Kabarettistin Sabine Essinger beim Besuch am OHG. Foto: Bulenda Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Kabarettistin bringt zehnter Klasse am OHG Mundart sowie Kabarett näher

Nagold. Zehntklässler für Schule und Unterricht zu begeistern ist immer eine Herkulesaufgabe. Das ist auch bei den Jugendlichen am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) in Nagold nicht anders. Beim Vortrag von Kabarettistin Sabine Essinger hörte die zehnte Klasse von Felicia Nastal dennoch aufmerksam zu. Nastal, die Deutschlehrerin der Klasse, möchte den Schülern den schwäbischen Dialekt näher bringen.

Essinger ist eine erfahrene Kabarettistin, die 1982 ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Die studierte Lehrerin weiß, wie sie den Schülern die Themen am besten präsentiert. Für den Arbeitskreis "Mundart in der Schule" besucht sie Schulen in ganz Baden-Württemberg, um den Schülern die Themen Kabarett und Dialekt näher zu bringen. In ihrem Fall sind diese Themen nämlich untrennbar miteinander verbunden, kokettiert sie doch in ihren Shows allzu gerne mit ihren zur Hälfte badischen und zur Hälfte schwäbischen Wurzeln.

Auch Comedy, Satire und Karikaturen sind ein Thema

Für ihren Vortrag in der Schule verwendet sie kein streng angelegtes Konzept. Essinger handelt spontan. "Je nachdem, was mir in dem Moment in den Kopf kommt", lacht sie. Am Anfang der außergewöhnlichen Schulstunde erzählt die 60-Jährige über die Geschichte des Kabaretts und was es damit überhaupt auf sich hat. Aber auch Comedy, Satire und Karikaturen sind Thema. Um die Stimmung zu lockern, kommen zwischendurch reichlich Requisiten zum Einsatz, womit Essinger unterhaltsame Kabarettstücke vorführt.

An einer ganzen Aufführung, bestehend aus mehreren Stücken, sitze sie zwei Jahre, erklärt Essinger. "Ich schreibe eben alles selber." Für die Kabarettistin sei es nämlich wichtig, nicht nur zu unterhalten, sondern auch eine Botschaft zu übermitteln. "Wer Kabarett machen will, muss Lust am Spott haben", erläutert sie den Jugendlichen die Grundvoraussetzungen für die Bühnenkunst.

Einfacher fallen Essinger ihre Stücke, wenn sie sich dabei in verschiedene Charaktere verwandelt. Diese sind auch wichtig, um das Kabarett für das Publikum interessant zu machen. "Ich bin 25 Jahre lang nur verkleidet aufgetreten", erinnert sich Essinger. Mittlerweile ziehe sie sich sekundenschnell auf der Bühne um und bleibe gelegentlich auch unverkleidet. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass es die Leute auch unterhaltsam fanden, wenn ich einfach so geredet habe", meint sie. Das gehe dann aber mehr in Richtung Comedy.

"Tabubrüche finden die Zuschauer auch lustig", weiß die Kabarettistin. Ein gutes Beispiel dafür zeigt sie den Schülern mit einer Szene, in der Essinger als ältere Dame verkleidet am imaginären Grab ihres verstorbenen Mannes steht. Die Dame lacht, hat gute Laune, spricht mit ihrem verstorbenen Mann und wirft ihm all die Dinge vor, die er während ihrer Ehe verbrochen hat. Inklusive einer Gesangseinlage zu "Du hast mich 1000-mal belogen".

Dass viele der Pointen von Essinger von dem schwäbischen Dialekt leben, ist unbestritten. Daher möchte sie mit den Schulbesuchen erreichen, dass die Mundart nicht ganz verloren geht. Ihrer Meinung nach lasse Schwäbisch Menschen sympathischer wirken. "Durch die Globalisierung wird der schwäbische Dialekt irgendwann mal komplett ausgelöscht sein", bedauert die Halb-Badenerin und Halb-Württembergerin. Zwar verstünden die meisten jungen Leute Schwäbisch. "Aber nur durch Verstehen kann ein Dialekt nicht aufrecht erhalten werden", sagt Essinger.

Am Schluss des etwas anderen Unterrichts dürfen die Zehntklässler selbst ran: Aus der Verkleidungskiste bedienen sie sich und schlüpfen so in andere Charaktere. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Da der Knoten nun endgültig geplatzt ist, scheuen sich die Schüler auch nicht, der Kabarettistin Fragen zu stellen, die sie geduldig beantwortet.