Die Wassertemperatur der Nagold erreichte vergangenen Sommer eine bedenkliche Höhe. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Fluss: Zu warmes und zu wenig Wasser bereitet den Fischern Sorgen / Vorsitzender ehrt langjährige Mitglieder

Neubulach-Liebelsberg. Im vergangenen Sommer ist das Nagoldtal knapp an einem großen Fischsterben vorbeigeschrammt. Davon berichtete Jürgen Gaul, Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Nagoldtal, bei der Hauptversammlung in Liebelsberg.

Sorgen hatte den Fischern der von einer sehr lang anhaltenden Schönwetterperiode gekennzeichnete und extrem niederschlagsarme Sommer bereitet, der zwangsläufig einen sehr niedrigen Wasserstand der Nagold zur Folge hatte. Die Wassertemperatur, die wegen der reduzierten Strömungsgeschwindigkeit in den zahlreichen Staubereichen im Sommer ohnehin stärker ansteigt als in einem weitgehend naturbelassenen, frei fließenden Gewässer, erreichte vergangen Sommer fast 20 Grad Celsius. Wenn man bedenke, so Gaul, dass beim Leitfisch der Nagold, der Bachforelle, ab etwa 18 Grad eine kritische Grenze erreicht wird, müsse man froh sein, dass es nicht zu größeren Fischsterben gekommen sei.

Besonders kritisch sei die Situation am Rötelbach, einem kleinen Nagoldzufluss, gewesen, der primär durch den Tälesbrunnen in Speßhardt und den Röhrlesbrunnen in Weltenschwann gespeist wird. Da einige Landwirte aus der Umgebung ständig ihre großen Tankwagen an den Brunnen aufgefüllt und dadurch den Abfluss in den Bach über Stunden unterbrochen hatten, so dass der erforderliche Mindestabfluss unterschritten wurde, verhängte das Landratsamt ein vorübergehendes Verbot jeglicher Wasserentnahme aus Rötelbach, Täles- und Röhrlesbrunnen. Auch wenn manche Experten eine generelle Klimaerwärmung noch immer bestreiten, spricht die Wetterentwicklung der letzten Jahre nach Ansicht Gauls doch dafür. Sollte dieser Trend in der Zukunft weiter anhalten, müsse man mittelfristig mit einer Veränderung des Fischbestandes rechnen.

Kritik am nachsichtigen Verhalten des Landratsamtes

Ebenfalls kein Anlass zur Freude war ein Vorfall, der sich Mitte August vergangenen Jahres ereignet hatte. Ein Kraftwerksbetreiber in Ebhausen hatte ohne die im Wassergesetz vorgeschriebene vorherige Benachrichtigung der Fischereiberechtigten sein Wehr viel zu schnell abgesenkt, so dass auf einer Strecke von etwa 200 Metern große Bereiche in Ufernähe austrockneten. Hierdurch verendete eine hohe Anzahl an Bachneunaugen und Mühlkoppen, die zu den besonders schützenswerten Fischarten zählen, aber auch zahlreiche andere Kleinfische und sonstige Wasserorganismen. Die Bezirksfischer konnten die verendeten Tiere dann nur noch einsammeln und entsorgen.

Verärgert äußerte sich der Vorsitzende in diesem Zusammenhang über das nachsichtige Verhalten des Landratsamtes, das sich in solchen Fällen meist sehr zurückhaltend bei der Verhängung von Geldbußen gegen die Verursacher zeige.

Umso erfreulicher ist, dass auch in diesem Jahr wieder einige langjährige Mitglieder geehrt werden konnten. Für 20 Jahre Mitgliedschaft wurde Joachim Wedegärtner aus Witten mit der silbernen Vereinsnadel ausgezeichnet. Mit der goldenen Ehrennadel für 30-jährige Mitgliedschaft wurden Ulrich Fleck aus Neubulach, Klaus Schäufele aus Leonberg, Jürgen Pross aus Bad Liebenzell und Albert Weik aus Calw geehrt. Eine Ehrenurkunde für 40-jährige Vereinszugehörigkeit erhielt Hans Ehrenfried aus Neubulach. Für 50-jährige Vereinszugehörigkeit wurden Günther Albrecht aus Schömberg, Werner Klischat aus Grafenau und Bernhard Maier aus Wildberg ebenfalls mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Jürgen Gaul überreichte dem Ehrenmitglied Hansjörgen Reutter aus Althengstett, der aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Hauptversammlung teilnehmen konnte, die Ehrenurkunde für 50-jährige Vereinszugehörigkeit einige Tage später persönlich.

Zu guter Letzt stand auf der Tagesordnung noch die Abstimmung der Mitglieder über eine Neufassung der Satzung des bereits 1898 gegründeten Vereins. Eine Überarbeitung war dringend erforderlich geworden, um die bisherige Version, die noch aus dem Jahre 1977 datierte, an die aktuelle Zeit anzupassen. Nach der Vorstellung der neuen Satzung durch den Vereinsvorsitzenden und einer ausführlichen Durchsprache der Änderungen, wurde diese von den anwesenden Mitgliedern einstimmig verabschiedet.