Schloss Neuschwanstein ist jetzt schon ein Touristenmagnet. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Neuschwanstein soll Unesco-Welterbe werden – aber nicht alle finden das gut.

Ganz demokratisch sollen die Bürger entscheiden, was mit den Prunkschlössern des bayerischen Königs Ludwig II., einer der bizarrsten Monarchen der Weltgeschichte, geschieht. Vor allem geht es um das „Märchenschloss“ Neuschwanstein, neben Oktoberfest und Hofbräuhaus die bedeutendste Kultstätte des Freistaates. Für dieses und weitere Ludwig-II-Schlösser möchte die bayerische Staatsregierung die Aufnahme als Unesco-Welterbe beantragen.

Doch es jubeln nicht alle in Schwangau, in dem 3300-Einwohner-Ort unterhalb des fantasievollen Bauwerkes. „Overtourism“ wird befürchtet, also dass noch mehr als die jetzt schon jährlich rund 1,4 Millionen Besucher das als mittelalterliche Ritterburg nachgebaute Anwesen stürmen. Zudem könnte der Welterbe-Status zu Baueinschränkungen im Ort führen, weil etwa die Sichtachsen zum Schloss frei sein müssen.

Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) hält die Einwände für wenig stichhaltig. Noch mehr Touristen würden dadurch nicht kommen. Und bauliche Veränderungen im Ort seien auch jetzt wegen des Denkmalschutzes kaum möglich. Dennoch wird am 18. Juni abgestimmt: Welterbe ja oder nein?

Die Königsbauten, so die bayerische Schlösserverwaltung ganz lyrisch, eröffneten die Möglichkeit, „sich in die perfekte Traumwelt eines irdischen Paradieses zu versetzen“. Der König stattete sein Schloss mit einem kruden Mix aus Mittelalter, Richard-Wagner-Verehrung und damaliger Hightech aus wie etwa Telefonanschlüssen und automatischen WC-Spülungen.

Welterbe oder nicht: Versprengte Monarchisten vertreten weiterhin die Meinung, dass der zuletzt wegen geistiger Umnachtung entmündigte „Kini“ nicht im Starnberger See ertrunken ist. Sondern ermordet wurde, vom preußischen Geheimdienst.