Katharina Wurster vom Gästebüro (von links), Bürgermeisterin Petra Schupp und Hauptamtsleiterin Susan Mäder präsentieren erste Ausstellungsstücke in der Burgvogtei. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Wasserwerksverband Liebelsberg vor 125 Jahren gegründet / Sonderausstellung in Bergvogtei

Wenn man den Wasserhahn aufdreht, fließt sofort sauberes Wasser – das ist heute selbstverständlich. Nicht so vor 125 Jahren. Die Gründung des Wasserwerksverbandes Liebelsberg aber brachte den Durchbruch für die umliegenden Ortschaften.

Neubulach. 375 000 Kubikmeter Wasser liefert der Wasserwerksverband Liebelsberg noch heute jährlich an die Haushalte im Versorgungsgebiet Neubulach mit seinen Stadtteilen (außer Martinsmoos) sowie Bad Teinach. Zum 125-jährigen Bestehen des Verbandes ist ab Donnerstag, 4. Mai, eine Ausstellung in der Bergvogtei zu sehen. Zudem ist – zur Feier des Jubiläums – der Wasserturm in Liebelsberg ab Mai jeden ersten Sonntag im Monat für Besucher geöffnet.

"Für die Verbandsgemeinden hatte die Gründung eine große Bedeutung", betont Bürgermeisterin Petra Schupp. "Ab da war das Wasser dauerhaft verfügbar." Bevor es den Verband gab, war die Versorgung alles andere als geregelt: Mit Eimern musste die Bevölkerung zu den Brunnen und Quellen laufen, um sich mit der lebensnotwendigen Flüssigkeit zu versorgen. Gab es einen besonders trockenen Sommer, mussten oft kilometerlange Strecken zurückgelegt werden, um an frisches Wasser zu kommen.

Am 4. Mai 1892 gründeten die damals noch selbstständigen Gemeinden Liebelsberg, Oberhaugstett, Emberg und Schmieh die erste Gruppenwasserversorgung im Kreis Calw. Einige Jahre später schlossen sich Neubulach sowie Altbulach dem Verband an. "Es ist beeindruckend, dass es diese kommunale Zusammenarbeit schon vor 125 Jahren gab", findet Schupp. Sich gegenseitig zu unterstützen um weiterzukommen sei zwar ein zentraler Gedanke bei Zweckverbänden – aber in der damaligen Zeit nicht an der Tagesordnung. "Die Gemeinden mussten erst zusammenfinden, es gab oft Streit um Wasser", erläutert sie.

Neubulach bezieht sein Wasser aus der Kolberlesquelle und der Katharinenplaisierquelle im Teinachtal. "Das Wasser wird ständig überprüft – wir haben hier ein Lebensmittel von hoher Qualität", meint die Bürgermeisterin. Damals wurde das Wasser mithilfe von mechanischen Wassersäulenpumpen in die Hochbehälter gepumpt. Heute funktioniert das mit Turbinenpumpen.

Ehemaliger Mitarbeiter der Stadt wälzte monatelang Chroniken

Schon damals sei es aber ein "unheimlich ausgeklügeltes System" gewesen, schwärmt Neubulachs Stadtoberhaupt. Sogar Ingenieure seien vor 125 Jahren schon beauftragt worden. "Jetzt hat der Verband schon Weltkriege und mehrere Währungsreformen überstanden und ihn gibt es immer noch", zeigt sich Schupp stolz. Grund genug, das Jubiläum ausgiebig zu würdigen. Im zweiten Stockwerk der Burgvogtei eröffnet am 4. Mai ab 18.30 Uhr die Ausstellung über den Wasserwerksverband Liebelsberg. Dort sind rund 20 Infotafeln ausgestellt, auf denen historische, aber auch andere wissenswerte Dinge zu lesen sind. Willfried Henne, ein ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung habe monatelang recherchiert und alte Chroniken gewälzt, um an die Informationen zu kommen. "Dafür sind wir ihm sehr dankbar", sagt Schupp. Neben den Infotafeln sind auch Exponate ausgestellt, die mit der Wasserversorgung zu tun haben. "Ich gehe davon aus, dass die Ausstellung eine große Resonanz haben wird", meint die Bürgermeisterin. Schließlich betreffe das Thema Wasser wirklich jeden.