

Die Kinzigtalstraße von Straßburg führe am Römerkastell als Straßenknotenpunkt vorbei nach Rottweil, Sulz und zur oberen Donau. Nach der Grabung sei längere Zeit nichts geschehen und die Denkmäler aus der Sicht verloren gegangen. „Hier haben wir das Glück gehabt, die Umrisse und einen Großteil der Innenbebauung, in der sich das eigentliche Leben abgespielt hat, wieder sichtbar zu machen.“

Die Ministerin trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Foto: Herzog

Nach einer Pause der musealen Präsentation sei das Kleinod mit historischen Ausstellungen wieder für Besucher interessant geworden, freute sich der Archäologe. Nach einer Besichtigung der Ausstellung im Turm schrieb sich die Ministerin ins „Goldene Buch“ der Stadt ein.

Für die Ortsverwaltung unterschrieb Razavi eine Erinnerungsurkunde und erhielt eine Fibel sowie Schreibstifte eines Tennenbronner Herstellers