Vorstand und Aufsichtsrat der Voba HNR bekamen bei der Delegiertenversammlung volle Rückendeckung. Foto: Fritsch

Erste Vertreterversammlung nach Fusion. Filial-Schließungen und Personalabbau auf dem Weg.

Nagold - Eine starke Bank in Zeiten dramatischer Veränderungen – so präsentierte sich die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (Voba HNR) auf ihrer ersten Vertreterversammlung nach der Fusion in der nahezu vollbesetzten Nagolder Stadthalle.

In Zeiten massiv sinkender Zins-Erträge werde man im 150. Jubiläumsjahr auch in der hiesigen Region nicht um den Umbau der eigenen Geschäftspolitik herumkommen, so Vorstandssprecher Helmut Gottschalk in seinem Rechenschaftsbericht. Er rechnete unter anderem vor: Bei einem aktuellen Eigenkapital der Voba HNR von etwas über 200 Millionen Euro würden allein die Zinserträge hierfür von zuletzt acht Millionen Euro (bei einem Zinssatz von vier Prozent) auf aktuell nur noch 160 000 Euro (Zinssatz: 0,08 Prozent) sinken. Das sei bereits ein Minus von über 7,8 Millionen Euro, das man durch veränderte Geschäftsmodelle werde auffangen müssen. Gottschalk berichtete, dass der mit der Fusion im vergangenem Jahr angekündigte "moderate Personalabbau" von 20 bis 25 Stellen bereits zu einem Drittel sozialverträglich umgesetzt worden sei. Gottschalk erklärte aber auch, dass allein für den Bankbezirk Nagold rechnerische 7,6 neue Stellen geschaffen worden seien im so genannten Dienstleistungsbereich – gemeint sind der Vertrieb rund um Versicherungs- und Immobilienprodukte.

Gottschalk kündigte an, dass bis Mitte dieses Jahres für alle drei Stammregionen der Bank auf ein neues, einheitliches Konto-Modell umgestellt würde. Dies werde vor allem für die Kunden in Nagold und dem angrenzenden Kreis Calw massive Kostensenkungen bei den Kontoführungsgebühren bedeuten, die laut Gottschalk für die Bank mit einem weiteren Verlust an bisherigen Einnahmen von 300 000 Euro pro Jahr verbunden sein würden. Diese "Investition" sei aber notwendig, um der sich ebenfalls dramatisch verändernden Wettbewerbssituation auch im regionalen Markt mit der Konkurrenz ausländischer Banken Rechnung zu tragen, die hier mit ausländischen Anlageprodukten um die Gunst der Kunden werben könnten.

Mit dem Beispiel der Kreissparkasse Tübingen, die in den vergangenen Wochen die Schließung von 20 ihrer bisherigen 52 Filialen ankündigte, deutete Gottschalk zudem an, dass die Voba HNR diesem Beispiel folgen werde. 60 Prozent der Kunden kämen heute nicht mehr in die Bankfilialen, sondern würden ihre Geschäfte online oder am Automaten erledigen. Aktuell fänden intern Gespräche statt, den Bestand des eigenen Geschäftsstellennetzes des Nagolder Geschäftsbereichs zu überprüfen. Im Laufe des Monats Mai rechne Gottschalk mit ersten Entscheidungen, welche Filialen geschlossen oder im Geschäftsbetrieb zumindest eingeschränkt würden. Insgesamt hoffe der Bankvorstand so, die Verwaltungskosten bereits im laufenden Jahr um knapp eine Million auf 38,7 Millionen Euro senken zu können.

Allerdings können sich Bankenvorstand und der Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Walter Seeger an der Spitze beim Umbau der Voba HNR auf den Rückhalt der derzeit mehr als 56 200 Mitglieder und den in der Vertreterversammlung anwesenden 282 Beiräten verlassen. Diese segneten sowohl den Geschäftsbericht für 2014 als auch die Planungen für das laufende Jahr durchweg einstimmig ab und erteilten bei der von Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann geleiteten finalen Abstimmung Vorstand und Aufsichtsrat auch die turnusmäßige Entlastung.