Petra Schupps erster Arbeitstag im Amt / Mitarbeiterinnen empfangen neues Stadtoberhaupt herzlich / Kleine Feier

Von Marija Mikulcic

Neubulach. Eine weiße Orchidee ziert den rechten Außenflügel des Schreibtischs. Gleich zu Füßen des Blumentopfs liegt ein Kuvert mit Kärtchen darin. Eine kleine Aufmerksamkeit der Rathaus-Mitarbeiterinnen für ihre neue Chefin.

Seit Sonntag sitzt Petra Schupp ganz offiziell in dem Stuhl, der hinter dem Schreibtisch im Zimmer des amtierenden Rathauschefs steht – als Bürgermeisterin von Neubulach. Gestern gab es eine kleine Feierstunde für alle Rathausmitarbeiter – nach Dienstschluss, versteht sich.

Es ist Mittag. Schupp kommt gerade vom ersten Außeneinsatz zurück. In drei Kindergärten war sie an diesem Morgen, um sich vorzustellen. Am Nachmittag warten neben dem Bauhof die verbleibenden Kindergärten, der Stadt Neubulach.

Sich an diesem ersten Werktag im Amt vor allem auch denjenigen städtischen Mitarbeitern vorzustellen, die sonst nicht mit ihr im Rathaus den kommunalen Alltag teilen, ist Schupp ein großes Anliegen. "Ich bin sehr froh, dass es jetzt losgeht", fasst sie ihr Befinden über ihren jetzigen Arbeitsplatz zusammen. Was in Neubulach ansteht, davon hat sie sich in den vergangenen Monaten ein sehr genaues Bild verschafft.

Zum einen wohnte die mehrfach qualifizierte Verwaltungsfachfrau und Dozentin von 1998 bis Ende 2000 selbst in Neubulach – somit ist weder ihr der "Flecka" fremd noch sie ihm. Zum anderen hat sie nicht nur sechs Jahre in der Kommunalaufsicht gearbeitet, sondern auch Haushaltspläne studiert. Das, so sagt sie, sei für sie eine wichtige Quelle gewesen, um sich zu vergegenwärtigen, in welcher Verfassung, mit welchen Kapazitäten und Bedürfnissen sie die Kommune antreffe.

"Viele Bürger und Vereine haben mich nach der Wahl angeschrieben und an ihre Themen herangeführt", nennt Schupp eine ihrer wichtigsten Ressourcen, die sie auf ihrem Weg im Amt einzubinden und zu hören gedenkt: die Neubulacher – und Bewohner der zugehörigen Gemeinden – selbst. Sie freue sich, so betont die Rathauschefin, auf ganz viel Bürgerkontakt. Überhaupt, ergänzt sie, könne sie sich kaum einen Beruf vorstellen, der vielfältigere Anforderungen stellt als das Bürgermeisteramt. Genau dieser Aspekt gefalle ihr besonders.

Schupp kann witzig sein, wenn es die Situation erlaubt, und ernst, wenn die Lage es erfordert. Auf die Frage, ob es sich in irgendeiner Weise bemerkbar machen werde, dass das gesamte Rathaus nun in Frauenhand sei, zeigt sie eine gleichermaßen ernsthafte wie humorvolle Reaktion.

Sie sei, bemerkt Petra Schupp, wenig überrascht von dieser Konstellation. Als langjährige Dozentin an den Verwaltungsfachschulen des Landes in Kehl und Ludwigsburg weiß sie, dass das Berufsbild der Verwaltungsfachkraft zunehmend weiblich besetzt ist. Wenn seit Jahren schon in einer Jahrgangsklasse von den 30 Studenten selten mehr als fünf männlich seien, so ihre Beobachtungen, werde dies über kurz oder lang seinen Niederschlag in der täglichen Praxis, in der Besetzung der Ämter mit Frauen, finden. Freuen würde sich Neubulachs Bürgermeisterin hingegen, wenn man die vakante Stelle des Bauamtsleiters männlich besetzen könnte. "Wir wollen auch unsere kleine Männerquote erfüllen", fügt sie scherzend an. Grau und schwarz hat die neue Rathauschefin der Bergwerksstadt für den ersten Werktag in ihrer neuen Wirkungsstätte gewählt. Ihr Lächeln ergänzt die seriöse Garderobe um einen Hauch "bunt". Neubulach wird jetzt von einer Realistin mit Weitblick regiert.