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Abfallwirtschaft baut für neun Millionen Euro eine Abfallbiovergärungsanlage in Neubulach

Für Landrat Helmut Riegger ist es "Gmeiners Lieblingsanlage": Für neun Millionen Euro baut der kreiseigene Abfallwirtschaftsbetrieb AWG in Neubulach eine neue Abfallbiovergärungsanlage. AWG-Chef Christian Gmeiner will mit dieser Lösung die Belastung der Gebührenzahler möglichst niedrig halten.

Neubulach. Schon Ende 2015 war die Schließung des alten Kompostwerks in Neubulach unmittelbar neben dem Wertstoffhof absehbar. Der Rost nagte an den alten Hallen. Eine Sanierung hätte laut Gmeiner zweieinhalb bis drei Millionen Euro gekostet. Vor dem Hintergrund der sich ändernden gesetzlichen Bestimmungen für Komposte wurde schließlich beschlossen, das Werk Ende vergangenen Jahres zu schließen.

Die Frage blieb, wie die 12 000 Tonnen Bioabfälle, die jährlich im Kreis Calw aus der Sammlung der braunen Tonne anfallen, künftig entsorgt werden sollen: durch Fremdfirmen abholen lassen oder aber eine Anlage auf dem neuesten Stand der Technik bauen?

AWG-Chef Gmeiner legte nun dem Kreistag eine Plausibilisierung des Anlagenkonzeptes wie auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vor: Demnach würden die Gebührenhaushalte bei einer Fremdverbringung mit 520 000 Euro jährlich zusätzlich belastet werden, was einer Gebührenerhöhung von vier Prozent entsprechen würde. Eine eigene Anlage kostet den Gebührenzahler hingegen nur ein Viertel dessen – nämlich 135 000 Euro im Jahr.

Die Genehmigung des Regierungspräsidiums liegt seit dem 29. Dezember 2016 vor – gerade noch rechtzeitig, um den durch das Biogas erzeugten Strom auf Basis des bisherigen Energieeinspeisegesetzes vergütet zu bekommen.

Die Anlage ist – wie das alte Kompostwerk – für eine anfallende Jahresmenge von 18 000 Tonnen Bioabfällen ausgelegt. Weil im Laufe des vergangenen Jahres die Biopflichttonne umgesetzt wurde, erhöhte sich die Entsorgungsmenge der Bioabfälle auf 13 500 Tonnen im Jahr. Die Kapazitätsreserve von 4500 Tonnen soll vorerst durch die Verwertung von Grüngutabfällen genutzt werden.

Betonmauer ums Werk

Auch die Geruchsbelastung der neuen Anlage – die nächste Ortschaft ist ein Kilometer entfernt – soll deutlich minimiert werden, "wenn es auch nicht nach Blumenwiese riecht", wie Gmeiner einräumt. Auch die Menge der Fahrzeuge, die die Anlage anfahren, bleibe mit elf pro Tag unverändert. Sicherheitshalber wird das Werk mit einer Betonmauer umgeben, aber eine Havarie aufgrund berstender Stahlbehälter wird von den Verantwortlichen völlig ausgeschlossen.

Den Anrainergemeinden ist das Projekt im Rahmen einer Bürgerversammlung bereits vorgestellt worden: Die kritischen Nachfragen, so der AWG-Chef, seien "zu aller Zufriedenheit beantwortet worden". Auch vom Kreistag wurde das Millionenprojekt begrüßt – bis auf FWV-Kreisrat Ulrich Bünger. Er kritisierte den anfallenden Erbpachtzins, den die Stadt Neubulach für das 14 000 Quadratmeter große Areal bekommt, als "zu hoher Preis". Die AWG zahlt in den nächsten 30 Jahren rund 1,7 Millionen Euro.