In der Nagolder Remigiuskirche gehört Tonart zu den Stammgästen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauen-Gesangsensemble und Instrumentalisten geben beeindruckende Passionskonzerte in Altensteig und Nagold

Von Maria Kosowska-Németh

Nagold/Altensteig. Für kleinere Konzertgruppen ist die Nagolder Remigiuskirche eine begehrte Aufführungsstätte, dortige Konzerte etablierten sich mittlerweile als wirkungsvoller Publikumsmagnet. Pfarrer Detlev Börries stellt gerne sein Refugium zur Verfügung und die Kirche wird meistens voll besetzt. Zu den willkommenen Bühnengästen zählt das Vokalensemble Tonart aus Nagold unter der Leitung von Thomas Breitling. Nach dem Auftritt in Altensteig einen Tag davor erlebte der winzige, aber bereits angesehene Kammerchor vor dem Nagolder Publikum seinen künstlerischen Höhenflug.

Dem Gesangs-Oktett fehlt es nicht am gesunden Ehrgeiz, um stets ein möglichst anspruchsvolles, musikalisch überzeugendes Programm anzubieten. Sein Passionskonzert setzte sich aus drei Teilen zusammen: Kreuz und Tod, Die Klage und Gehalten in dunkler Zeit.

Psalmen, Klagelieder, Fürbitten und Lobpreisungen wurden in eine lose, weder chronologisch noch stilistisch geordnete Musikkette gegliedert, im Vordergrund stand der geistliche Inhalt der Passionstexte. Die Zäsuren zwischen den Konzertteilen füllten die für Saxofon-Quartett adaptierten "Lieder ohne Worte" von Felix Mendelssohn-Bartholdy, eine kleine Band begleitete etliche Chorbeiträge und auch die Zuhörer beteiligten sich an den Passionsgesängen.

Breitling gewährte den acht Sängerinnen viel Interpretationsfreiheit, dirigierte mit bescheidenen Gesten, beinahe unauffällig. Es schien, als wäre ihm lieber gewesen, sein notwendiges Minimum an Anweisungen aus der ersten Sitzreihe heraus zu vermitteln, was er auch gelegentlich tat – mehr ein notwendiger Koordinator als Dirigent. Und doch signalisierte er mit jedem Wink dynamische Nuance, gab Einsätze und Tempo vor, verfolgte aufmerksam den Musikablauf.

In diesem vorgegebenen Rahmen agierten die Sängerinnen weitgehend selbstständig. Während die moderne A Capella-Collage "Fürwahr, er trug unsre Krankheit" noch ein wenig abwartend wirkte, führte das melodiöse Lied "Jesu, durch dein Kreuz" mit ergreifendem Cello-Solo (Anja Hummel) eine Stimmung der hoffnungsvollen Trauer ein. Angesichts der Gesangskunst in "Mitten im Leben" (Text – Notker der Stammler, karolingische Zeit) für Quartett-Besetzung hielten die Zuhörer inne, auch wegen der musikalischen Präzision.

Die nächste Schwierigkeitsstufe bildete die Klage "Ach, wie flüchtig" für drei Solostimmen. Nach "Ich schreie", einem mit beißenden, doch sauber gesungenen Dissonanzen und kristallinen Unisoni gesättigten, in Vollbesetzung vorgetragenen Psalm, erreichte die Ausdrucksstärke ihren Höhepunkt in dem schmerzvollen Ausbruch von "Lord, how come me here" (Alt-Solo Irene Breitling).

Obwohl das solistisch geprägte Gesangsensemble Tonart relativ selten auftritt, ist jedes seiner Konzerte ein musikalisches Erlebnis. Auch diesmal verdiente Tonart den durch und durch gerechten Beifall.

Ausführende waren: Thomas Breitling (musikalische Leitung), Soprane: Silja Hummel, Stephanie Schmid, Sabine Voll, Simone Ziefle, Samira Breitling (auch Flöte), Sylke Wiegers (auch Alt). Altstimmen: Irene Breitling, Gabi Heinrich. Celli: Anja Hummel, Sophia Breitling. Kontrabass: Hannes Loebich. Piano: Peter Greulich. Schlagzeug: Johannes Breitling. Saxofone: Josef Stritt, Georg Seeger, Tamara Krätschmar und Michael Tiede.