Birgit Förster (Mitte) kam in bequemer Jeans und Bluse ins Breitenberger Dorf-Bistro "JU 52". Sie habe aber auch den gesetzten "dunklen Zweiteiler", wenn es förmlicher werde. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Neuweiler Bürgermeisterkandidatin kommt dem Wunsch der "Oberweiler" nach einem eigenem Gesprächsabend gerne nach

Von Axel H. Kunert

Neuweiler-Breitenberg. Ist die Gemeinde Neuweiler reif für einen weibliche Bürgermeister? Vor allem diese Frage stellt Birgit Förster den Wahlberechtigten im Ort mit ihrer Kandidatur um den Posten des Rathaus-Chefs.

Die derzeitige Hauptamtsleiterin in der Nachbargemeinde Neubulach hat an diesem Abend ins Breitenberger Dorf-Bistro "JU 52" eingeladen. Geplant war dieser Termin zwar nicht. Aber nachdem sie am anderen Ende von Breitenberg – in "Unterweiler" – vor vollem Haus sich bereits vorgestellt hatte, kam in "Oberweiler" der Wunsch auf, dort doch einen eigenen Termin zu bekommen.

Viele Zuhörer werden es zwar nicht sein, aber die rund zwei Dutzend Interessierten folgen umso aufmerksamer dem Redeschwall der völlig untypischen Verwaltungsbeamtin. Förster redet frei und schnell. Ist völlig anders als beamten-phlegmatisch. Sie weiß mit Hintergrundwissen zu punkten. Ihr Mann wird später erzählen, dass seine Frau nur ruhig werde, wenn sie etwas zu lesen habe, etwas verstehen möchte. Aber ansonsten drehe sie schon hoch, laufe stets auf vollen Touren. Vor allem, wenn sie etwas mit aller Kraft erreichen möchte.

Die Kandidatin sagt selbst, als nach 20 Minuten Redeschwall ihre Bitte nach Fragen aus dem Auditorium unbeantwortet bleibt, dass sie wohl wieder alle "an die Wand gequatscht" habe. Aber – kein Problem. Förster gehen die eigenen Themen nicht aus. Später eine erste Frage: Bei dieser stimmgewaltigen Präsenz – wie werde sie es da mit einem Gemeinderat handhaben wollen, wo es ja um das Miteinander und um das Zuhören geht? Unausgesprochen bleibt – aber in den Zwischentönen ist es doch deutlich hörbar: Werde sie da auch die Mitglieder des Gemeinderats mit ihrer zugegeben großen fachliche Kompetenz "an die Wand quatschen?".

Als Neubulacher Hauptamtsleiterin weiß Förster, dass genau solch ein dominantes Verhalten gegenüber dem Gemeinderat den Vorgänger ihrer aktuellen Chefin, Bürgermeisterin Petra Schupp, die Wiederwahl gekostet hat. Aber nach kurzem Überlegen macht Förster keinen Hehl daraus, dass sie streitbar im Amt ist. Sie sei aber auch nicht beratungsresistent, fordere jedoch stets nachvollziehbare Sachargumente ein. "Das machen wir schon immer so", gehöre für sie eindeutig nicht in diese Kategorie. Und es wird deutlich: Förster redet viel und schnell, weil sie möglichst komprimiert möglichst viele eigene Argument vortragen will. Und dabei aber hochkonzentriert ist, weiß, wovon sie redet. Und stets viel Hintergrundwissen zu ihren Sachthemen mitbringt. Aber auch wirklich niemanden nach dem Mund redet, sondern auch unangenehme Wahrheit offen ausspricht.

Beispiel Schule, ja ein Reizthema in Neuweiler. Sicher, der Erhalt der Waldschule sei erstrebenswert. Ein wichtiges Argument, um junge Familien in den Ort zu locken. Aber eine Schule zu unterhalten, sei auch extrem teuer. Erfordere unablässige Investitionen. Geld, mit dem man auch anderes bewirken könne, das vielleicht viel mehr Wirkung für den Ort entfalte. "Darüber gilt es nachzudenken." Und zu diskutieren. Aber wahrscheinlich werde die Entscheidung, wie es mit den Schulen in Neuweiler und nebenan in Neubulach langfristig weitergehe, eh anderswo getroffen.

Förster kennt aus ihrer bunten Beamten-Laufbahn die Vernetzung der Verwaltungsebenen. Aber sie traut sich zu, im Fall der Fälle in diesem unübersichtlichen Kompetenzgerangel das Beste für "ihre" Gemeinde herauszuholen. Denn, so ihre Beobachtung: "Wenn eine Frau am Tisch sitzt, reden Männer in Verantwortung sachlicher, objektiver." Werde Verwaltungsarbeit sachorientierter. Und pragmatischer.

Und pragmatisch, das ist Birgit Förster wohl vor allem. Für ihren Job in Neubulach hat sie eine kreisweite Erhebung zum Angebot an Ganztagsbetreuungsplätzen vorgenommen. Was ihr auffiel: Neuweiler ist da "ein weißer Fleck" – sprich: Es gibt keine eigenen Angebote, weil es wohl im eigenen Ort zu wenig Kinder dafür gibt. Ihre Herangehensweise "als Frau und selbst Mutter" wäre bei dieser Thematik, mal bei den örtlichen Betrieben nachzufragen, ob da nicht andere Mütter arbeiteten, die ihre Kinder zur Ganztagsbetreuung nach Neuweiler mitbringen würden. Um so die Mindestzahl für eine eigene Betreuungsgruppe im Ort zusammenzubekommen. Das hat Försters Ehemann wohl gemeint, als er sagte, dass seine Frau "ein Problem solange drehe, bis sie eine Lösung findet."