Armgard Schörle Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebürtige Nagolderin Armgard Schörle stellt in der Buchhandlung "Zaiser" ihr Buch vor

Von Barbara Rennig

Nagold. "Wind of change" zog durch die Buchhandlung Zaiser, intoniert durch Claus Schweizer am Altsaxophon, als die in Nagold gebürtige Armgard Schörle nach fünf Jahren des Schreibens und der Beschäftigung mit den Figuren und Erzählsträngen ihren Roman "Julie und der Klang des Meeres" vorstellte, der vor kurzem im Verlag "Buch & Bild" ihres Bruders Hans-Joachim erschienen ist. Dieser bestätigte in seiner Einführung, dass schon das Werden des mehr als 600 Seiten starken Romans im Vorfeld eine lange Reise gewesen sei, galt es doch auch, zahlreiche Kontakte zu Musikverlagen zu knüpfen, um die Rechte zum Abdruck der Songtexte zu sichern.

Poetische Landschaftsbilder und Saxophonklänge stimmten mit einer Reihe lyrischer Texte die Zuhörer ein auf die Reise in den Roman, auf dessen Handlungsorte zwischen Frankreich und Fehmarn, Israel und Kroatien, Annaburg/Sachsen und dem mongolischen Altai-Gebirge – und das Thema der inneren Reise, die die Personen im Roman auf ihre je eigene Weise antreten.

Es geht dabei um Bewusstseinsprozesse, ja Transformation, um das Bewältigen von Verlusten, das Ankommen bei sich selbst und Wiederfinden der eigenen Seelen – und Lebensmelodie.

Da ist zum Beispiel Andrej: ein erfolgreicher Physiker, der – als damals einziger – sein Dorf im mongolischen Gebirge verließ, weil er die Haltung des stillen Duldens der oft widrigen Lebensumstände nicht mehr ertrug und sein Glück darin zu finden glaubte, dass er sich geografisch wie innerlich von der Vergangenheit abtrennte.

Erst lange nach dem Tod des Vaters erkennt er mitten in Westeuropa dessen ursprünglich verwurzelte Liebe zur kargen mongolischen Landschaft, die zutiefst verinnerlichte Verbundenheit zur Natur und dem Leben im Gebirge – durch ein Schächtelchen, in dem der Vater Andrejs damals so pragmatische wie akribische jugendliche Aufzeichnungen über die Hirschjagd aufbewahrt hatte. Nach 18 Jahren wird der Naturwissenschaftler in der Begegnung mit der Protagonistin Julie leise, aber auch schmerzvoll daran erinnert, dass er seine archaischen Verbindungen verloren hat. Gegenseitig ermutigen sich die beiden, sich an schwierige Themen aus ihren jeweiligen Ursprüngen zu wagen – und treten schließlich eine gemeinsame Reise in die Mongolei, zu den Wurzeln Andrejs, an. Die ist, weil es nicht nur um geografische Orte geht, sondern auch um damit verbundene Begegnungen und innere Prozesse, nicht einfach – für beide nicht.

Armgard Schörle gelingt es schon mit einzelnen Passagen aus ihrem Roman, einen Stimmungsteppich zu weben jenseits von Sentimentalität, in einer klaren, doch bildhaften Sprache. Die Reise in die Mongolei, die jetzt am Ende des Romans steht, ist nicht umsonst in den Mittelpunkt der Nagolder Lesung gerückt: Die 52-jährige Autorin, vor deren innerem Auge sich die Orte und deren Verbindungen entwickelten, hat zwar erst im Nachhinein manche der Regionen ihres Oeuvres bereist, aber die Reise in die Mongolei – und gleichzeitig zum Ursprung –, das Thema des Suchens und Wiederfindens von Spuren stand, so sagt sie, als erstes Bild vor ihr, als sie die Arbeit am Roman begann.

Buchhändler Kurt Wolz freute sich mit Armgard Schörle und ihrem Verleger, dass viele Zuhörer das Gespräch mit der inzwischen im Allgäu lebenden Autorin suchten, die nach der Premiere im Heimatort Nagold eine Lesereise antreten wird.