Duo Carrington-Brown begeistert mit seinem Musik-Kabarett

Von Martin Bernklau

Nagold. Briten aus Berlin – Migrationshintergrund mal ganz anders. Das Duo Carrington-Brown brachte eine ganz eigene, geradezu einzigartige Mischung aus Musik und Kabarett auf die Bühne der gut besuchten Alten Seminarturnhalle in Nagold: "Dream A Little Dream".

Rebecca Carrington spielt Cello. Und zwar ganz ausgezeichnet. Sie macht noch eine ganze Menge anderer Dinge mit ihrem Instrument. Percussion zum Beispiel, oder Pirouetten. Sie zupft das Ding zwischendurch auf ihrem Schoß wie eine Gitarre. Joe heißt es, ist mehr als 200 Jahre alt und macht das Duo zum Dreier. Die Berlinerin aus London singt aber auch, manchmal so in dieser opernhaft überdrehten Art einer Nina Hagen. Oder sie rockt wie Madonna und gurrt oder haucht wie Marilyn. Keyboard spielt sie, von Bach bis Beatles, und sie pfeift, grimassiert und formt exotische Laute wie ein ganzes Sound-Studio.

Colin Brown, ihr Partner, ihr Mann, kann nicht nur singen wie Satchmo oder Robbie Williams. Er kann Dudelsack spielen und den Moonwalk tanzen wie sein Lieblingsgenie Michael Jackson.

Die beiden sind so selbstironisch und politisch unkorrekt wie das für ein gemischtes Paar nur möglich ist. "Schwarze Männer braucht das Land!", verkündet Colin Brown ebenso ungeniert wie er sich über seinen Kinderwunsch lustig macht, ein Sex-Symbol werden zu wollen. Mit allerhand Verkleidungs-Kleinigkeiten und mit ganz knappen, treffenden Gesten mimt er den afrikanischen Stammeshäuptling nicht weniger prägnant als bei der Restaurant-Revue den türkischen Döner-Wirt.

Zum zweiten Teil marschieren sie von hinten herein: er in der kurzen Krachledernen mit Dudelsack die deutsche Nationalhymne intonierend, sie fahneschwenkend und mit schwarz-rot-goldenen Girlanden im Haar. Die liebevoll-ironische Zuneigung zur neuen Heimat hat den beiden ihren Blick nicht verstellt für deren Marotten und Schwächen.

Die Erkundungen deutscher Phonetik gipfeln in einem furiosen Solo über den Laut "pf" und das Wort "Fahrt", das Briten in zahllosen deutschen Kombinationen begegnet. Dass "Fart" lautgleich im Englischen "Furz" bedeutet, lädt die Nonsense-Neigung von Carrington-Brown dann doch zu einer hemmungslosen Blödelei ein. Da kennt der britische Humor dieser Grenzgänger keinerlei Geschmacksgrenzen.

Das Nagolder Publikum, fein umschmeichelt und frech geneckt, findet das dann auch zum Brüllen komisch und lässt sich gegen Schluss ganz willig in Mitsing- und Mitklatsch-Nummern reinziehen. Und es lässt dieses umwerfende Duo mit seinem Joe, dem Cello, nach einer perfekten, höchst witzigen und extrem kurzweiligen Show am liebsten gar nicht mehr von der Bühne gehen.