"Le Nuove Musiche" traten in der Stadtkirche auf. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: "Le Nuove Musiche" pflegen frühbarocke Musik möglichst authentisch zu interpretieren

Musik aus der Renaissance und dem Frühbarock klang selten so authentisch wie bei "Le Nuove Musiche". Mit Nachbauten historischer Instrumente transportieren die Kirchenmusiker altes Liedgut in die moderne Zeit.

Von Jacqueline Geisel

Nagold. "Le Nuove Musiche" bezauberten rund 70 Zuhörer in der Nagolder Stadtkirche. Im Zentrum des Konzerts stand der ursprünglich von Martin Luther verfasste Choral "Mit Fried und Freud ich fahr dahin". Dieser wurde nicht nur einmal, sondern viele Male von verschiedenen Komponisten zu individuellen Choralmotetten umgeschrieben. Vier dieser Komponisten – Bartholomäus Gesius, Johann Hermann Schein, Balthasar Resinarius und Johannes Eccard – nahmen die vielseitigen Musiker in ihr Programm auf.

Ergänzt wurden die unterschiedlichen Versionen des Kernstücks von weiteren Kompositionen, die dem Thema "Sterben und Ewigkeit" folgen, darunter "Wenn mein Stündlein vorhanden ist" von Sethus Calvisius, Erasmus Widmanns "Mitten wir im Leben sind" und Dietrich Buxtehudes Klagelied "Alle Menschen müssen sterben".

Die Thematik des Sterbens und die Auseinandersetzung damit prägen das Ende des Kirchenjahres und wurden daher auch zum Gegenstand des sonntäglichen Konzerts. Zur Zeit des Barock, als die gespielten Stücke entstanden sind, habe man zum Tod noch ein anderes Verhältnis gehabt, nicht zuletzt, weil er ständig präsent gewesen sei. Die Menschen seien gezwungen gewesen, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig seien die Lebensumstände so schlecht gewesen, dass die Ewigkeit bei Gott besonders herbeigesehnt worden wäre und etwas sehr Positives gewesen sei, erklärte Esemblemitglied Peter Ammer.

Abwechslung im Programm

Manche der Stücke gaben die Musiker aus Nagold, Stuttgart, Bamberg und Weikersheim vierstimmig, andere fünfstimmig wieder, manche rein instrumental und manche mit Gesang. Diese Abwechslung brachte eine gewisse Spannung ins Programm. Selbst ihre Instrumente wechselten Eva-Magdalena Ammer (Gesang, Gemshorn), Ortrun Dieterich (Blockflöten, Viola da Gamba, Gemshorn, Krummhorn), Regine Hangstein (Gesang, Blockflöten, Gemshorn, Krummhorn, Dulzian, Pommer), Peter Ammer (Orgel, Barockposaune, Gemshorn) und Horst Wiedermann (Barockposaune) häufig während des Konzerts, was ihrem Auftritt zusätzlich noch eine besondere Dynamik verlieh.

Einige der eingesetzten Intrumente wie das Krummhorn, der Pommer oder die Gemshörner – in diesem Fall aus afrikanischen Kuhhörnern gefertigt – sind heutzutage im normalen Spielbetrieb nicht mehr zu hören. Aber sie waren es im 16. Jahrhundert. Selbst bei den noch heute bekannten Instrumenten wie der Orgel und der Posaune verwendeten "Le Nuove Musiche" Originalnachbauten, wie sie im Frühbarock verwendet wurden. Mit dem Einsatz dieser Nachbauten schienen sich die Musiker erst richtig in die Zeit, aus der die von ihnen gespielten Kompositionen stammen, hineinzuversetzen. Ihr besonderer und teils ungewohnter Klang verlieh dem Konzert eine ganz individuelle Note.

Ein ebenso großer Hinhörer war "Nunc dimittis" – von Eva-Magdalena Ammer in lateinischer Sprache gesungen. Dieses Stück bildete gleichzeitig den thematischen Abschluss des Konzerts, denn es basiert auf dem biblischen Lobgesang des Simeon. Diese Bibelgeschichte war die Grundlage für Luther’s Choral und damit auch für alle darauf aufbauenden Kompositionen.