Hoffen auf ein gutes Abschneiden bei der deutschen Meisterschaft der Voltigierer (von links): Michaela Herzog, Nico Wacha, Christine Steffen-Widmann, Björn Ahsbahs mit Pferd Fritz. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Neubulacher hoffen auf Spitzenplatz bei deutscher Meisterschaft

Von Albert M. Kraushaar

Neubulach. Was haben die wohl vor? Fritz schaut am Mittwochmorgen jedenfalls etwas misstrauisch aus seiner Box. Fremde Stimmen, Aufregung und Gespräche im Hof, an seinem Anhänger musste noch ein Reifen gewechselt werden, dazu Futter fassen in große Netze – richtig, mit der deutschen Meisterschacht der Voltigierer vom 18. bis 20. Juli steht dem Longe-Pferd wieder etwas Besonderes bevor.

"Wir haben uns bei drei Turnieren des Landesverbandes in Leonberg, Alsfeld und Böblingen mit ersten und zweiten Plätzen für die nationalen Titelkämpfe qualifiziert", berichtet Nico Wacha, der im Zusammenspiel mit seiner Partnerin Michaela Herzog die "Kraftakte" übernehmen wird. Die turnerische-akrobatische Version in der Kür obliegt Michaela Herzog. Getragen wird das Ganze von Pferd Fritz, der über die zweiminütige Wettkampfzeit von Björn Ahsbahs an der Longe geführt wird.

"Wir können nur als Team erfolgreich sein. Alles muss auf die Sekunde genau zusammenpassen", erklärte Michaela Herzog diese trainingsintensive Sportart. "Was in den Übungsteilen in der Gymnastikhalle und auf dem Holzpferd gut aussieht, muss noch lange nicht zum Pferd passen", so Landestrainerin Christine Steffen-Widmann, die das Team in Elmshorn betreuen wird.

Voltigieren stellt in den Bereichen Gleichgewicht, Beweglichkeit und Sprungkraft sowie Rhythmusgefühl und turnerisches Können höchste Ansprüche. "Das Ganze geschieht ja auf dem Rücken eines Pferdes, das in möglichst gleichmäßigem Galopp im Kreis läuft" sagte Steffen-Widmann. Um eine Übung erfolgreich absolvieren zu können, bedarf es des absoluten Vertrauens zum Pferd.

So hängt viel von Fritz ab. "Im Training läuft er einen wunderbaren Galopp, im Wettkampf ist er manchmal etwas nervös", erklärt Michaela Herzog. Inzwischen sind auch bei Voltigier-Wettkämpfen die Hallen voll. Da ist es schwer, die Geräuschpegel auf einem möglichst niedrigen Stand zu halten. "Die Pferde lernen das natürlich, aber ganz sicher kann man sich vor unvorhersehbaren Einflüssen nie sein", so die 33-jährige Stuttgarterin, die beim Landessportbund beschäftigt ist.

Zusammen mit ihrem zehn Jahre jüngeren Partner Nico Wacha will sie versuchen, im hohen Norden in die Top Ten zu gelangen. Wacha ist sogar noch etwas optimistischer: "So etwas um Platz fünf wäre schon toll", sagte der in Pforzheim studierende Maschinenbaustudent.

Zuvor war bei bis zu sieben Tage die Woche Training angesagt. Zwei Mal in Neubulach, zwei Mal bei seinem Heimatverein TBZ Birkenhof- Grunbach und dazu im Fitness-Studio. Kraft, Balance, Haltefiguren sind sein Part auf dem Pferd. Dabei muss Wacha immer darauf achten, dass er sich von den "empfindlichen Stellen" des Tiers fern hält. "Manche Pferde mögen es nicht, wenn man von einer bestimmten Seite aufspringt, andere sind in der Nierengegend empfindlich, oder haben keine für alle Übungen taugliche Halsmuskulatur", sagte Christine Steffen-Widmann.

"Wir haben hier nicht nur sehr gut ausgebildete muskulöse Pferde, sondern auch alle Möglichkeiten, von der Sporthalle über Übernachtung bis zu den Pferdboxen", lobte sie den Standort Neubulach. Regelmäßig ist sie mit dem Landeskader jeweils für zwei bis drei Tage vor Ort. "Je nach Ausbildung Einzel-, Doppel- oder Gruppen-Voltigieren kommen bis zu 30 Teilnehmer zusammen", blickt sie auf ihre Arbeit in der Bergwerkstadt. Ihre Aufgabe ist es, zusammen mit den Sportlern die Figuren zu kreieren, sie am Holzpferd einzuüben und dann an die Bewegung des Pferdes anzupassen.

"In Nackenstand auf der Schulter meines knieenden Partners – das zählt zu den Höhepunkten in unserem Programm", erzählt Michaela Herzog. "Es wird immer schwieriger, Arbeit und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen, aber ich bin jetzt seit 25 Jahren dabei und werde auch nach dem Ende meiner Kariere noch etwas in diese Richtung machen", verspricht sie.

Vom Privatgepäck über Sportutensilien bis zur Schubkarre und Mistgabel fährt alles mit. Und natürlich Fritz! Für den hat Herzog den Vorderteil des Anhängers mit Heu aufgefüllt. "Dann kann er immer mal etwas knabbern und hält die zehn Stunden Fahrt gut durch", meint sie.