Die Landräte Helmut Riegger (rechts) und Karl Röckinger (Mitte) sowie Pforzheims OB Gerd Hager (links) stellten in Nagold Jochen Protzer (Zweiter von links) als neuen Geschäftsführer der WFG Nordschwarzwald vor. Gleichzeitig dankten sie Nadine Kaiser (Zweite von rechts), die gut ein Jahr die Gesellschaft kommissarisch geleitet hat. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

WFG: Landräte und Pforzheimer OB stellen Jochen Protzer als neuen Geschäftsführer der regionalen Wirtschaftsförderung vor

Von Sebastian Bernklau

Schon vor einem Jahr kursierte sein Name als Nachfolger von Steffen Schoch als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG). Jetzt wurde Jochen Protzer als neunter WFG-Chef in 20 Jahren vorgestellt. Zur Präsentation gab es gleich mal demonstrative Rückendeckung.

Region. Claudia Stöhrle von Januar 2010 bis Februar 2011, Jens Mohrmann von März 2011 bis Juli 2013 und Steffen Schoch von August 2013 bis Juni 2015. Drei Geschäftsführer in fünfeinhalb Jahren hatte die regionale Wirtschaftsfördergesellschaft Nordschwarzwald.

Vor gerade einmal einer Woche – nach fast einjähriger Vakanz – hat ein Neuer auf dem Chefsessel der Gesellschaft Platz genommen: Jochen Protzer, bis 2002 SPD-Bürgermeister der Enzkreis-Gemeinde Illingen und ehemaliger Fraktionschef der SPD im Kreistag des Enzkreises. Protzer wechselt vom Posten des Niederlassungsleiters Baden-Württemberg des TÜV Rheinland auf den WFG-Chefsessel.

Nach einer Aufsichtsrats- und Gesellschafterversammlung in Nagold präsentierten die Landräte Helmut Riegger (Calw) und Karl Röckinger (Enz) sowie Pforzheims Oberbürgermeister Gerd Hager (SPD) den neuen regionalen Wirtschaftsförderer – und gaben der alten Gesellschaft und dem neuen Mann an ihrer Spitze gleich einmal demonstrative Rückendeckung. Nicht ohne vorher Nadine Kaiser für ihre Arbeit zu danken, die in den vergangenen Monaten das Schiff WFG als kommisarische Geschäftsführerin gesteuert hatte.

Protzer: "Es gibt keine Alternative zur WFG im Nordschwarzwald"

Nach den häufigen Wechseln an der WFG-Spitze habe man jemanden aus der Region gesucht, um wieder Kontinuität in die Gesellschaft hineinzubringen, erklärte Helmut Riegger, Aufsichtsratschef der WFG, gestern in Nagold. Mit Jochen Protzer habe man eine "Idealbesetzung" gefunden, der eine breite Erfahrung in Politik und Wirtschaft aufweise. Freilich mussten Riegger, Röckinger und Hager einräumen, dass man so manchen von der Personalie Protzer habe überzeugen müssen. Letztlich sei der Illinger aber mit einer "ganz überzeugenden Mehrheit gewählt worden", hob Enzkreis-Landrat Karl Röckinger hervor.

Mit dem Amtsantritt von Protzer könne man nun endlich die "schädlichen Personaldebatten" beenden und wieder die Sachthemen in den Vordergrund rücken, bei denen man in der WFG gut aufgestellt sei, so Riegger weiter. Karl Röckinger lobte die WFG als "einigendes Band in der Region". Der Enzkreis stehe "ganz stark" hinter der Gesellschaft – auch weil man als Kreis selbst auf diesem Gebiet nur mäßig stark aufgestellt sei und die Kooperation mit der WFG dringend brauche. Auch die Bilanz der WFG in den vergangenen Jahren könne sich trotz der personellen Wechsel sehen lassen: "Wir haben da sehr viel erreicht und brauchen uns nicht zu verstecken", so Röckinger, der davor warnte, die Aktivitäten der WFG zurückzufahren. Man könne es sich in der Region nicht erlauben, die über die WFG und den RegioWIN-Wettbewerb an Land gezogenen Fördergelder in Millionenhöhe nicht abzurufen.

Auch Pforzheims Rathauschef Gerd Hager, dessen Stadt selbst stark in der Wirtschaftsförderung aktiv ist, bekannte sich klar zur WFG und auch zum neuen Mann. "Wir brauchen die WFG, das sagt trotz Haushaltsproblemen auch der Gemeinderat", so Hager, der Protzer bescheinigte: "Geschäftsführung kann er." Er habe neben wirtschaftlicher auch politische Erfahrung und kenne die Region gut. "Sie sehen, die Allianz steht, die Zusammenarbeit ist eng und muss es auch sein", fasste Calws Landrat Helmut Riegger zusammen. "Denn nur gemeinsam kommen wir voran."

Mit solch einer Rückendeckung ausgestattet gab sich der neue WFG-Chef "gut motiviert". Er starte in den Job mit großem Interesse und mit Überzeugung, sagte Protzer. Berichten, er sei früher ein Gegner der WFG gewesen, widersprach der Mann aus Illingen ausdrücklich: Nach dem Weggang des WFG-Geschäftsführers Jens Mohrmann 2013 habe es zwar eine gewisse Frustration bei ihm und in seiner Kreistagsfraktion gegeben, die er artikuliert habe, musste er einräumen. Aber: "Es gibt keine Alternative zur WFG im Nordschwarzwald. Die Region braucht so etwas. Und das habe ich immer gesagt."

Ob mit ihm tatsächlich die erhoffte Kontinuität in die WFG einkehrt? "Ich bin keiner auf dem Durchmarsch, keiner, der heute hier und morgen dort ist", sagte der 54-jährige Protzer im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch wenn er keine Garantien geben könne: "Ich stehe für Kontinuität und habe keine Ambitionen wegzugehen", sagt der neunte und neue Geschäftsführer. Er habe vor, den Fünfjahresvertrag, den er unterschrieben habe, auch zu erfüllen.