Als einer der ersten Projekte im Youz hat Yannik Stadelmaier die "Muckibude" des Jugendhauses generalüberholt, um sie möglichst bald wieder in Betrieb zu nehmen. Foto: Kunert

YOUZ: Yannik Stadelmaier ist Neuzugang im Mitarbeiter-Team. Hufschmidt: Müssen uns neu erfinden.

Nagold - "Man(n) kann schon sagen, dass sich das Youz gerade komplett neu aufstellt." "Mann" wird in diesem Fall mit zwei "N" geschrieben, weil das Jugendhaus laut Geschäftsführer Gerd Hufschmidt derzeit eine echte "Männeroffensive" erlebe.

Jüngster Neuzugang ist Yannik Stadelmaier, der in der offenen Jugendarbeit die Nachfolge der nach Wildberg gewechselten Hanna Glaser angetreten hat.

Stadelmaier ist gebürtiger Herrenberger und gelernter Erzieher. Eigentlich habe er nach der Schule in Tübingen ein Studium in Ethnologie und Politik begonnen, allerdings schon da mit dem erklärten Berufsziel "Integrative Jugendarbeit". Er habe aber schnell gemerkt, dass er viel lieber praktisch arbeiten wollte. "An der Front", erzählt der 27-Jährige. Da passte es, dass es in Herrenberg eine Berufsschule für Erzieher gebe.

Seine notwendigen Praktika dort führten ihn in verschiedene Kinder- und Jugendtagesstätten. Sein Anerkennungsjahr brachte ihn ins Kinder- und Jugendhaus nach Stuttgart-Hallschlag, in einen ehemaligen sozialen Brennpunkt. Seit September ist er mit der Ausbildung fertig. Und gleich Mitte September trat er seinen Dienst in Nagold im Youz an.

Hier kann man Musik richtig laut spielen

Was ihn so an der Jugendarbeit fasziniert: "Ich habe selbst so ab zwölf, dreizehn Jahren regelmäßig das Jugendhaus in Herrenberg besucht." Geradezu ein Erweckungserlebnis. "Endlich das tun, was man wollte, ohne jemanden zu stören." Musik machen zum Beispiel. Stadelmaier spielt Gitarre. Im Jugendhaus war das möglich – lauter natürlich als daheim. "Es gibt hier einfach Entfaltungsmöglichkeiten für die Jugendlichen, die es so nirgendwo anders gibt."

Der zweite Aspekt, der für ihn als Besucher eines Jugendhauses immer sehr wichtig gewesen sei: "Du lernst andere Jugendliche kennen, zu denen du sonst nie einen Bezug bekommen hättest." Er selbst, erzählt Stadelmaier, komme musikalisch eher aus dem Punk. Als Jugendlicher im Jugendhaus Herrenberg habe er aber zum Beispiel auch die "Gangster-Rapper" der Stadt kennengelernt. Und festgestellt, "dass die auch ganz cool sind".

So kam es, dass er bereits früh begonnen habe, im Herrenberger Jugendhaus mitzuarbeiten. Dort gehört er seit Jahren zum Organisationsteam des "48-Stunden-Festivals", sitzt mittlerweile in dessen Vorstand. Als Musik- und Kulturinteressierter habe er den Imagewandel Nagolds in den letzten Jahren, besonders seit der Landesgartenschau mitbekommen. Mittlerweile seien, nach seiner Wahrnehmung, die Kulturangebote hier sogar vielfältiger als in Herrenberg. Deshalb war für ihn klar, dass er mit dem neuen Job auch seinen Lebensmittelpunkt nach Nagold verlegt. Aktuell ist er daher hier auf Wohnungssuche.

Auch Flüchtlinge sollen miteinbezogen werden

Im Youz sei sein erstes größeres Projekt die Generalüberholung der seit einiger Zeit stillgelegten "Muckibude" gewesen, nachdem er gemerkt habe, dass es dafür einen echten Bedarf bei den Jugendlichen gebe. Auch beim Mittagstisch und der Fußball-AG arbeite er mit. "Die ersten Wochen waren bereits super", so Stadelmaier. Team und Jugendliche hätten ihn durchweg sehr positiv aufgenommen. Doch die eigentlichen Herausforderungen, da sind sich Stadelmaier und sein neuer Chef Gerd Hufschmidt einig, die stünden noch bevor.

"Es kommen aktuell viele neue Leute nach Nagold", erklärt Youz-Geschäftsführer Hufschmidt. Gemeint sind natürlich die vielen Flüchtlinge, die auch in Nagold Aufnahme suchen. "Auch wir möchten auf diese neue Situation reagieren, uns dafür als Jugendeinrichtung neu aufstellen." Denn gerade in den Reihen der Flüchtlinge gebe es viele Kinder und Jugendliche, für die man Angebote bereitstellen möchte. Allerdings: "Viele dort wissen mit solchen Einrichtungen wie dem Youz gar nichts anzufangen. Sie kennen solche Angebote aus ihrer Heimat gar nicht."

Das Youz sei daher Mitglied im Arbeitskreis Asyl, um sich aktiv in den notwendigen Integrationsprozess der Neuankömmlinge einzubringen. Ein Stichwort dabei: "Integration durch Sport". Allerdings ist Hufschmidt bewusst, dass man "noch ganz am Anfang" stehe, sich in der veränderten Situation als Jugendhaus "komplett neu zu erfinden".