Bassics sorgte im Nagolder Kubus für seltene Hörerlebnisse (von links): Christopher Beuchert, Nico Karcher, Timo Brunke, Lars Jakob, und Manuel Schattel. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Bassics "Expedition ins Reich der tiefen Töne" lockt die Zuhörer in Scharen

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold. Im Rahmen der Nagolder Konzertreihe gastierte im Kubus das Kontrabass-Quartett Bassics. Zwei Stunden lang genoss das Publikum in entspannter Atmosphäre eine auserlesene Melange aus Musik, Poesie und subtilem Humor.

Nicht nur das attraktive Programm lockte Scharen von Zuhörer in den kleinen Konzertsaal, viel Neugier war auch dabei. Mal ehrlich: Wer hat schon einen Kontrabass im Solospiel erlebt oder aus der Nähe betrachten können? An diesem Abend lernten die Musikliebhaber in Nagold das überdimensionale Streichinstrument und seine profunde Klangwelt ausführlich kennen und zwar in bester, vierfacher Ausgabe.

Bassics ist ein gleichberechtigtes Ensemble, wo jeder Kontrabassist nach Bedarf eine solistische oder Begleitrolle spielt. Allesamt Mitglieder der renommierten Orchester Deutschlands, haben sich Christopher Beuchert aus Leipzig, Lars Jakob aus Mainz, Nico Karcher und Manuel Schattel aus Stuttgart zusammengefunden und ein Repertoire aus Originalwerken und aus oft eigenhändig arrangierten Stücken erarbeitet.

Halb ernst, halb augenzwinkernd stellte der Stuttgarter Bühnenpoet und Konzertsprecher Timo Brunke den Kontrabass als "mit Abstand das wichtigste Orchesterinstrument" vor und kündigte eine "Expedition ins Reich der tiefen Töne" an. Der ausgebildete Schauspieler tauchte tief in sein szenisches Element ein, balancierte unfehlbar auf dem schmalen Grat zwischen Ernst und Parodie, deklamierte hervorragend suggestiv und deutlich poetische Texte, entschwebte zeitweise in eigenes feinfühliges und geistreiches, dichterisches Abstraktum, vor allem aber amüsierte er das Publikum mit der Eigenwilligkeit und Schwerelosigkeit eines überzeugten Schöngeistes.

Das Gesprochene und die Musik bildeten eine künstlerische Dichte vom Rang. Neben der leichten, vorsätzlich schmalzigen "Suite für vier Kontrabässe" von Bernhard Alt, dem Strauss-Potpourri von Daryl Runswick mit verzerrten Walzer-, Polka- und Marschmotiven, dem "Libertango" von Astor Piazzolla oder der leckeren Carmen Paraphrase nach George Bizet (mit Tanz- und Gesangs-Einlagen) präsentierte sich das Bassics-Quartett auch im klassischen Repertoire – von Georg Philipp Telemann, Gabriel Fauré bis Giacomo Puccini.

Puccini. Dessen wunderschöner Celloquartettpart aus der Oper "Tosca", eine extreme und gefürchtete Herausforderung für Cellisten, meisterten die tiefsten Streicher samt der darauffolgenden Cavaradossi-Arie mit voller Innbrust und einwandfrei sauber, gesättigt von gleicher essentieller Poetik wie "Après un rêve" von Fauré.

Die basstechnische Gewandtheit kam am deutlichsten in der Schubertschen Ballade "Erlkönig" zum Vorschein, wo die nervösen, aber disziplinierten Triolen die Tragik des Geschehens wie ein Uhrwerk abzählten und die ergreifende Melodie in der dunklen Klangfarbe einen Schauer auf den Rücken der Zuhörer herbeiführte.

Von tiefen Frequenzen der dicksten Saiten bis in die hohen Lagen und Flageoletten reichte das überraschend reiche Klangspektrum, die Kontrabässe klangen geschmeidig weich im instrumentalspezifisch, begrenzten dynamischen Bereich. Abgesehen von einzelnen Intonationsschwankungen präsentierte Bassics jedoch ein einheitlich schönes Klangbild auf bemerkenswert hohem Niveau.

Unterm Strich erwies sich der Abend als höchst unterhaltsam, ein Maximum an Konzertkomfort sicherte dem Publikum die Schluss-Zugabe von Claude Debussy.