Ganz schön lustig: Klaus Birk bei seinem Auftritt in der alten Heimat. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Alt-Nagolder Klaus Birk gibt in der Alten Seminarturnhalle sein Comedy-Solo – auch fürs Fernsehen

Von Martin Bernklau

Nagold. Klaus Birk in Nagold, das ist ein Heimspiel. "Na ja", sagt der Mann mit dem notorischen VfB-Schal beim "Warm up" für die Fernsehkameras, als Fan habe man es da gerade "nicht immer einfach". Zwei Abende lang bespielte er mit "Liebe Dich!" als Solist die ausverkaufte Alte Seminarturnhalle mit seinen Geschichten von Männern und Frauen, von Schwaben und der Welt.

Für einen Comedian ist Klaus Birk viel zu fein, geistvoll und hintergründig. Für einen Kabarettisten alter Schule verzichtet er zu sehr auf belehrende Aufklärung und rebellisch kalauernden Wortwitz. Sein Schwäbisch ist auch abgemildert und nicht hinreichend selbstverliebt, als dass der gebürtige Nagolder mit seinen Alltags-Notizen aus der schwäbischen Provinz bloß auf der Welle von Dialekt- und Heimat-Kleinkunst reiten würde. Aber ein virtuoser Live-Routinier, ein Bühnentier, eine Rampensau, das ist er schon. Zur Deko gehören eine Holzkuh und der ausgestopfte Hund in Hab-Acht-Stellung neben dem Fernsehsessel.

Ja, der VfB! Das ist eines von Klaus Birks Leitmotiven seit langen Jahren. Und da gibt es wahrhaftig genug zu kritteln, zu spotten, zu höhnen. Die Verzweiflung des Bühnen-Birk ist leiser, dröhnt nicht verbittert und bedient nicht so schnell und billig den Zorn der Enttäuschten. Jürgen Klopp vom BVB, Leidensgenosse aus dem tiefsten Tabellen-Keller – so Birk – habe gesagt, man bemühe sich, das Tor zu treffen. "Das ist beim VfB nicht so", heißt sein knapper Kommentar mit Zeitzünder-Effekt. Und in gekonntem Timing liefert er seine traurigen Belege nach.

Viel, viel lieber als auf schnelle Pointen und Gags verlässt sich dieser Entertainer auf die gut erfundenen oder genau beobachteten Geschichten, die geradezu mitgeschnittenen Dialoge aus seinem Repertoire. Beim VfB sind das dann die Erinnerungen an die einzigen eingeborenen Schwaben Tasci, Gomez und Khedira im Team, denen damals Cacao als Neuschwabe im Kader folgte. Über das Aussterben der Schwaben, der Deutschen räsoniert und bruddelt Birk auf seine Art und findet immer auch die Kurve zu der Sache mit den Männern und den Frauen.

Birks Bosheiten über die Dummheit und die Hässlichkeit der Menschen, der Männer (die Frauen kommen doch deutlich milder weg), der Deutschen und der Schwaben streifen nur manchmal ganz sacht die rustikale Beschimpfung und Verhöhnung, mit der noch mehr Erfolg garantiert wäre. Ein unerreichtes Glanzlicht ist die Geschichte, die von der Frage ausgeht, die ein schwäbischer Mitbürger beim Schaffen vor der Garage dem bekannten Kabarettisten stellt: "Ja, sind Sie grad nicht im Fernsehen?"

Für den kurzen Gag, die knallige Pointe opfert Klaus Birk fast nie die Tiefe seiner Geschichten um Parken, Shoppen, Klamotten-Geschmack und liegen gebliebene Socken – vorzugsweise um die drollig unvermeidlichen Missverständnisse im Sagen, Meinen und Verstehen zwischen dem Mann und seiner Frau, der Frau und ihrem Mann. Das treibt Birk in oft absurde Zuspitzungen, aber nie ins Irreale: "Ich will keine Überraschung zu Weihnachten, ich will einen Akku-Bohrer!"

Er muss an diesen Abenden in der Alten Seminarturnhalle in die Kameras sprechen. Aber er spricht auch die Menschen unten im Parkett an, sein Publikum, manchmal die Frauen direkt: "Wenn Ihr Typ so einen rasend schlechten Geschmack hat, warum ist er dann ausgerechnet mit Ihnen zusammen?"

Am Ende der "Komeede", nach zwei, drei umjubelten Zugaben, wird Klaus Birk auch irgendwie ganz ernsthaft. Der Dank an seine Teams von der Semi-Halle und vom Südwestrundfunk, an sein Nagolder Publikum hat etwas Anrührendes und Aufrichtiges, Echtes. Kein Scherz mehr, alles ohne Ironie und Pointe. Heimatliebe vielleicht, alte Heimatliebe.