Stadtwerke Nagold und die Stadtwerke Tübingen wollen die Energienetze in Nagold übernehmen. Noch hält sie die EnBW. Foto: dpa-Zentralbild

Mit Tübinger Stadtwerken als Partner bewirbt man sich um die Konzession für Betrieb in Nagold.

Nagold - Ab dem Jahr 2019 werden die Karten für den Betrieb des Strom- und Gasnetzes in der Stadt Nagold neu gemischt: Stadtwerke Nagold und die Stadtwerke Tübingen wollen die Energienetze in Nagold übernehmen. Noch hält sie die EnBW.

Die Stadt Nagold gab in einer Presseerklärung bekannt, dass die aktuellen Konzessionsverträge mit der Netze BW GmbH zum 31. Dezember 2018 auslaufen und im Rahmen einer wettbewerblichen Ausschreibung neu vergeben werden.

Vor diesem Hintergrund hatte der Eigenbetrieb Stadtwerke Nagold in den letzten Jahren intensiv geprüft, ob ein finanzielles und unternehmerisches Engagement der Stadtwerke im Bereich der Energieversorgungsnetze sinnvoll sein könnte.

Verschiedene Machbarkeitsstudien und Wirtschaftlichkeitsanalysen hätten grundsätzlich ein positives Bild für eine Beteiligung der Stadtwerke an den Energieversorgungsnetzen gezeichnet, heißt es in der Presseerklärung. Eine solche Beteiligung setze aber voraus, dass die Stadtwerke sich mit einem leistungsfähigen, auf dem Gebiet der Energiewirtschaft erfahrenen Partner an ihrer Seite um die Konzessionen bewerben.

Im Februar 2016 starteten die Stadtwerke Nagold mit Unterstützung der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner eine bundesweite Kooperationspartnersuche, um anhand von klar definierten rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Kriterien einen geeigneten Partner für die Bewerbung um die Strom- und Gaskonzession wie auch für den zukünftigen Betrieb der Netze zu finden.

Die Partnersuche der Stadtwerke sei in der Energieversorgungsbranche auf reges Interesse gestoßen. Mehrere namhafte Energieversorgungsunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet hätten Interesse an einer Kooperation mit den Stadtwerken bekundet und attraktive Angebote vorgelegt. Nach einem intensiven Auswahlprozess habe sich mit den Stadtwerken Tübingen GmbH ein etabliertes Energieversorgungsunternehmen aus der Region durchgesetzt.

Die Stadtwerke Tübingen, hundertprozentige Tochtergesellschaft der Universitätsstadt Tübingen, ist seit mehr als 100 Jahren auf dem Gebiet der Energie- und Wasserversorgung aktiv. Gemeinsam werden die beiden Stadtwerke nun die Bewerbungsverfahren um die Strom- und Gaskonzession in Angriff nehmen. Diese Verfahren stellen eine große Herausforderung für die junge Kooperation dar, weil auch den Stadtwerken Nagold keinerlei Wettbewerbsvorteile gewährt werden dürfen.

Sollte die Stadtwerkekooperation in den Konzessionsvergabeverfahren am Ende erfolgreich sein, beabsichtigen sie das Eigentum am Strom- und Gasnetz zu erwerben und die Energieversorgungsnetze zu übernehmen.

Info: Geschichte der Elektrizität in Nagold

Geschichte der Elektrizität in Nagold

 1891: Die Sägewerksbesitzer Klingler & Barthel kaufen eine ausgebrannte Getreidemühle nebst Wasserkraft, um daraus ein Elektrizitätswerk zu bauen.

 Juni 1893: Das Elektrizitätswerk Nagold nimmt den Betrieb auf. Angeschlossen sind 70 Häuser mit über 400 Glühlampen und sieben Elektromotoren. Eine Kilowattstunde kostet 60 Pfennige.

 1904: Nach dem Tode von C. Klingler übernimmt Ludwig Wohlbold, Ehemann der Klingler-Tochter Emma, die Geschäftsleitung des Elektrizitätswerks C. Klinglers Erben.

1934: Ludwig Wohlbold ist gestorben. Eigentümer des Elektrizitätswerks bleibt seine Frau Emma.

1945: Sohn Hans Wohlbold übernimmt die Leitung.

 1952: Für den Strombezug von der Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS) wird in Nagold ein 60/15-kV-Umspannwerk errichtet.

 1959: Das Elektrizitätswerk Nagold beteiligt sich an dem baden-württembergischen Pilotprojekt zum Bau eines Kernkraftwerks.

 1969: Das 60/20-kV-Umspannwerk wird durch ein neues 110/20-kV-Umspannwerk ersetzt. Das Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) nimmt Betrieb auf. Das Elektrizitätswerk Nagold bezieht jetzt regelmäßig Strom vom KWO.

 1980: Mit dem 110/20-kV-Umspannwerk Wolfsberg wird ein zweiter Einspeisepunkt im Versorgungsgebiet des Elektrizitätswerks Nagold geschaffen.

 1989: Das Elektrizitätswerk Nagold wird von der EVS übernommen. In Nagold wird eine EVS-Geschäftsstelle eingerichtet, die das ehemalige Versorgungsgebiet des Elektrizitätswerks Nagold betreut.

 2017: Die Stadtwerke Nagold gehen mit den Stadtwerken Tübingen eine Kooperation ein, um sich um die Konzession für das Nagolder Stromnetz zu bewerben.