Dana Rehwald versucht, die eingeschlossene Mutter aus dem kaputten Aufzug zu befreien. Foto: Rousek

Aufzug im Burg-Center seit 13 Wochen defekt. Drei Personen bleiben stecken. Treppe keine Lösung.

Nagold - Die Funktionstüchtigkeit des Aufzugs im Nagolder Burg-Center scheint sich momentan zu einem nie enden wollenden Drama zu entwickeln.

Fast 13 Wochen lang stand der Aufzug gänzlich still, dann gab es endlich gute Neuigkeiten: Er läuft wieder. Die Freude währte allerdings nur kurz: Nachdem der Aufzug einen Tag lang funktioniert hatte, bleibt eine junge Frau mit einem Säugling und einem Kleinkind in der gläsernen Kabine stecken. Es geht nicht auf- und nicht abwärts, die Türen rühren sich nicht. Erst eineinhalb Stunden später wird die Frau befreit. "Ein Unding", sind sich sowohl Passanten, wie auch Angestellte der Stadtbibliothek einig. Nun steht der Fahrstuhl wieder still.

"Die Hausverwaltung sagt immer, es wird gemacht – aber es passiert gar nichts", beschwert sich Brigitte Bessey von der Stadtbibliothek. Zahlreiche Besucher haben sich mit dem Anliegen bereits an die Hausverwaltung gewandt – ohne Ergebnis. "Wir helfen ständig den Leuten, die Treppe heraufzukommen", sagt Bessey. "Aber das ist ja auf Dauer auch keine Lösung."

Eingeschlossene Frau muss im Aufzug stillen

Dana Rehwald war zufällig zu dem Zeitpunkt in der Stadtbibliothek, als die Mutter mit ihren beiden Kindern im Aufzug steckenblieb. Nun versucht sie gemeinsam mit ihrem Begleiter und Bessey mühsam, die Aufzugtür aufzustemmen. Vergeblich. Lediglich einen Spalt breit bekommen sie die Tür auf. Just in diesem Moment fängt auch noch das Baby im Aufzug an zu schreien. "Ich muss stillen", ruft die junge Mutter den Helfern durch den Spalt zu.

Irgendwo findet Brigitte Bessey eine gepolsterte Wickelunterlage, die gerade so durch den Spalt in den Aufzug passt. Darauf setzt sich die junge Frau, um ihr Baby zu stillen. Ihr anderes Kind, ein etwa zweijähriges Mädchen, bekommt einige Kinderbücher durch die Öffnung geschoben. "Zum Glück bleibt die Mutter so ruhig", lobt Rehwald. Die Hausverwaltung ist zu diesem Zeitpunkt bereits informiert und rückt die Notrufnummer für Aufzug-Zwischenfälle heraus. Von der Notrufzentrale heißt es, in etwa einer halben Stunde wird jemand kommen.

Im Eingangsbereich vor der Treppe befinden sich zwei ältere Damen, die zielgerichtet zum Aufzug laufen. "Er funktioniert schon wieder nicht", ruft Bessey ihnen zu. Rehwald und ihr Begleiter laufen hinunter und helfen Renate Götz, die mit ihrem Rollator unterwegs ist, hinauf. Sie selbst habe sich schon oft beschwert bei der Hausverwaltung, sagt sie. "Aber das ist ja die Krönung", ärgert sich Götz und zeigt auf die Szene, die sich in und um den Aufzug abspielt. "Die Barrierefreiheit war ja ausschlaggebend dafür, dass die Stadtbibliothek ins Burg-Center gezogen ist", schimpft Bessey. "Das Bürgerzentrum soll in eineinhalb Wochen einziehen, da bin ich gespannt, wie das wird."

Eineinhalb Stunden später schließlich, wird die junge Frau und ihre beiden Kinder von einem Beauftragten der Aufzug-Firma aus dem Aufzug befreit. Unterdessen hatten die Helfer bereits die Feuerwehr alarmiert – schließlich war die Hilfe innerhalb einer halben Stunde angekündigt gewesen. "Fünf Minuten später und die Feuerwehr wäre da gewesen", meint Dana Rehwald. Inzwischen hängt wieder ein Schild am Aufzug. "Defekt". "Die Frage ist, wie lange es dieses Mal dauert", seufzt Rehwald.

Die Hausverwaltung bedaure den Vorfall, schreibt Lars Kramer als deren Vertretung auf eine Anfrage unserer Zeitung. "Vor kurzem wurde die Reparatur durchgeführt und von der Aufzugswartungsfirma auch zum Betrieb freigegeben. Aus welchen Gründen es nunmehr gestern zu der Störung gekommen ist, wissen wir nicht, da uns noch kein Ergebnis seitens der Wartungsfirma vorliegt. Wir werden den Vorgang gewissenhaft nachverfolgen und die Geschehnisse gegenüber der Wartungsfirma scharf rügen", ist in dem Antwortschreiben zu lesen.

Auch Bürgermeister Hagen Breitling zeigt sich verständnislos: "Nach unserem Kenntnisstand wurde in den vergangenen Tagen an der Behebung des technischen Defekts gearbeitet. Dennoch verläuft der Betrieb zu unserem großen Bedauern und Ärgernis nach wie vor nicht störungsfrei", heißt es in einer Pressemitteilung.