Kirchenbau in Zwerenberg ersetzte gebrechlichen Altbau / Aufstellung der Orgel verzögerte damals die Einweihung

Von Hans Schabert

Neuweiler-Zwerenberg. In diesen Tagen wird die oft "Schwarzwaldkathedrale" genannte Kirche in Zwerenberg 175 Jahre alt. Den Bau, die Hintergründe sowie eine Menge aus der Heimatgeschichte hat in einem 100 Seiten umfassenden Büchlein 1841 Pfarrer Steinheil dokumentiert.

Der eine ganze Inhaltsangabe vermittelnde Titel lautet:  "Einweihungs-Feier der neuen Kirche in Zwerenberg Ober-Amt Calw. Nebst einem Anhang über die Baulast der Protestanten und über den Aufenthalt des württembergischen Reformators Brenz zu Hornberg bei Bulach." Der Autor ist auch als Herausgeber vermerkt, als Verlag die J. F. Steinkopf’sche Buchhandlung in Stuttgart.

 Am 17. April 1838 begann der Abbruch des alten, baufällig gewordenen Kirchenschiffs und das Legen des neuen Fundaments südlich vom Turm überwiegend auf dem alten Friedhof. Dem vorausgegangen waren Umbettungen mit möglichster Schonung auf den neuen Gottesacker an der Martinsmooser Straße. "Erbaut 1835" ist am Tor zum auf Markung Gaugenwald am Rande Zwerenbergs liegenden Bestattungsplatz bis heute die in Stein gemeißelte Entstehungszeit zu lesen. Am 30. Mai 1838 war feierliche Grundsteinlegung für die neue Kirche. Gestartet wurde, nachdem die königliche Verwaltung nach zähen Verhandlungen die Baulast und künftige Unterhaltung übernommen hatte. Das Kirchspiel übergab einen seit 1818 angesparten Kirchbaufonds und machte weitere Finanzierungszusagen. Der Staat erkannte Verpflichtungen als Nachfolger der in Rohrdorf sitzenden, den großen Zehent kassierenden Malteser an.

Zwischen Fertigstellung und Einweihung der neuen Kirche mit altem, erhöhtem Turm am 14. Mai 1840 verging ein halbes Jahr, "obgleich der Bau im November 1839 glücklich vollendet war." Dies begründet Steinheils Schrift so: "Verschiedener Hindernisse wegen, namentlich, weil sich die Aufstellung der neuen Orgel bis in den Dezember 1839 verzögerte."

 Die zahlreichen Gäste zur offiziellen Eröffnungsfeier bildeten vom Rathaus bis zur Kirche eine kleine Prozession. Deren sechs Gruppen sind in der Reihenfolge der Aufstellung festgehalten: "1) Voraus die Lehrer und Sänger der Schuljugend, 2) Herr Kameralsverwalter Weber von Altensteig und Herr Revierförster v. Kauffmann von Hofstätt, 3) die Ortsvorsteher, Gemeinderäte und Bürgerdeputirte, 4) Herr Dekan M. Fischer mit dem Ortspfarrer, 5) die benachbarten Geistlichen" – mehr als 20 sind namentlich aufgeführt – und schließlich "6) die Gemeinde."

Das kleine Buch von Pfarrer Steinheil gewährt Einblick in die Zeit um 1840. Es hält fest, dass damals 1449 Einwohner zum Kirchspiel Zwerenberg gehörten. Im Mutterort lebten 295 von ihnen, in Martinsmoos 323, in Gaugenwald im Oberamt Nagold 152, in Hornberg nebst Baiermühle 240, in Aichhalden 138, in Oberweiler im Schultheißenamt Hornberg 141 und im heute als Kirchengemeinde selbständigen Aichelberg im Schultheißenamt Neuweiler 160. Andere Kapitel setzen sich mit Forschungen zu staatlichen Pflichten beim Kirchenbau, der Entstehung der Ortsnamen und dem Aufenthalt von Reformator Brenz in Neubulach, auf der Vogtsburg und Burg Hornberg auseinander.