Anstelle es einstigen "Schwarzen Adler" ist ein siebengeschossiger Mietwohnungsbau geplant. Auch im Stadtrat ist das manchem zu hoch. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Wohnungsmarkt: Verwaltung wundert sich über Kritik / Regionalverband sieht Bedarf

Nagold. Die Stadt Nagold hat ein Luxusproblem. In kaum einer anderen Stadt der Region wird so viel gebaut wie hier. Aber das gefällt nicht jedem. Stadträte spüren zunehmend den Ärger in der Bürgerschaft. Michael Stikel (Freie Wähler) machte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Sprachrohr: "Die Bürger hauen uns in die Rippen. Wir sind die, die etwas sagen müssen."

Stein des Anstoßes ist das geplante Wohnprojekt in der Bahnhofstraße. Der siebengeschossige Bau, der anstelle des einstigen Gasthauses "Schwarzer Adler" entstehen soll, stand auch in den Leserbriefspalten unserer Zeitung in der Kritik. Eine Verdichtung sei an für sich "gut und sinnvoll", erklärte Stikel, aber in diesem Fall müsse "ein Geschoss runter". Zudem prophezeit er ein mit dem Mietobjekt verbundenes Parkplatzproblem: "Die parken uns in der Olga- und Wilhelmstraße alles zu."

Oberbürgermeister Jürgen Großmann zeigte sich verwundert: "Bei mir hat sich noch keiner gemeldet, dass zu viel gebaut wird. Alle rufen nach Mietwohnungen, nun gilt es konsequent zu sein." In der gleichen Ratssitzung hatte der neue Verbandsdirektor des Regionalverbandes Nordschwarzwald, Matthias Proske, der Stadt Nagold "ungünstige Attraktivitätswerte" beim Thema Wohnraum attestiert. Angesichts eines prognostizierten Zuwachses der Bevölkerung auf 22350 Einwohner bis ins Jahr 2035 gebe es "durchaus Bedarf".

Ralf Fuhrländer, Chef des Stadtplanungsamtes, weiß um die Nachfrage: "Wohnungen gehen weg wie geschnitten Brot." Um so mehr verwunderte ihn die Kritik. Der Stadtrat sei es gewesen, der die Verwaltung aufgefordert habe, die innerstädtischen Freiflächen zu überplanen: "Genau das machen wir."

Grünen-Stadträtin Brigitte Loyal wandte sich gleichwohl gegen eine "Nachverdichtung um jeden Preis". Nicht nur in ihren Augen werde "zu viel, zu hoch und zu tief gebaut". Auch viele Bürger würden ähnlich denken.

OB Großmann verwies auf die jungen Menschen, die sich in Nagold niederlassen wollten und eine Wohnung suchen. Diesen Bedarf gelte es zu decken. 60 Prozent der neu geschaffenen Wohnungen würden ohnedies von Nagolder Bürgern aufgekauft. Im Fall des "Schwarzen Adlers" habe der Wohnungsmarkt eben "über das Schicksal des Gebäudes entschieden".