Laienspiel: Theatergruppe der Lyra Iselshausen zeigt an zwei Abenden "Ein Butler auf dem Bauernhof"

Nagold-Iselshausen. Karl Dörrzapf hat 800 Kühe – zumindest auf dem Papier. Dass die Tiere nicht tatsächlich auf seiner Weide stehen, beschert ihm ganz schnell Probleme, denn er kassiert EU-Subventionen.

Eine Betrügerei ist es ja nicht so wirklich, eher "Spitzfindigkeiten", wie es Butler Johann ausdrückt. Durch einen glücklichen Zufall ist er auf Dörrzapfs Hof gelandet. Als sich die Lage bedenklich zuspitzt und Karl kurz davor ist, in den Knast einzuziehen, präsentiert der Butler die Lösung auf dem Silbertablett: Die Kühe gehören nicht Karl, sie sind geleast!

So behält der Bauer seine Freiheit und Pfarrer Udo Glaser sein Kirchendach. Für dessen Sanierung hat Dörrzapf die Subventionen nämlich erschlichen. Und so wendet sich zum Schluss doch noch alles zum Guten in dem Theaterstück "Ein Butler auf dem Bauernhof". Die Theaterdarsteller des Iselshauser Musikvereins Lyra brachten die schwäbische Komödie in drei Akten am Freitag und Samstag auf die Bühne der Gemeindehalle.

Am Samstagabend durften sich die Darsteller über eine voll besetzte Halle, viel Applaus und noch mehr Gelächter freuen. Am Freitag ließen die Besucherzahlen ein bisschen zu wünschen übrig. Allerdings war das freitägliche Theater auch noch ganz frisch in Iselshausen. Bisher fand nur eine Aufführung am Samstag statt, bis vor drei Jahren spielte die Truppe ihre zweite Aufführung in einem Gasthof in Bittelbronn bei Horb. Dort habe die Resonanz immer mehr abgenommen und der Wirt habe die Veranstaltung altersbedingt nicht mehr stemmen können, wie Klaus Hüther berichtete.

"Wir sind für das, dass es das erste Mal war, ganz zufrieden", meinte der Regisseur. "Mehr könnte es natürlich immer sein." Vorerst will man dem zweiten Theaterabend in Iselshausen erst einmal die Chance geben, sich zu etablieren. Deswegen wird es 2018 erneut eine Aufführung am Freitag und Samstag geben.

Zu lachen gab es allemal genug für zwei Abende. Die Figur der liebestollen, Männer jagenden Magd Lore Miese hüpfte immer wieder über die Bühne und verfolgte den Butler. Der konnte sich ihrer Avancen kaum erwehren und sprang schlussendlich in der Unterwäsche vor ihr davon.

Bierernst kam indes die Beamtin des Landwirtschaftsministeriums rüber. Silvia Kleinbocks Aufgabe: Beweisen, dass Karl die Subventionen zu unrecht bekommt. Fred Schweiß nahm eigentlich keiner so wirklich ernst, mit seinem Metallsieb auf dem Kopf und seinen Geschichten von Außerirdischen. Bevor sich der Vorhang schloss, sollten die Zuschauer und die Figuren des Stücks jedoch eine unglaubliche Überraschung erleben: Tatsächlich erschien eine Frau mit silbernen Haaren und weißem Raumanzug auf der Bühne, bereit, Fred zu ehelichen und auf ihren Planeten mitzunehmen.

Alle Darsteller konnten das Publikum gleichermaßen begeistern und ihre Rollen überzeugend verkörpern. Besonders galt das für Thorsten Reule, der als Feriengast Monika Baiersknecht eine super Show ablieferte und ganz Frau war. Er feierte mit dieser Aufführung außerdem sein zehnjähriges Bühnenjubiläum bei den Lyra-Darstellern. Ebenso lang ist Heide Schneider dabei. Sie stand diesmal zusammen mit Beate Graf als kaum gebrauchte Souffleuse parat. Den etwas steifen Butler gab Martin Stottele mit stets perfekter Körperhaltung und – zumindest fast – nie die Kontenance verlierend. Nur Andrea Hofmayer vermochte es als liebestolle Magd, den fiktiven Butler aus der Fassung zu bringen.

Als Bauer erster Güte überzeugte Ralf Gleiser. Ebenso authentisch wirkte Elke Schneider, die als Karl Dörrzapfs Schwester auftrat. Oswald Kugele nahm man den ständig in Geldnöten befindlichen Pfarrer wirklich ab. Bernd Schneider spielte den für verrückt gehaltenen Fred, ohne eine Miene zu verziehen – selbst mit Küchensieb auf dem Kopf. Jasmin Schneider nahm man es förmlich ab, Bauer Karl als Beamtin Silvia Kleinbock ins Gefängnis bringen zu wollen. Birgit Schlotter sorgte als treue Freundin Michaela für den ein oder anderen Lacher. Regie führte Klaus Hüther.