Petra Schupp und Michael Reichenberg geben ihre Bewerbungsunterlagen bei Wahlleiter Alois Jerges ab und fordern damit Amtsinhaber Walter Beuerle heraus. Foto: Hennings

Nach Amtsinhaber Walter Beuerle kandidieren auch Petra Schupp und Michael Reichenberg.

Neubulach. Am 9. November haben die Bürger in Neubulach und Teilorten die Wahl, wer künftig ihr Verwaltungschef sein soll. Und schon in den ersten Tagen der Bewerbungsphase zeichnet sich ein spannender Wahlkampf ab: Drei Interessenten hoffen auf den Einzug ins Rathaus.

Nachfolgerin von Bürgermeister Walter Beuerle – der ebenfalls kandidiert – möchte Petra Schupp werden. Die 44-Jährige ist seit vier Jahren Abteilungsleiterin für Öffentliche Ordnung am Landratsamt Calw. "Da meine Kinder 17 und 19 Jahre alt sind, ist es mir jetzt möglich, neue Wege zu gehen und mehr Verantwortung zu übernehmen", sagt sie.

Das Bürgermeisteramt käme für Schupp nur in Neubulach in Frage: "Ende der 1990er-Jahre habe ich hier gewohnt und den Bezug zur Stadt nie verloren. Gerne würde ich hier heimisch werden, auch schon vor dem möglichen Dienstantritt." Die Neubulacher habe sie in der Zeit als geradlinig und offenherzig kennengelernt, die in Kirchen, Vereinen und sozialen Netzwerken sehr engagiert seien.

Unter dem Motto "Mitein-ander für Neubulach" geht Schupp in den kommenden Wochen auf Stimmenfang und möchte durch Kompetenz punkten. Mit Allgemeiner Finanzwirtschaft und Public Management weist sie zwei abgeschlossene Verwaltungsstudiengänge vor. "Ich denke, ich bin fachlich bestens qualifiziert und weiß, was auf mich zukommen würde. Egal, ob es um Fördermittel, Recht oder Fristen geht." Zudem verfüge sie über ein ausgeprägtes Netzwerk mit Ansprechpartnern im Kreis.

Als Grundlage für die Aufgabe eines Bürgermeisters sieht Schupp Transparenz. Bürger sollten verständlich und zeitnah über Projekte informiert werden. "Ziel meiner Arbeit wäre es, alle Bürger mitzunehmen. Wie heißt es so schön? Betroffene sollen beteiligt werden, und nicht die Beteiligten betroffen", so die Diplom-Finanzwirtin.

Umsetzen möchte sie vor allem Projekte, die noch nicht verwirklicht seien wie Betreutes Wohnen, eine Pflegeeinrichtung, die Gemeinschaftsschule und die Breitbandversorgung speziell in Martinsmoos. Auch für eine Herberge in der Kernstadt mit Gaststätte wolle sie sich einsetzen. Gestärkt werden solle der Tagestourismus und die Kur. "Mit dem Bergwerk haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, das mehr in den Blickpunkt der Menschen rücken muss." Auch möchte sie Abläufe im Rathaus effizienter gestalten. Schupp: "Das Potenzial in Neubulach ist auf jeden Fall da. Es könnte aber strukturierter umgesetzt werden."

Ebenfalls beworben hat sich Michael Reichenberg. Der 51-Jährige ist seit 2006 Besitzer der Faktorei am Bergwerk und mit einem Betrieb in Neubulach selbstständig in der Munitions- und Waffenindustrie.

Geboren ist der gelernte Zimmermann bei Recklinghausen im Ruhrgebiet, seine Mutter jedoch ist Calwerin. Nach der Lehre arbeitete er zwei Jahre lang als Zeitsoldat und je drei Jahre bei einem Autohersteller in Sindelfingen sowie als Wirt in Calw, bis er schließlich in einen Metallverarbeitungsbetrieb einheiratete und 2007 nach Neubulach zog.

"Bisher war ich nicht politisch engagiert, habe mich dazu nicht genötigt gesehen", sagt der Vater von drei Kindern, der keiner Partei angehört, weil er sich auch in keiner wiederfinde. Nach Problemen in der Vergangenheit mit Bürgermeister Beuerle und dem Landratsamt, die ihm bei der Faktorei als Veranstaltungsort einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten, wolle er nun aber "deren Machenschaften aufdecken".

Generell möchte Reichenberg erreichen, dass Neubulach handlungsfähig und autark bleibt. Vor allem hohe Ausgaben sind ihm ein Dorn im Auge: "Ich bezweifle, dass Liebelsberg wirklich einen Dorfplatz für 3,7 Millionen Euro braucht. Man kann das befürworten, aber können wir das finanziell auch wirklich packen?" Zudem ist er kein Befürworter der Gemeinschaftsschule, "egal, wie viele Zuschüsse es dafür gibt." Das werde schöngerechnet und später zwei- oder dreimal so teuer, so seine Meinung.

Auch den S-Bahn-Anschluss in Calw kritisiert der Herausforderer: "Die Linie wurde vor 30 Jahren geschlossen, seitdem hat sich nichts verändert. Warum soll sie jetzt lukrativ sein? Zumal für Neubulach der Anschluss in Gärtringen sowieso interessanter ist. Die Kosten wären durch nichts gerechtfertigt", meint Reichenberg, der darauf pocht, dass mit öffentlichen Geldern sparsamer umgegangen werden muss. Die "ausufernde Bürokratie im Rathaus" wolle er rückgängig machen: "Das muss gestrafft werden. Mit diesem hohen Personalniveau würde ich nicht weitermachen."

Die Bewerbungsphase in Neubulach läuft bis zum 14. Oktober. Wahlleiter Alois Jerges: "Wir freuen uns über jeden qualifizierten Bewerber."