Die Anfänge des A-capella-Männerquintetts reichen bis in die Schulzeit zurück. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Kammerkonzertreihe: Leipziger Ensemble überzeugt auch ohne Dezibelstärke und künstliche Klangeffekte

Von Maria Kosowska-Németh

Das Quintett Nobiles begeisterte das Publikum bei der Nagolder Kammerkonzertreihe im Kubus. Technische Versiertheit und eine überlegte Repertoire-Auswahl ließen die Gäste auf ihre Kosten kommen.

Der Auftritt des Leipziger Ensemble Nobiles war eine unumstrittene Zierde der Nagolder Kammerkonzertreihe im Kubus. Das A-capella-Männerquintett mit Paul Heller (Tenor), Christian Pohlers (Tenor), Felix Hübner (Bariton), Lukas Lomtscher (Bass) und Lukas Heller (Bass) entstammt dem weltberühmten Knabenchor der Leipziger Thomaskirche und pflegt in der Kammerbesetzung dessen 800-jährige Gesangstradition.

Noch in ihrer Schulzeit entdeckten die damals heranwachsenden Jungs eine ideale Ausdrucksform ihrer stimmlichen Fähigkeiten – den Männerchorgesang. Sie gründeten eine eigene Kleinformation. Der Name und die künftige künstlerische Ausrichtung standen schon von Beginn an fest: Ensemble Nobiles, also "vornehm", "adlig".

Mit eiserner Konsequenz, anfangs als Septett, mitunter abenteuerlich, strebten sie ihrem Ziel entgegen. Nach zehn Jahren hat das Quintett sechs CDs, Welttourneen, internationale Wettbewerbpreise und bedeutende Auszeichnungen, darunter den Sonderpreis des Amarcord-Ensembles für das beste unverstärkte Stück unter dem Originaltitel "Bis willekommen", vorzuweisen.

Tradition reicht weit zurück

Nicht in Dezibelstärke und künstlichen Klangeffekten, sondern in der natürlichen, "naturbelassenen" Ausdruckskraft, technischen Versiertheit und überlegten Repertoire-Auswahl liegen die Vorzüge der Nobiles, die neulich in Nagold Lieder von Romantiker Edvard Grieg, Max Reger, Robert Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Moritz Hauptmann, Friedrich Silcher, Louis Spohr und Robert Volkmann sowie den gegenwärtigen Komponisten Fredo Jung und Fritz Weiße im Programm "Leipziger Liedertafel" präsentierten.

Die Tradition der Liedertafeln begann Anfang des 19. Jahrhundert. Aus den geselligen Runden, wo die bürgerlichen Männer dem gemeinsamen Gesang bei guten Essen und ausgesuchten Weinen huldigten, bildeten sich später erste Chorvereinigungen heraus. An die frühen, spontanen und ausgelassenen Zeiten knüpfte das Ensemble Nobiles an und die Sänger erweckten mit seinem Konzert das Klima der romantischen Unbeschwertheit wieder zum Leben.

Weder eine Stimmgabel noch vorherige Einstimmung brauchten sie, um jeden Anfangsakkord sicher und rein zu intonieren. Nicht minder präzise kamen die kleinsten Feinheiten der Dynamik zum Vorschein – von kaum wahrnehmbarem pianissimo bis sonorem forte – und auch die oft verwinkelte Harmonie (Reger, Grieg) gestalteten die exquisit ausbalancierten fünf Stimmen transparent, geschmeidig und malerisch zugleich.

Publikum wird verzaubert

Das Publikum versank dermaßen im romantischen Geist der Naturapotheose und unglücklicher Liebe, dass der Zwischenapplaus recht zögerlich folgte. Umso begeisterter honorierte das Publikum leichtere Programmpunkte wie etwa die Vertonungen der Verse von Wilhelm Busch. Die Begegnung mit der edlen Gesangskunst von Ensemble Nobiles schloss das Lied "Schöne Nacht" von Wilhelm Nagel ab.