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Bebauung des Anker-Areals beginnt. H&M eröffnet Mitte 2018. OB Großmann spricht von "historischem Moment".

Nagold - Am Mittwoch ist der Startschuss für eines der größten Projekte in der Innenstadtentwicklung gefallen: die Bebauung des Anker-Areals an der Waldach, in dem schon Mitte 2018 der Ankermieter H & M seine 1730 Quadratmeter große Verkaufsfläche eröffnen soll. Für Nagolds OB Jürgen Großmann kam der Spatenstich einem "historischen Moment" gleich.

Im Kreise der Investoren und Projektentwickler erinnerte das Stadtoberhaupt nochmals daran, dass bei diesem 15 Millionen Euro teuren Projekt nicht von Anfang an absehbar gewesen sei, "dass es die Ziellinie überschreiten wird". Zu Beginn von Großmanns Amtszeit stand an dieser Stelle noch die Anker-Brauerei – und mithin die Überlegung, ob das Unternehmen im Rahmen der Stadtsanierung "umgeswitcht" werde.

Schließlich erwarb die Stadt das 1838 Quadratmeter große Gelände und nutzte das alte Brauhaus bei der Landesgartenschau als Blumenhaus. Im Jahr 2010 war bereits die Kommunalentwicklung GmbH, kurz KE, zur Vorbereitung der Grundstücksentwicklung als Käufer eingestiegen und leitete schließlich den Rückbau der Brauerei ein. In einem städtebaulichen Ideenwettbewerb – begleitet von drei Bürgeranhörungen – setzte sich die Arbeitsgemeinschaft Anker Projekt GmbH & Co. KG, hinter der Projektentwickler Orhan Tiryaki und drei Nagolder Bürger stehen, mit dem außergewöhnlichen Entwurf der Architekten Bonasera aus Nagold und Schwille aus Reutlingen durch.

OB Großmann zeigte sich gestern überzeugt, dass der Bau, in dem neben dem Textilhandelsunternehmen H & M auch 15 Wohnungen und 305 Quadratmeter Büroflächen unterkommen, mit seinen modernen kubistischen Formen und seiner "Altstadtsprache" mit der Klinker-Fassade städtebaulich an diese "Schnittstelle zwischen Neu- und Altstadt" passt: "Hier wird nicht Altstadt nachgebaut, hier wird Zukunft gebaut." Mit der KE als professionellen Partner habe man einen "markanten Punkt zur Entwicklung unserer Innenstadt gesetzt." Oberstes Ziel sei es, mit diesem Millionenprojekt die Innenstadt zu stärken und den Branchenmix attraktiver zu machen.

Diese ambitionierte Baustelle, in unmittelbarer Nähe zur Altstadt und zugleich an dem Verkehrsknotenpunkt Busbahnhof gelegen, soll laut OB möglichst verträglich für die Anwohnerschaft gestaltet werden: "Wir müssen da eng zusammenstehen." Ein monatlicher Jour-fix mit allen Beteiligten soll anstehende Probleme frühzeitig lösen helfen.

Aber auch bautechnisch ist das Anker-Projekt eine Herausforderung: angefangen bei der von Bauherren und Architekten avisierten hohen Qualität des Rohbaus bis hin zur Baugrube, die mit ihren zwei Geschossen unter den Wasserpegel der Waldach reicht. Zig Fachleute habe man eingebunden, so Architekt Ulrich Schwille, um das Grundwasserproblem zu lösen und die historische Altstadt nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Aber, so fügte er schmunzelnd hinzu: "So schlimm wie in Stuttgart wird’s nicht."

Auch für den Ankerbeach, der vier Jahre lang im Sommer auf der Baubrache heimisch war und sich dort zur gastronomischen Attraktion mauserte, hat OB Großmann eine Lösung parat: Im Kleb in der Nähe des Badeparks kann er sich eine Fortsetzung dieser sandigen Gastromeile vorstellen. "Eine tolle Alternative", befindet Peter Elter, Organisator des Events, auf Nachfrage unserer Zeitung. Aber eine definitive Standortentscheidung für den künftigen Ankerbeach sei noch nicht gefallen. Nur so viel stehe fest: "Es wird weitergehen."