Nathan Laube begeisterte mit seinem Orgelspiel das Nagolder Publikum. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Der Ausnahme-Organist Nathan Laube spielt bereits zum zweiten Mal ein Konzert in Nagold / Zuhörer tief beeindruckt

Nagold. Die vierteilige Reihe "Reformationsorgelkonzerte" eröffnete der Konzertorganist Nathan Laube aus den USA. Seine Spielkunst schlug so hohe Wellen in der Stadtkirche, dass der heftige Beifall die ehrerbietige Stille nach dem letzten Akkord etwas zu früh unterbrach und trotz zwei exquisiten Zugaben nicht verhallen wollte. Bei dem anschließenden Kirchensekt-Empfang war das Spiel des begnadeten Musikers das alleinige Gesprächsthema.

Wer Laube vor fast vier Jahren an dem gerade frisch restaurierten Instrument erlebte, der konnte kaum fassen, was für ein Ausmaß an Suggestivitätskraft seine damals schon perfekte Spielart im Laufe des konstanten und intensiven Reifeprozesses erreichte. Mit gerade 29 Jahren von Preisen überschüttet, auf vier Kontinenten begehrt und gefeiert, gehört der Assistenzprofessor für Orgel an der Eastman School of Music in Rochester, New York längst zur engsten Weltelite der Ausnahmemusiker.

Umso mehr fühlten sich die Bezirkskantoren Eva-Magdalena und Peter Ammer von dem hohen Besuch geehrt, und sie freuten sich zusammen mit dem Orgelsachverständigen Volker Lutz, dass Laube "die Nagolder Orgel so ins Herz geschlossen hat, dass er noch mal gekommen ist".

Das vom Orgelbauer Tilman Trefz wiederbelebte Instrument muss es tatsächlich dem Künstler stark angetan haben. Wenn man bedenkt, dass Laube in berühmtesten Kathedralen konzertiert und mit den besten Konzertorgeln vertraut ist, dann schmeichelt seine Zuneigung nicht nur den Verfechtern der Orgelrenovierung.

Das Konzert wurde aufgezeichnet und das Bild auf die große Leinwand übertragen. Auf dem Programm standen Prelude g-Moll von Sergej Rachmaninow, Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll sowie zwei Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach, Pastorale von Jean Roger-Ducasse und Suite op.5 von Maurice Duruflé.

Ein imaginärer Kampf zwischen Gut und Böse

Während sich in der Bachschen Fantasie die Urkraft der Musik wie in einem imaginären Kampf zwischen Guten und Bösen entlud, erhielt die Choralstimme eine subtile, figurative Einfassung. Die "Pastorale" überzog Laube mit unterschwelliger Klangintensität, sodass dessen Grundmotiv stets auf der Oberfläche der Struktur wahrnehmbar blieb.

Noch mehr Pracht und Macht als im Rachmaninowschen Prelude verlangte Laube der Orgel in der Suite von Duruflé ab. Unter den schwarz-weißen Tasten der vier Manuale schauten farbige Gebilde hervor – mal als irreale, impressionistisch zarte Farbspiele, mal als gewaltige Sturzbäche der Virtuosität.

Was beeindruckt so stark an der Spielweise von Laube? Wieso befreit seine Musik so viele positive Emotionen und wie können "gewöhnliche" Schallwellen der Orgelpfeifen das menschliche Gemüt so heftig ansprechen und aufwühlen?

Offensichtlich besitzt der Organist diese seltene künstlerische Gabe, die es möglich macht, den Weg zum Innersten des Betrachters zu finden und eine untrügliche Verständigung zwischen beiden Seiten herzustellen.

Obwohl Laube in seiner kurzen Konzerteinführung den Endruck eines überaus rationalen Menschen hinterließ, zeugte sein interpretatorisches Gesamtkonzept – einschließlich Registerauswahl – von ausgeprägtem ästhetischen Empfinden, musikalischem Instinkt und menschlicher Sensibilität. Die perfekt abgestimmte farbliche und dynamische Ausbalancierung der Stimmen auf einer einheitlichen und transparenten Klangebene können nur aus innerem Bedürfnis entstehen, genauso wie die stilistische Abgrenzung einzelner Werke. Zu dem musikalischen Porträt von Laube gehören Hingabe und Demut gegenüber der Kunst als Hauptattribute der künstlerischen Glaubwürdigkeit.

Und auch diese so menschlichen Eigenschaften wusste das Nagolder Publikum zu honorieren.