Für den jüdischen Arzt Eugen Marx soll bald ein Gedenkstein errichtet werden. Foto: Archiv Ulrich Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Heimatforscher wollen Stein zur Erinnerung / Initiativkreis sammelt Dokumente

Der Erinnerung an den jüdischen Arzt Eugen Marx sowie an die Familie von Pfarrer Reinhold Schmälzle widmen sich in Neuweiler interessierte Heimatforscher. In der Gemeinderatssitzung wurde deshalb die Anfrage zu einem Gedenkstein gestellt.

Neuweiler. "Wie stehen Bürgermeister und Gemeinderat zu der Aufarbeitung, und kann parallel dazu ein runder Tisch gebildet werden, um ein Denkmal zu errichten?", erkundigte sich Ulrich Müller, Pfarrer i. R. aus Baiersbronn, der bereits an den Recherchen beteiligt ist.

Mit rundem Tisch soll Anliegen nicht auf lange Bank geschoben werden

Wie berichtet, hatte ein Initiativkreis, bestehend aus ihm, Martin Seeger, dem Calwer Kreisarchivar Martin Frieß, Norbert Weiss, Lehrer i.R. (Calw) und dem Nagolder Lehrer Gabriel Stängle, es ermöglicht, dass der Neffe von Eugen Marx, Ernest Kolman aus London im vergangenen Jahr zu Besuch kam.

Müller mahnte, das Anliegen, ein Denkmal nicht auf die lange Bank zu schieben und dafür neben Bürgermeister und einigen Gemeinderäten auch Vertreter der Kirchengemeinde sowie des Initiativkreises zusammenzubringen. "Neuweiler genoss sowohl bei dem Pfarrer, als auch dem Arzt große Wertschätzung. Kopien entsprechender Briefe werden mir zugeschickt", berichtete Müller.

Marx praktizierte fünf Jahre in Neuweiler und Bad Teinach

Zur Erinnerung: Der Arzt praktizierte zwischen 1929 und 1934 in Neuweiler und Bad Teinach. Seine beiden Töchter wurden, neun- und elfjährig, 1942 in einem Lager in Minsk ermordet. Marx selbst gelang die Auswanderung nach Amerika.

Die Pfarrfamilie von Reinhold Schmälzle sah sich der Verfolgung ausgesetzt, weil die Ehefrau von Schmälzle, die geborene Martha Serkin, Jüdin war und ihre vier Kinder der Ideologie zufolge deshalb als Halbjuden galten.

"Wichtig ist es uns, zuerst die gesamte Zeit aufzuarbeiten", bat Bürgermeister Martin Buchwald den Pfarrer i.R., die Anfrage auch schriftlich einzureichen.

Gleichzeitig verwies er auf die in seinen Augen "mutige Entscheidung des Gemeinderats" und stellte eine schriftliche Stellungnahme in Aussicht.