Der neue Leiter des Polizeireviers Nagold, Klaus Armbruster (Mitte), machte sich vor Ort am Parkplatz der Monhardter Wasserstube ein Bild vom Verlauf der groß angelegten Verkehrskontrolle, die der Einbruchsbekämpfung entlang der B 28 dienen sollte. Foto: Kunert

Beamte aus Nagold machen entlang der B  28 Verkehrskontrollen. Maßnahme dient der Einbruchsbekämpfung.

Ebhausen/Kreis Calw - Die Bundesstraße 28 zwischen Offenburg und Nagold eine "Rennstrecke" für Einbrecherbanden? Die Vorstellung muss schockieren. Aber die Festnahme einer Einbrecherbande in Offenburg brachte genau dies an den Tag.

Die Reaktion des Polizeireviers Nagold mit seinem neuen Leiter, dem Ersten Polizeihauptkommissar Klaus Armbruster, an der Spitze: Eine groß angelegte Verkehrskontrolle an genau dieser B 28. Im Bereich des Parkplatzes der Monhardter Wasserstube zwischen Ebhausen und Altensteig nahmen die extra von der Bereitschaftspolizei Bruchsal zur Unterstützung angeforderten Einsatzkräfte Aufstellung, um gezielt verdächtige Fahrzeuge unter die Lupe zu nehmen. Das Täterprofil, nachdem dabei vor allem Ausschau gehalten wurde: Zwei und mehr junge Männer in einem eher hochmotorisierten Fahrzeug mit auswärtigem Nummernschild.

Genau so war jene ausschließlich aus Georgien stammende Einbrecherbande unterwegs, der man, so berichtet Erhard Schulz, stellvertretender Nagolder Revierleiter, nach guter solider polizeilicher Ermittlungsarbeit auf die Spur gekommen sei. An der spektakulären Festnahme- und Durchsuchungsaktionen im Raum Offenburg waren unter anderem auch Beamte des Kriminalkommissariats Calw beteiligt. Die Bande war, so die heutigen Erkenntnisse, tatsächlich hauptsächlich entlang der B 28 auf Beutezug. Besonders betroffen waren dabei die Gemeinden Ebhausen, Egenhausen und die Stadt Nagold selbst. Dieser Bande war es vor allem zuzurechnen, dass die Einbruchszahlen allein in Nagold sich seit Anfang dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr verzehnfacht hatten.

Was die genaue Auswertung dabei zu Tage brachte – und damit eine langfristige Beobachtung des Polizeipräsidiums Karlsruhe bestätigte: Einbrecher lieben offensichtlich das Zwielicht der Dämmerung. Die meisten Einbrüche geschahen am späten Nachmittag mit einsetzender Dunkelheit. Entsprechend war die Verkehrskontrolle an der B 28 zeitlich so angesetzt, dass mutmaßlich am Nachmittag anreisende "zwielichtige Gestalten" hätten abgefangen werden können. Vordergründig wurden Fahrzeugpapiere und Ausweise kontrolliert. Und in Verdachtsfällen ließ man sich die Verbandskästen zeigen. Aber dabei galt der zweite besonders aufmerksame Blick der Beamten immer der Suche nach möglichen Einbruchswerkzeugen.

Fündig wurden die Beamten an diesem Nachmittag nicht – sieht man vom Entdecken einiger kleinerer Ordnungswidrigkeiten wie vergessenen Führerscheinen oder Fahrzeugpapieren einmal ab. "Aber darum geht es auch nicht", so Klaus Armbruster. "Jedenfalls nicht in erster Linie." Man wolle Präsenz zeigen, präventiv mögliche Nachahmungstäter abschrecken. Und vor allem den Menschen in Nagold und Umgebung das durch die Einbruchserien der letzten Zeit verlorene Gefühl der Sicherheit zurückgewinnen helfen: "Wir nehmen die Rufe aus der Bevölkerung nach mehr Präsenz der Polizei als Reaktion auf die explodierenden Einbruchszahlen sehr ernst." Die Bekämpfung der Einbruchskriminalität habe derzeit die höchste Priorität in der Polizeiarbeit, so Armbruster.

Daher werden auch solche Polizeikontrollen keine Einzelaktionen bleiben. Weitere unangekündigte Kontrollen im Kreisgebiet würden folgen. So werde das Polizeirevier Nagold verstärkt auch Zivilbeamte einsetzen und vermehrt Fußstreifen in gefährdeten Wohngebieten durchführen. Durch das gezielte Verteilen von Flugblättern mit Tipps zur Verhinderung von Wohnungseinbrüchen wolle man die Sensibilität der Bevölkerung weiter steigern, bei verdächtigen Wahrnehmungen in der eigenen Nachbarschaft lieber einmal zuviel den Polizeinotruf 110 zu wählen.

Bei den kontrollierten Verkehrsteilnehmern stieß die Polizeiaktion größtenteils auf viel Verständnis. "Das ist okay, so etwas muss sein", sagten etwa zwei Brüder, die in einem dem Täterprofil entsprechenden Audi nach Nagold unterwegs waren. "Nur so funktioniert Sicherheit."