An seinem neuen Wirkungsort kann er sich endlich entfalten: Johannes Arnold vor dem Ettlinger Rathaus. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Was macht eigentlich...?: Johannes Arnold hat an seiner neuen Wirkungsstätte schon viel verändert

Von Roland Buckenmaier

Nagold/Ettlingen. Im badischen Ettlingen sind neue Zeiten angebrochen. Die Schlammschlacht im Rathaus ist zwar noch nicht vergessen, aber die Ettlinger blicken nicht mehr zurück, sondern nach vorn. Für diesen Aufbruch steht ein Name: Johannes Arnold, Nagolds früherer Finanzbürgermeister.

Es ist ein gutes halbes Jahr her, dass der 41-Jährige im ersten Wahlgang zum Stadtoberhaupt von Ettlingen gewählt wurde und Nagold den Rücken kehrte – zumindest beruflich. Seine Familie wohnt nach wie vor hier. Selbst ein Oberbürgermeister tut sich in Ettlingen auf der Suche nach einer geeigneten Immobile schwer. Und Bauplätze sind Mangelware. Also blieb Arnold nichts anderes übrig, als ein Zimmer an seinem neuen Wirkungsort zu nehmen und ansonsten zu pendeln. Am Wochenende hält er sich wenigstens einen Tag für Frau und seine drei Kinder frei, den Rest der Woche stürzt er sich in Ettlingen mit Akribie in die Arbeit. Dass im OB-Zimmer im ersten Stock des ehrwürdigen Rathauses noch abends um 23 Uhr die Lichter brennen, ist keine Seltenheit. Die langen Abende, an denen er nicht zur Familie nach Nagold fahren kann, verbringt er lieber am Schreibtisch als alleine vorm Fernseher. Es gibt viel zu tun.

Seine Vorgängerin hat ihm eine schwere Hypothek hinterlassen. Der Rathausstreit zwischen der Oberbürgermeisterin und ihrem Ersten Beigeordneten hat das kommunalpolitische Klima in der Stadt mit ihren 38 000 Einwohnern nachhaltig belastet. Alles, was aus dem Rathaus kam, wurde in der Bürgerschaft mit großem Misstrauen betrachtet. Arnold hätte sich anderswo sicher eine leichtere Aufgabe aufhalsen können, aber er hat sich gleich am Anfang, als er sich nach drei Anfragen von außen schließlich zur OB-Kandidatur entschlossen hatte, in diese Stadt verliebt. Sein Rezept, um das verlorene Vertrauen der Bürgerschaft zu den Stadtoberen zurückzugewinnen, klingt einfach: "Transparenz und gute Arbeit." Aber diese Rezeptur wirkt Wunder.

Wenn man in diesen Tagen in Ettlingen Passanten oder Mitarbeiter im Rathaus befragt, wie sich der neue Oberbürgermeister denn so macht, bekommt man unisono die gleiche Antwort im badischen Singsang: "gut". Und eine Ettlingerin fügt vielsagend an: "Man hört ja nicht so viel". Ruhe im Rathaus: Das ist in dieser Stadt ein gutes Zeichen.

Auch die Fraktionen im Stadtrat haben mittlerweile erkannt, dass im Rathaus ein neuer Geist herrscht. Bei der Haushaltsberatung überschütteten die Fraktionen den Neuen zwar wie schon früher mit einem riesigen Berg von Anträgen – alleine 120 waren es in diesem Jahr, in seiner Nagolder Zeit waren's insgesamt allenfalls fünf – aber die Atmosphäre hat sich gewandelt: Dass die städtischen Finanzen einstimmig vorberaten wurden, das hat es in Ettlingen noch nie gegeben.

Und dabei ist diese Stadt richtig reich – vor allem im Vergleich zu Nagold. Ettlingen hat gerade vier Millionen Euro Schulden, Nagold fünf Mal so viel. Und die Gewerbesteuer sprudelt dort im Badischen dreimal so stark wie im Schwarzwaldtal.

Ja, Johannes Arnold darf sich sogar Schlossherr nennen, weil das ehemals markgräfliche Schloss heute wie viele anderen Immobilien im Besitz der Stadt ist. Aber er will dies gar nicht so betont wissen. Auch in dieser exponierten Position bescheiden bleiben, das hat Johannes Arnold sich fest vorgenommen.

Was er in seiner Nagolder Zeit zuerst unter Prewo und dann unter Großmann gelernt hat, kommt ihm jetzt zupass. Jetzt kann er endlich das tun, was ihm am Schluss seiner Nagolder Zeit verwehrt war: Er kann sich entfalten. Ideen umsetzen. Menschen mitnehmen.

Und bisweilen spürt er auch die andere Seite – die Last der Verantwortung. Wie vor wenigen Wochen, als er vor der 450-köpfigen Mitarbeiterschaft stand und dachte: "Donnerwetter, jetzt erwarten die alle, dass ich das Schiff durch die stürmische See steure."

Aber der Neue fährt einen guten Kurs: "Ich mache meine Arbeit, die ich gelernt habe, und die Leute sind froh. Was Besseres kann doch nicht passieren." Mittlerweile hat der erklärte Schwabe auch das Herz der Badener gewonnen. Spätestens, als er bei einem festlichen Anlass mit Inbrunst ins Badenerlied einstimmte.