Am Ende der Feierstunde sangen alle die Nationalhymne. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Fuchtel: Partnerschaften haben Prozess vorangebracht / Unternehmer Ehrmann erzählt Erfolgsgeschichte

Von Andrea Fisel

Neubulach. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet sie als einen Grund zur Freude und ein großes Geschenk. Für den Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel ist sie so bedeutsam, dass er jedes Jahr mit einer Feier daran erinnern möchte. Und für Bernhard Grossmann stellt sie das wichtigste Ereignis der jüngeren deutschen Geschichte dar: die deutsche Wiedervereinigung.

So war es für den Neubulacher CDU-Ortsverbandsvorsitzenden selbstverständlich, die Idee des Bundestagsabgeordneten Fuchtel mit einer alljährlichen Gedenkfeier an dieses Kapitel der deutschen Geschichte zu erinnern, in die Tat umzusetzen. "Wir sind zwar hier in Neubulach nicht der Mittelpunkt von Deutschland, aber ich bin dennoch stolz, seit vielen Jahren die deutsche Einheit hier feiern zu dürfen", bekannte Grossmann. Nach 25 Jahren dürften nun auch die Erfolge dieser Wiedervereinigung in den Vordergrund gestellt werden, hob er hervor. Grossmann: "Es gibt sie wirklich, die blühenden Landschaften im Osten, die damals Kanzler Helmut Kohl prophezeit hat."

Überaus erfreut zeigte sich Fuchtel über die Tatsache, dass er bei dieser Feier im Bürgersaal des Rathauses Neubulach nicht nur diejenigen Parteifreunde willkommen heißen durfte, die den Mauerfall und das Ende der DDR bis hin zur Wiedervereinigung noch persönlich miterlebt hätten, sondern auch viele junge Menschen, die "an wichtigen Momenten auf diesem Weg" Anteil nehmen wollten. Auch dass intensive Partnerschaften auf allen Ebenen, wie zwischen der Sparkasse Pforzheim Calw und der Sparkasse Freiberg oder zwischen dem TSV Haiterbach und der Turnerabteilung des SG Empor Possendorf wesentliche Beiträge zum Einigungsprozess geleistet hätten, wollte der Berliner Abgeordnete nicht unerwähnt lassen.

"Wir dürfen jene Zeit nicht vergessen, in der wir Deutschen getrennt waren", mahnte Petra Schupp in ihrem Grußwort. Die gastgebende Bürgermeisterin maß nicht nur der Wiedervereinigung, sondern auch dieser Veranstaltung so viel Bedeutung zu, dass sie bereits am frühen Morgen im Rathaus erschienen war, um eigenhändig die Tischdekoration zu gestalten: fröhlich-bunte Gerbera in Glasvasen mit einer schwarz-rot-goldenen Sandfüllung.

Wolfgang Lötzschkämpft gegendas Vergessen

Dass ihm jene Zeit vor der Wiedervereinigung nur zu gut im Gedächtnis haften blieb, dafür sorgten bei Wolfgang Lötzsch hauptsächlich DDR-Regime und Sportfunktionäre. Geboren 1952 in Chemnitz, galt er bald als eines der größten Radsporttalente der DDR. Doch Kontakte zu Verwandten im Westen und seine Weigerung, in die SED einzutreten, schlossen ihn nicht nur vom staatlichen Fördersystem aus, sondern führten schließlich zu einer zehnmonatigen Inhaftierung im Stasi-Gefängnis Kaßberg. Aufrecht erhalten hätte ihn in jener Zeit seine sportliche Betätigung: bis zu 5000 Kniebeugen und Liegestützen täglich in seiner Zelle. Durch Buch- und Filmveröffentlichungen, Vorträge oder Führungen kämpfe er heute dagegen an, "dass niemals vergessen wird, wie es damals bei uns war!"

Von diesen Verhältnissen in der ehemaligen DDR hatte Unternehmer Wolfgang Ehrmann nicht die geringste Vorstellung, als er im Oktober 1990 in Auerbach/Erzgebirge einen Betrieb aufsuchte, der ihm Drehteile angeboten hatte.

Aus dem Besuch bei der damaligen "Firma" wurde im Laufe der Jahre "EIKKO Dreh- und Frästeile" mit allen gängigen Materialien und Oberflächen sowie 38 Mitarbeitern und einer über 2000 Quadratmetern großen Fertigungshalle im sächsischen Burkhardtsdorf. "Ich habe als Pionier dort begonnen, aber noch keinen Tag meines Einsatzes bereut", gesteht der geschäftsführende Gesellschafter der EBB Beschlagtechnik in Nagold.

Bevölkerung im Osten darf stolz sein auf das,was sie erreicht hat

Vielmehr wünsche er sich, dass die Deutschen immer mehr zusammenfinden. Die Bevölkerung im Osten dürfe zu Recht stolz sein auf das, was sie erreicht habe. "Denn es war nicht einfach, blühende Landschaften entstehen zu lassen", unterstrich Ehrmann.

Iris Follak, Bundestagsabgeordnete von 1994 bis 2002, verdankte der deutschen Wiedervereinigung nicht nur ihre politische Karriere, sondern auch ihr privates Glück. "Ohne sie hätte ich Hans-Joachim nie kennengelernt", verriet die Lebensgefährtin Fuchtels lächelnd. Ihr politisches Engagement verdanke sie ihrer Mutter, die sie nach der Wende ermahnt habe: "Du hast immer geschimpft, was bei uns alles nicht in Ordnung ist, jetzt betätigst du dich auch politisch!"

Mit dem Bekenntnis: "Für mich war die Wiedervereinigung ein Wunder Gottes!" sowie Gebet und Segen leitete der Neubulacher Pfarrer Hans Georg Schmid zur Nationalhymne über.

Sowohl die Begleitung beim gemeinsamen Singen als auch die gesamte musikalische Gestaltung der Feierstunde lag in den professionellen Händen von Violetta Walner aus Bad Teinach am Klavier sowie Nicole Bornkessel, Sängerin und Gesangslehrerin aus Böblingen.