Jörg Stahl von der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (von links), Gerd Haselbach von der Raiffeisenbank im Kreis Calw und Christian Radde von der Volksbank Nordschwarzwald blicken zufrieden auf das Geschäftsjahr 2014 zurück. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw legen Ergebnisse von 2014 vor / Stahl: "Sind hervorragend aufgestellt"

Von Sebastian Bernklau

Kreis Calw. Das Schiff der Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw ist auf Kurs – trotz unruhiger See. Mit zufriedenen Mienen präsentierte gestern die Vorstandsriege die Geschäftszahlen für das Jahr 2014. Doch ganz frei von Sorgen ist man bei der Bankengruppe auch nicht.

Im vergangenen Jahr war es im Verbund der Raiffeisenbank Calw, der Volksbank Nordschwarzwald, der Raiffeisenbank Oberer Wald und der Volksbank Oberes Nagoldtal vor allem Letztere, die mit ihrer Fusion mit der Volksbank Herrenberg-Rottenburg zur Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg für Schlagzeilen sorgte. Doch das Jahr 2014 bestand in der Bankengruppe beileibe nicht nur aus der spektakulären Fusion. Man machte in den vier Häusern natürlich auch seine eigentliche Arbeit. Und dass die im vergangenen Jahr von Erfolg gekrönt war, darüber informierten gestern Jörg Stahl, stellvertretender Vorstandschef der neuen Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg, Gerd Haselbach, Vorstandschef der Raiffeisenbank im Kreis Calw und Christian Radde, Vorstandsmitglied der Volksbank Nordschwarzwald.

Um die Zahlen des Fusionsjahres 2014 mit denen des Vorfusionsjahres 2013 vergleichen zu können, bedienten sich die Banker in ihrer Bilanz eines mathematischen Kniffs: Sie rechneten so, als ob der Zusammenschluss schon 2013 wirksam geworden wäre. Das Ergebnis sind Zahlen, die fast in jeder Kategorie deutlich im Plus sind. Bei der Bilanzsumme konnte der Bankenverbund im Kreis Calw um 96 Millionen auf 2,874 Milliarden Euro zulegen. Das entspricht einem Plus von 3,5 Prozent. Ebenfalls ein Plus von 3,5 Prozent verzeichnete man bei den Kundenkrediten, die auf 1,936 Milliarden Euro stiegen. Jene Kundenkredite sind es vor allem, denen die Bankengruppe, die gut 550 Mitarbeiter hat, das gute Jahresergebnis zu verdanken hat. "Wir sind überwiegend im Kreditgeschäft gewachsen, und das sogar über dem Landes- und Bundesniveau", freute sich Jörg Stahl. Nicht gerade euphorisch kommentierte Stahl die Entwicklung bei den betreuten Kundeneinlagen. Die 2,9 Prozent Plus seien aber durchaus "ordentlich", sagte der stellvertretende Vorstandschef der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg gestern bei einer Pressekonferenz in der Niederlassung in Nagold.

Massiv im Plus ist die Gruppe beim Immobilienumsatz. Da liegt die Steigerungsrate bei 58,5 Prozent. In absoluten Zahlen ist das eine Steigerung von 26 auf nun 41 Millionen Euro. Gut im Plus liegt man auch bei den Wertpapieren. Dort liegt man nach 705 Millionen Euro im Jahr 2013 jetzt bei 819 Millionen. Mit elf Millionen Euro oder 26,4 Prozent ist man auch bei den Lebensversicherungen auf Wachstumskurs.

Eigenkapital auf 171 Millionen gesteigert

Dass auch sinkende Zahlen bei Bankern noch positiv bewertet werden können, zeigt sich bei den Werten des Bankenverbunds beim Thema Bausparen. Da liegt man 28 Millionen Euro oder fast 16 Prozent unter den Vorjahreswerten. "Doch das ist immer noch am oberen Rand der Skala der Ergebnisse, die wir in den vergangenen Jahre so erwirtschaftet haben", sagte Stahl, der sich mit dem Ergebnis "noch zufrieden" zeigte.

Diese ganzen Entwicklungen haben auch dafür gesorgt, dass die Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw im Jahr 2014 etwas für ein Thema tun konnten, das über lange Zeit die Berichterstattung über Banken dominierte: Die Bankengruppe konnte ihr Eigenkapital um 3,5 Prozent oder sechs Millionen Euro auf 171 Millionen Euro steigern.

Das alles sorgt bei Jörg Stahl für ein gerüttelt Maß an Zufriedenheit über das Geschäftsjahr 2014. "Die Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw sind hervorragend aufgestellt", freut sich der Banker, der allerdings einräumen muss, dass man sich über manche Entwicklungen im Finanzsektor so seine Gedanken macht.

Eine dieser Entwicklungen ist zweifelsohne die derzeitige Niedrigzinsphase. Die sei nicht nur eine stille Entwertung der Kundeneinlagen, sondern schaffe auch Probleme bei der Altersversorgung, wie Gerd Haselbach zu bedenken gab. Das führe übrigens nicht nur dazu, dass die Kunden ihr Geld vermehrt risikoreich anlegen. Es führe auch dazu, dass sich die Banken über kurz oder lang überlegen müssen, wie sie ihr Geld verdienen können. Jörg Stahl formuliert es so: "Die Umfeldbedingungen hinsichtlich des Ertrags sind herausfordernd."

Weitere Sorgen macht man sich auch über den stetig wachsenden Wettbewerb. Eine Innovation, auf die auch die Banker im Kreis Calw große Hoffnungen setzen, ist ein bargeldloses Bezahlsystem, das derzeit im Bankensektor entwickelt wird, und das ab Ende des Jahres dem Anbieter Paypal die Stirn bieten soll.

Trotz dieser Sorgen, zu der auch noch die kommt, dass es auch für Banken immer schwieriger wird geeignete Azubis zu finden, blickt man bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Calw zufrieden auf das Jahr 2014 zurück und gelassen in die Zukunft.