Die Vorlese-Reihe "Nagold liest" zieht immer wieder viele Zuhörer in ihren Bann. Foto: Virag Foto: Schwarzwälder-Bote

Literatur: "Nagold liest" diesmal in der Burgschule

Nagold. "...Und fragst du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr." Auf eine spannende Reise in die Welt des Kunstmärchens – quer durch Europa bis hinein in den Vorderen Orient – schickte der Arbeitskreis Kultur des Nagolder Bürgerforums seine Gäste anlässlich der Vorlesereihe "Nagold liest und..." in den Räumen der Burgschule.

Gäste sitzen unter dem Märchenbaum

Annemone Braun-Miller als Vertreterin des Schulleiters Paul Miller und Cornelia Hildebrandt-Büchler vom Arbeitskreis Kultur begrüßten die Gäste in fantasievoller Umgebung unter dem "Märchenbaum" im Klassenzimmer der seit nunmehr 40 Jahren bestehenden Burgschule.

David Brym stimmte auf seinem Saxophon mit Etüden von Guy Lacour musikalisch auf die Märchenreise ein, und so durften die Zuhörer in den Genuss von fünf märchenhaften Geschichten kommen, angefangen in Deutschland mit Hermann Hesses "Die beiden Brüder" und Novalis "Das Märchen von Hyazinth und Rosenblütchen" über Frankreich mit dem "Riesenspielzeug" von Adelbert von Chamisso sowie Großbritannien und Irland mit Oskar Wildes "Der selbstsüchtige Riese" bis hoch nach Skandinavien mit der eher schwermütigen Erzählung "Die alte Agneta" von Selma Lagerlöf.

Ausdrucksstark und lebendig ließen Barbara Rennig und Tillmann Zutavern die Märchenfiguren auferstehen, die im Unterschied zum Volksmärchen statt anonymer Überlieferung eine bewusste Schöpfung des Autors sind. Oft steht ein menschlicher Konflikt im Mittelpunkt – manchmal auch der Konflikt mit sich selbst, was die Kost nicht immer leicht macht.

Einen perfekten Ausgleich dazu schuf die Kochgruppe der Burgschule unter der Leitung von Luisa Hufschmidt mit sommerlich leichten, fantasievoll angerichteten Häppchen sowie Sekt und Orangensaft.

Nach der Pause reisten die Zuhörer von Italien über Spanien in den Vorderen Orient und weiter nach Russland, wo Leo Tolstojs "Die beiden Brüder" sich die Frage nach dem großen Glück stellten. Als Abschluss des gelungenen Abends trug Tillmann Zutavern die Parodie "Der Fuchs und die Gänse" von Janosch auf Märchen der Gebrüder Grimm vor und beendete damit einen Abend voller Begegnung mit den Urfantasien der Menschheit, festgehalten in Märchen, weit vor einer Zeit, in der die Werbung die Fantasie kommerziell besetzen wollte. Denn – so wusste schon Tolstoj – wer immer nur das große Glück sucht, der verliert oft das kleine.