Für die anwesenden Neuweiler Bürger und Gemeinderäte war im Gespräch mit Verkehrsministerin Tanja Gönner das Thema L 347 wichtiger als Stuttgart 21. Foto: Krummacher Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehrsministerin Tanja Gönner zu Gast in Breitenberg / Politikerin spürt Holperpiste am eigenen Leib

Von Daniel Krummacher

Neuweiler-Breitenberg. Am Dienstagnachmittag stand Tanja Gönner, Baden-Württembergs Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, im Gasthof Hirsch rund 50 Bürgern Rede und Antwort. Unter dem Titel "Umwelt trifft Wirtschaft“ sprach sie über die Umwelt-und Verkehrspolitik im ländlichen Raum.

Mehr noch als "Stuttgart 21" oder der Atomkompromiss der Bundesregierung dominierte dabei die L 347 das Gespräch. Zuletzt hatte das Schild von Hans Stoll und Walter Schaible mit der Aufschrift "Hier beginnt die schlechteste Straße des Landes Baden-Württemberg" für neues Aufsehen gesorgt (wir berichteten). Daher lag es nahe, die Landesstraße auch mit der zuständigen Ministerin zu diskutieren. Nach einem kurzen Eingangsreferat, in dem Gönner Einblicke in die Wärme- und Stromversorgung, Umwelttechnologie, Automobiltechnik sowie Wasseraufbereitung gab, wandte sie sich also der L 347 zu.

Obwohl Gönner mit "Stuttgart 21" derzeit so viel zu tun hat, dass sie die Fragerunde wegen einer Telefonkonferenz in dieser Sache sogar zwei Mal unterbrechen musste, zeigte sie sich gut informiert über den Stand der Arbeiten an der L 347. Der erste Bauabschnitt der Straße von Oberkollwangen nach Bad Teinach sei kurz vor der Fertigstellung, der zweite bereits geplant. Der dritte Teil, von der Einmündung der K 4329 bis Oberkollwangen, sei jedoch "problematisch". In der Situationsanalyse teilte sie somit die einhellige Meinung der anwesenden Bürger.

Unterschiedlich waren jedoch die Schlüsse daraus. Die Bewohner der Gemeinde Neuweiler favorisieren eine Sanierung der maroden Straße, also das Aufbringen einer frischen Fahrbahndecke nach vorherigem Abfräsen des bestehenden Fahrbahnbelags, sowie das Anbringen einer Leitplanke. Für eine derartige Maßnahme hätten sich auch die Bauleiter des Regierungspräsidiums Karlsruhe bei einer Ortsbegehung vor 14 Tagen ausgesprochen, berichteten Schaible und Stoll den Anwesenden. Diese Methode der Sanierung würde etwa zwei Millionen Euro kosten.

Gönner unterstützt Komplettausbau

Gönner sprach sich jedoch für einen Komplettausbau inklusive Begradigung der Kurven und Verbreiterung der Straße aus. Diese Maßnahme wäre mit Kosten von etwa zehn Millionen Euro deutlich teurer. Nur dann sei es aber möglich, Leitplanken entlang der Strecke anzubringen. Erst dadurch seien die Gefahren wirksam zu beseitigen.

Eine bloße Sanierung, ohne Korrektur der Trassenführung, würde außerdem ortsunkundige Fahrer, beispielsweise Touristen, eher zum schnellen Fahren verleiten und damit die Gefahr noch erhöhen: "Je schlechter die Straße, desto langsamer fährt man!", so Gönner.

Weil sie generell nichts versprechen wolle, was sie am Ende nicht einhalten könne, wollte Gönner kein Datum für den Ausbau nennen. Sie versprach jedoch, am Rande einer Plenarsitzung gemeinsam mit dem Calwer CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke, den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden, Martin Buchwald und Markus Wendel, sowie Fachleuten das Thema "L 347" erneut zu diskutieren. Für den Fall, dass ein Komplettausbau in einem überschaubaren Zeitraum nicht absehbar sei, müsse eventuell doch eine Sanierung ins Auge gefasst werden.

Dafür sprach sich auch die Erste Landesbeamtin Claudia Stöckle aus: Jedes nur notdürftig geflickte Loch in der Straße sei "rausgeschmissenes Geld", so Stöckle.

Vielleicht brachte ja die Weiterfahrt nach Nagold die Ministerin zum Nachdenken: Waren sie von Calw aus noch über Würzbach und Agenbach nach Breitenberg gekommen, versprach Blenke, mit Gönner über die L 347 und Bad Teinach nach Nagold weiterzufahren. So bekam die Verkehrsministerin die Holperpiste am eigenen Leib zu spüren.