St. Martinsfest: In der Kirche werden Kleiderspenden für Waisenkinder gesammelt / Laternenumzug

Nagold-Vollmaringen. In Vollmaringen wurde am Samstagabend unter dem Motto "Meins wird deins" das Martinsfest gefeiert. Hier begleitet nicht nur Sankt Martin den Laternenumzug – es werden auch Hilfsgüter gesammelt, die für Waisenkinder in Rumänien bestimmt sind.

Der Verein "Hilfstransporte und Waisenhilfe" hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen in den Hilfsgebieten in Rumänien und Ungarn eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimat zu schaffen. Regelmäßig bringen Lastwagen Hilfsgüter in diese Gebiete.

Vor 17 Jahren hatten Eltern von Kindergartenkindern die Idee, anlässlich des Martinstages am 11. November das Prinzip des Teilens besonders zu würdigen und es vor allem schon den Jüngsten nahezubringen. Zu diesem Anlass können Kleiderspenden in die Kirche gebracht werden, die von dem Vollmaringer Team nach Größen sortiert und fertig verpackt werden, wie Annemone Braun-Miller berichtet. Die Kartons werden dann an den Verein "Hilfstransporte und Waisenhilfe" weitergeleitet. Zudem bringen die Kinder Kuscheltiere zum Altar, die sie einem anderen Kind schenken. So trägt hier jeder auch noch so kleine Mensch dazu bei, dass den Ärmeren eine Freude gemacht wird. Die in Vollmaringen gesammelten Dinge sind für ein Waisenhaus in der Nähe der Stadt Sibiu vorgesehen.

Diakon Michael Feldmann begrüßte die Anwesenden und fragte die Kinder, was denn an dem Tag eigentlich gefeiert werde – was alle wussten: das Fest des heiligen Martin.

Geboren wohl als Martinus, wuchs er als Sohn eines römischen Militärtribuns in Pannonien im heutigen Ungarn auf. Die Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die Gruppe der Katechumenen, der Taufbewerber, aufgenommen.

Widerwillig beugte Martinus sich dem Gebot des Vaters und schlug eine Militärlaufbahn ein. Als Sohn eines römischen Offiziers war er zum Militärdienst verpflichtet. Im Alter von 15 Jahren wurde er zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand eingezogen, das zu der Zeit die Residenz der westlichen römischen Reichshälfte war. Während Kämpfen zwischen Römern und Alemannen in Gallien, dem heutigen Frankreich, und später auch jenseits des Rheins, in denen Martinus unter Julian diente, vertiefte sich sein Glaube.

Vor einer Schlacht gegen anrückende Germanen in der Nähe des Heerlagers der Civitas Vangionum, des heutigen Worms, verweigerte Martinus als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme mit dem Hinweis, er sei von nun an nicht mehr miles Caesaris, ein Soldat des römischen Kaisers, sondern miles Christi, Soldat Christi, und bat um Entlassung aus dem Armeedienst. Dies wurde ihm lange verweigert, und so wurde er erst 356 nach Ableistung seiner 25-jährigen Dienstzeit im Alter von 40 Jahren von Julian aus dem Heerdienst entlassen.

Martin war Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken. Er verkörperte als asketischer Mönch das spätantike Ideal eines Bischofs oder Priesters. Als Nothelfer und Wundertäter wurde Martin schnell in der gesamten Touraine bekannt. Am 4. Juli 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Statt in der Stadt zu leben, wohnte er lieber in den Holzhütten vor der Stadtmauer.

Die Legende des geteilten Mantels wurde vor der Vollmaringer St. Georg-Kirche nachgestellt. Ein Reiter auf einem Pony stellte den Heiligen dar, der im Jahr 344 bei Amiens seinen Mantel mit einem armen Mann geteilt haben soll.

Wegen des stürmischen Wetters ging der Laternenumzug nicht durchs Dorf, stattdessen wurde die Kirche zweimal umrundet. Gegenüber auf dem Dorfplatz saß dann auch ein Mann auf einer weißen Decke, der die Hälfte des roten Umhanges von St.Martin bekam. Dazu spielte die Jugendkapelle, und es wurden die bekannten Martinslieder gesungen. Im Anschluss bewirtete das Kindergartenteam die Gäste.