Freunde, Förderer und Unterstützer des "Altensteigerles" feierten gestern dessen Start vor genau 125 Jahren. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Feier: Heimatgeschichtsverein erinnert an den Start des "Altensteigerles" – und dankt den vielen Unterstützern

Vor genau 125 Jahren fuhr der erste Zug des "Altensteigerles" von Nagold aus nach Altensteig. Aus diesem Anlass löste der Heimatgeschichtsverein Nagold ein vor vier Jahren gegebenes Versprechen ein.

Nagold. Vor vier Jahren hatte man im Vorfeld der Landesgartenschau all jenen, die bei der Errichtung des "Altensteigerle"-Denkmals auf dem Gartenschau-Gelände am Viadukt mitgeholfen hatten, versprochen, sie alle zur Einweihung einzuladen. Doch im Trubel der Gartenschau ging der gute Vorsatz verschütt. Dieses Versäumnis holte man nun nach. Und so drängten sich gestern nun viele Freunde des "Altensteigerles" in der Jugendkunstschule, wo das Jubiläum mit einem kleinen Festakt begangen wurde.

Judith Bruckner, Vorsitzende des Heimatgeschichtsvereins Nagold, erinnerte bei einer Feierstunde in Nagold an die großen Feierlichkeiten zur Eröffnung der Bahn vor 125 Jahren. Die fanden damals allesamt, das musste Bruckner freimütig einräumen, nicht in Nagold, sondern fast ausschließlich in Altensteig statt. Dazu gehörten Böllerschüsse um 6 Uhr morgens, der Empfang der Ehrengäste aus Stuttgart in Nagold, die mit dem Zug aus Calw ins Obere Nagoldtal gekommen waren, um 9.30 Uhr, die eigentliche Festfahrt von Nagold nach Altensteig zwischen 12 und 13.30 Uhr, der festliche Empfang des Zuges in Altensteig um 13.30 Uhr oder Feuerwerk, Fackelzug und Illumination der Stadt ab 17 Uhr. Den Festball ab 20 Uhr nicht zu vergessen. Gerne hätte man ähnliche Attraktionen wie das Glockengeläut, Böllerschüsse, Feuerwerk und Fackelzug geboten, habe es dann aber doch bei der bescheidenen Feier in der Jugendkunstschule belassen, bemerkte Bruckner mit einem Augenzwinkern.

Roland Bühlmaier, einer der großen Aktivposten in Nagold, wenn es um die Erinnerung an das "Altensteigerle geht, erinnerte zunächst einmal an all die Menschen, die das Denkmal am Viadukt erst möglich gemacht haben. Und das ist eine ganz erhebliche Zahl: Insgesamt waren es 135 Personen, Firmen oder Organisationen, die sich diesem Zweck verschrieben hatten oder noch haben. "Ohne sie hätte diese museale Freilichtanlage nie gebaut werden können", betonte Bühlmaier.

Erst vor kurzem kam eine Bahnhofsuhr dazu

Der Weg zu dem Denkmal wie es heute zu bestaunen ist, war ein recht langer, so Bühlmaier. Er begann 1992 mit dem ersten "Altensteigerle"-Buch von Gerhard Reule und dem inzwischen verstorbenen Schwarzwälder Bote-Redakteur Reinhard Schwarz. Das war die Wurzel der Begeisterung für die Bahn, die in die Gründung eines Freundeskreises 1997 mündete. Als erstes renovierte man das fast zerfallene Signalhäuschen an der Haiterbacher Straße und schnitt drei Brückenwiderlager an der Waldach frei. 2003 fanden die Bahnfreunde dann Unterschlupf im Heimatgeschichtsverein. Als klar war, dass das "Altensteigerle"-Denkmal eine der Attraktionen der Landesgartenschau werden sollte, stellte man ab 2007 die Arbeiten an den Hinterlassenschaften der Strecke ein. Erst 2011 legte man mit den Arbeiten an dem Denkmal wie man es heute kennt so richtig los. Auch nach der Gartenschau wurde weiter gewerkelt, repariert und gearbeitet. Erst jüngst ergänzten die Eisenbahnfreunde das Gesamtkunstwerk mit einer Bahnhofsuhr.

Doch damit ist die Sache noch längst nicht abgeschlossen. Man hat ganz konkrete Pläne. Zunächst einmal will man den roten G-10-Güterwagen als Museumswagen ausbauen, die Telefonleitungen in den Telefonhäuschen installieren und den grünen Wagen auch noch mit den echten "Rütschle-Bänken" ausstaffieren, zählte Bühlmaier Zukunftspläne der Eisenbahnfreunde auf.

Gerhard Reule warf einen Blick in die Vergangenheit der in achteinhalb Monaten gebauten Bahnstrecke, die wesentlich zur Entwicklung des Oberen Nagoldtals beigetragen habe. Das hätte durchaus noch in viel größerem Ausmaß geschehen können, denn man hatte große Pläne mit der Bahn.

Altensteig sollte Knotenbahnhof werden

So sollte Altensteig zu einem Knotenbahnhof für ein verzweigtes Netz Richtung Freudenstadt ausgebaut werden. Doch die Weltkriege machten dem einen Strich durch die Rechnung, so Reule. Mit dem jetzt errichteten Denkmal wolle man nicht nur an die erste königlich-württembergische Schmalspurbahn erinnern, sagte Reule, sondern auch zeigen, wie die Zukunft einmal aussah – die dann später durch Bus und Lastwagen wieder zur Vergangenheit wurde.

Nach der Feierstunde lud der Verein alle Gäste, Helfer und Unterstützer zu einem kleinen "Gabelfrühstück" ein – wie damals, als der Zug das allererste Mal fuhr.