Fast zwei Jahrzehnte lang war das Pfarramt in Zwerenberg das Zuhause von Hanna und Karlheinz Joos. Nun ziehen sie um nach Dietersweiler bei Freudenstadt. Foto: Hennings Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwerenbergs Pfarrer Karlheinz Joos wird am Sonntag verabschiedet

Von Andreas Hennings

Neuweiler-Zwerenberg. Seit 19 Jahren ist Karlheinz Joos Pfarrer des Kirchspiels Zwerenberg. Trotz überstandener Erkrankung kann der 59-Jährige seinen Beruf aber nicht mehr länger ausüben. Am Sonntag, 21. September, wird er daher im Gottesdienst verabschiedet.

Der Grund für seinen Rückzug sind die Folgen eines schweren Herzinfarkts, den er im vergangenen Jahr an Karfreitag erlitten hatte. Zwar war Joos danach schnell wieder auf die Beine gekommen und konnte nur drei Monate später wieder den Gottesdienst leiten. Die Ärzte legten ihm aber nahe, vorsorglich in Vorruhestand zu gehen.

"Es wäre einfach zu riskant, weiterzumachen. Man kann den Stress als Pfarrer nicht steuern, beispielsweise wenn schlimme Ereignisse passieren", beschreibt Joos. Wie würde sein Herz reagieren, wenn er auf der Beerdigung eines Kinds oder eines jungen Familienvaters zu Trauernden sprechen müsste? Das Risiko eines Rückfalls ist Joos einfach zu hoch: "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich will mir später auch keine Vorwürfe machen müssen."

Erst am Wochenende begeisterte der Geistliche wieder die Gottesdienstbesucher beim Scheunentanz, als er seine Predigt in schwäbischer Mundart hielt. "Die speziellen Gottesdienste wie auch beim Dorffest oder der Feuerwehr haben mir immer besonderen Spaß gemacht", blickt Joos zurück und betont, es sei ihm nie um die "Show", sondern immer um den Inhalt gegangen. So könne man im Schwäbischen auch Dinge besser zuspitzen, ohne dabei zu beleidigen. "Außerdem hat Jesus mit Aramäisch auch Dialekt gesprochen. Das ist nichts fremdes in der Bibel."

Neben den Gemeindefesten nennt Joos als weitere Höhepunkte seiner Amtszeit, die am 1. September 1995 begonnen hatte, die Zelttage der Zeltmission 2006 in Zwerenberg und die Renovierung der dortigen Kirche im selben Jahr, nachdem sich Risse in der Decke gebildet hatten. Besondere Freude bereitete es ihm, Kinder zu konfirmieren, die er einst getauft hatte. Oder sie Jahre nach der Konfirmation auch zu trauen. "Leider hat es nicht ganz gereicht, jemanden zu trauen, den ich getauft habe", schmunzelt er.

Weitere Bestandteile seiner Arbeit waren der Religions- und Konfirmandenunterricht ("Es war schön zu sehen, wenn Schüler aufnehmen, was man erzählt") sowie die Seelsorge. "Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir da entgegengebracht wurde. Ich habe immer dicht gehalten, selbst vor meiner Frau."

Hanna Joos unterstützte ihren Mann wo sie konnte, während sie die vier gemeinsamen Kinder großzog. Speziell als er neben dem Herzinfarkt auch eine Stimmband-OP zu überstehen hatte, hielt sie ihm den Rücken frei. Dazu war sie unter anderem Leiterin des Frauenkreises, Teil des Frauenfrühstückteams und eine der Organistinnen. "Und es gibt hier viele treue Mitarbeiter, die sich sehr fürsorglich um mich gekümmert haben – für mich ist das der geistliche Schatz des Kirchspiels, das in meinen Augen gut aufgestellt ist", so der Pfarrer.

Mit Tipps an einen Nachfolger – die Ausschreibung erfolgte am Montag – möchte sich Joos zurückhalten: "Jeder hat seine eigene Art." Wichtig sei aber, dass man die Menschen möge. "Sonst kann man diesen Beruf nicht ausüben."

Das Kapitel Zwerenberg ist für das Ehepaar nun bald geschlossen. Nach Dienstende werden sie nach Dietersweiler bei Freudenstadt ziehen, also in die Gegend, aus der der Schopflocher Karlheinz Joos ursprünglich stammt. So ganz loszulassen, wird ihm aber wohl schwerfallen: "Das schöne am Pfarrberuf ist ja auch, dass man im Ruhestand in Vakaturen immer wieder aushelfen und das nach eigenem Wunsch dosieren kann."